Bio-Brucheier und -Knickeier

Bio-Brucheier und -Knickeier – zu gut zum Wegwerfen

In der Natur herrscht Vielfalt. Das gilt auch für Eier – egal ob sie aus Bio- oder Freilandhaltung stammen. Je nach Rasse, Fitness oder Alter der Hühner fallen mehr oder weniger kleine oder große Eier an. Die Schalen können braun oder weiß, glatt oder etwas brüchig sein. Ein Forschungsprojekt suchte nach kreativen Wegen, Bio-Eier außerhalb der Norm zu verwerten.

Krumme Möhren und Äpfel mit Macken gibt es bereits im Supermarkt. Dagegen bietet der Einzelhandel nur Eier der Güteklasse A an, meist in den Gewichtsklassen M und L. Denn der Gesetzgeber erlaubt nur den Verkauf von einwandfreien Eiern, egal ob es sich um Bio-, Freiland- oder konventionelle Eier handelt. Für die Güteklasse A gelten folgende Mindestanforderungen:

  • Schale: normale Form, sauber, unbeschädigt
  • Luftkammer: Höhe nicht über sechs Millimeter, unbeweglich
  • Eiklar: klar, durchsichtig, gallertartige Konsistenz
  • Dotter: beim Durchleuchten nur schattenhaft sichtbar; beim Drehen des Eies nicht wesentlich von der zentralen Lage abweichend
  • Keime: nicht sichtbar entwickelt
  • frei von Ein- und Auflagerungen, zum Beispiel Blutflecken
  • frei von Fremdgeruch

Wichtig zu wissen: Junge Hennen oder auch Zweinutzungshühner legen in der Regel kleinere Eier. Kleine Eier (Gewichtsklasse S) zählen ebenso wie sehr große Eier (Gewichtsklasse XL) als A-Ware. Ihre Qualität ist einwandfrei. Dennoch sind sie im Handel kaum anzutreffen. Mit dem Kauf solcher Eier beim Bauern direkt kann man die Höfe mit Legehennenhaltung unterstützen und die Eier retten.

Eier mit optischen Mängeln

Bis zu sechs Prozent der Eier machen sogenannte Knickeier und verschmutzte Eier aus. Sie gelten als B-Ware und dürfen deshalb nicht verkauft werden. Knickeier sind Eier, deren Kalkschale etwa durch Picken nur leicht beschädigt oder runzelig ist – ihre innere Schalenhaut bleibt dabei unversehrt. Bei manchen Eiern ist die Schale sogar durchbrochen und die Schalenhaut verletzt. Solche Eier heißen Brucheier.

Je nach Rasse beginnen Hühner im Alter von vier bis neun Monaten mit dem Eierlegen. Wichtig hierfür sind gute Haltungsbedingungen und eine bedarfsgerechte Fütterung. Für eine intakte Eierschale muss die Kalkversorgung stimmen. Mit dem Futter nehmen die Hühner Kalzium auf und lagern es in den Knochen an. Dort bildet sich quasi ein Depot. Allerdings lässt die Fähigkeit, Kalzium aus dem Knochen zu mobilisieren oder aus dem Futter zu verwerten, mit dem Alter der Tiere nach. In der Folge wird die Schale dünner und weicher. Die Hennen legen vermehrt Knick- und Brucheier. Deshalb enden die meisten Legehennen im Alter von 1,5 Jahren als Suppenhuhn.

Dreckige Eier

Als weiteres Manko zählen verschmutze Eierschalen – schlimmstenfalls ist die Schale mit Kot verschmiert. Dass es immer mehr dieser sogenannten Schmutzeier gibt, liegt daran, dass mehr und mehr Betriebe Hühner im Freiland oder in Mobilställen halten. Freilandhühner bevorzugen oft natürliche Ei-Ablageplätze. Statt ins Legenest legen sie ihre Eier lieber in Bodenmulden unter Büschen oder im Dickicht, wo sie vor Fressfeinden geschützt sind.

Neue Vermarktungswege erforschen

Das BÖL-Projekt "Bio-Ei Inwertsetzung" will Betrieben helfen, Knickeier zu vermeiden und einen individuell passenden Absatzweg für alle Eier zu finden. Denn mit dem Verkaufserlös können sie ihre Kosten zumindest teilweise decken. Außerdem bedeutet dies für sie eine Wertschätzung ihrer Arbeitsleistung. Hierfür hat die Bioland Beratung GmbH zusammen mit dem Demeter e.V. und dem Institut für ländliche Strukturforschung Verwertungsstrategien für schwer verkäufliche Eier untersucht und erfolgreiche Praxisbeispiele gefunden. Die Lösungen reichen vom Verkauf der Eier an Zwischenhändler, Bäckereien oder Nudelhersteller bis hin zur Direktvermarktung. Wer nicht selbst vermarkten will, kann die Eier in gekochter Form an die eigenen Tiere verfüttern, selbst verzehren oder über eine Erzeugergenossenschaft in den Markt bringen. Die beste Lösung hängt von den Betriebszweigen und Absatzwegen des Hofes ab. Gute Beispiele gibt es bereits.

Eier backen, braten und kochen

Die Familie Leiders vom Stautenhof verarbeitet ihre B-Eier von ihren 2.400 Legehennen einfach selbst. Denn zum niederrheinischen Bio-Hof gehören ein Hofladen, eine Bäckerei, eine Metzgerei und ein Bistro. "Dies ermöglicht es uns, auf unserem Hof die eigenen Eier vielfältig zu verwerten. Ganz leicht verschmutzte Eier – ohne Dreckklumpen oder Kotauflagerungen – verbacken wir in unserer Backstube zu Kuchen oder Gebäck", so Betriebsleiter Christoph Leiders. Ein anderer Teil der B-Ware landet in der Metzgerei als Zutat für Frikadellen oder in verschiedenen Eierspeisen im Bistro.

Eier kiloweise verkaufen

Oliver Franck vom brandenburgischen Gut Kienberg verkauft die Eier seiner 440 Legehennen vor allem an private Kundinnen und Kunden in Berlin. Verpackt sind die Eier kiloweise in Kartons aus stabiler Wellpappe. "Wir mischen unterschiedliche Größen, weil unsere Kunden nicht nur kleine oder große Eier haben wollen, je nach Eigröße passen 18 bis 22 Eier in einen Karton", erläutert Franck.

Außer dem Wunsch, Lebensmittel zu retten, treibt den engagierten Betriebsleiter der Kreislaufgedanke an. So werden auf dem Gut Kienberg die Eierschalen kompostiert, um den sandigen und kalkarmen Ackerboden mit Kalzium zu versorgen. Die Schmutz- und Knickeier werden an die Küken verfüttert. Was übrig bleibt, wird im Winterhalbjahr zu Eierlikör verarbeitet. Den geben die Francks an treue Kunden zum Herstellungspreis ab oder schenken ihn auf Hoffesten aus. So bleibt jedes Ei wertvoll.


Letzte Aktualisierung 27.03.2023

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