Viel Freiraum brauchen die Tiere aber auch, um nicht in Stress zu geraten und sich nicht gegenseitig mit ihren spitzen Schnäbeln zu verletzen. Damit die Puten ihre Federn artgerecht pflegen und nach Futter picken können, dürfen ihre Schnäbel in der Biohaltung nicht wie sonst üblich gekürzt oder geschliffen werden. Gegen das betäubungslose Kürzen der schmerzempfindlichen Schnäbel und anderer tierschutzrelevanter Verstöße in der Putenmast klagt die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt mit einer in Baden-Württemberg eingereichten Tierschutz-Verbandsklage.
"Vor Gericht wird es zwar eigentlich nur um eine konkrete Putenmastanlage gehen, aber wir rechnen damit, dass der Fall durch drei Instanzen gehen wird. Die Bundesregierung wird im Erfolgsfall gezwungen sein, eine Verordnung zu erlassen, die mit der heute üblichen Putenmast nicht mehr viel zu tun hat", heißt es in einer Presseerklärung der Tierschutzorganisation.
Bio-Puten sind entspannter
Trotz unversehrter Schnäbel lassen Puten in ökologischer Haltung wenig Federn, bestätigt eine Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. "Die geringeren Hautverletzungen bei Bio-Puten lassen sich möglicherweise auf das erhöhte Platzangebot im Vergleich zur konventionellen Putenhaltung zurückführen, welches den Tieren ermöglicht, pickenden Artgenossen auszuweichen. Des Weiteren können ein strukturierter Stall mit Beschäftigungsmaterialien sowie der Zugang zum Freigelände dazu beitragen, Langeweile und der damit einhergehenden Federpick- und Kannibalismusproblematik vorzubeugen", so Dr. Birgit Spindler, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Tierärztlichen Hochschule Hannover und Fachtierärztin für Tierschutzkunde. Wichtig sei es überdies, verletzte oder kranke Tiere sofort aus dem Bestand zu nehmen. Um den Überblick zu behalten, sollten die Herden nicht zu groß sein: Bio-Herden dürfen maximal 2500 Tiere haben.