Wie werden Hühner in der ökologische Landwirtschaft gehalten?

Ökologische Hühnerhaltung

Die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau schreiben eine artgerechte Haltung der Tiere vor. Artgerecht bedeutet, dass die Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können. Dabei unterscheiden sich die natürlichen Bedürfnisse der Haushühner kaum von denen der Wildhühner.

Unsere Haushühner stammen von Wildhühnern ab. Das wilde Bankivahuhn gibt es auch heute noch in Südostasien. Wilde Hühner leben in kleinen Gruppen zusammen, die aus einem Hahn und mehreren Hennen bestehen. Tagsüber verbringen die Hühner die meiste Zeit mit der Nahrungssuche. Sie streifen gemeinsam umher und scharren und picken im Boden nach Insekten, Würmern, Samen und Knospen. Nachts flattern sie zum Schlafen auf höhere Äste von Büschen oder Bäumen. Dort sind sie geschützt vor Feinden wie dem Fuchs. Wildhühner legen nur zwei bis dreimal im Jahr Eier. Diese werden dann in einer Bodenkuhle, die mit Laub und Gras gepolstert wurde, ausgebrütet. Die Henne passt gut auf ihre Küken auf. Droht Gefahr, verstecken sich die Küken unter den Flügelfedern der Henne. Dort schlafen sie auch, bis sie alt genug sind, selbst auf Bäume zu flattern.

Domestizierung des Huhns

Schön die Jäger und Sammler freuten sich über das Fleisch der Wildhühner, und auch die Eier waren eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Vor etwa 3000 Jahren begann der Mensch, Hühner zu domestizieren. Gezüchtet wurde auf verschiedene Merkmale, zum Beispiel auf eine hohe Eier-Legeleistung oder einen guten Fleischansatz, aber auch auf Schönheit oder Kampfeslust.

Artgerechte Haltung von Hühnern

Die natürlichen Verhaltensweisen der Haushühner unterscheiden sich kaum von denen der Wildhühner. Die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau schreiben eine artgerechte Haltung der Tiere vor. Das heißt, dass die Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können.

Auf Biohöfen haben Hühner immer einen Auslauf zur Verfügung. Hier können sie tagsüber herumlaufen und im Boden nach Nahrung scharren und picken. Außerdem haben sie hier die Möglichkeit, Sand- oder Staubbäder zu nehmen. Dazu legen sie sich alleine oder mit mehreren Artgenossen zusammen in eine trockene Bodenkuhle, wälzen sich darin herum und werfen Sand oder Staub über sich. So befreien sie ihr Gefieder von lästigen Parasiten. Nachts gehen die Hühner in der Regel von ganz alleine in ihren Stall, wo sie sich auf erhöhten Stangen zur Nachtruhe niederlassen.

Der Stall muss groß genug sein, dass sich Hühner "aus dem Weg gehen können". Hühner haben eine ausgeprägte Rangordnung, die auch "Hackordnung" heißt. Sie gehen miteinander nicht immer freundlich um und setzen gerne ihre Schnäbel ein, um ihre Rechte durchzusetzen.

In einem Biohühnerstall findet man einen eingestreuten Scharrraum, Wasserstellen, Sitzstangen und Kotplätze und einen überdachten Auslauf, der es den Tieren bei jedem Wetter erlaubt, Frischluft zu schnuppern und im Sand zu baden. In Legehennenställen gibt es natürlich auch Nester, in die die Hennen ihre Eier legen können. In einem Bio-Legehennenstall dürfen nicht mehr als 3.000 Hennen gehalten werden.

Gefüttert werden die Hennen überwiegend mit Futter, das auf dem eigenen Hof erzeugt wird. Sie bekommen meist Futtermischungen aus Getreide, Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen oder Erbsen, Ölsaaten wie Soja oder Sonnenblumen, Grünmehl und Pflanzenöl.

Der Stall auf Rädern: Das Hühnermobil

Immer häufiger findet man auf Biobetrieben eine mobile Hühnerhaltung. Das bedeutet, dass die Hühner in einem Stall auf Rädern leben, der auf einer Wiese aufgestellt wird. Das Hühnermobil wird regelmäßig auf neue Flächen gefahren, so dass die Hühner immer frisches Grünfutter bekommen. Die Verschmutzung der Flächen durch die Hühner ist gering und damit auch die Gefahr, dass sich die Hühner mit Krankheiten anstecken.

Legehennen und Masthühner

In der Landwirtschaft werden Hühner in der Regel gehalten, um entweder Eier oder Fleisch zu erzeugen. Für diese beiden Nutzungsarten wurden im Laufe der letzten Jahrhunderte hochspezialisierte Rassen gezüchtet, die häufig auch im biologischen Landbau eingesetzt werden. Die sogenannten Fleischrassen setzen viel Fleisch an, legen aber wenig Eier. Die Hühner von Legerassen legen viele Eier, bleiben aber sehr mager. Da die männlichen Küken von Legerassen weder Eier legen noch einen guten Fleischansatz haben, werden sie deshalb meist "nicht benötigt".

Seit dem 1. Januar 2022 ist das routinemäßige Kükentöten in Deutschland verboten. Während Frankreich, Österreich und Luxemburg nationale Beschränkungen eingeführt haben, die Niederlande eine verbindliche Reduktionsstrategie vorgelegt hat, ist das routinemäßige Kükentöten im EU- und weltweiten Maßstab eine gängige Praxis geblieben. Daher hat die Europäische Kommission angekündigt, einen Vorschlag für eine EU-weite Beendigung des Kükentötens vorzulegen.

Um das Kükentöten zu vermeiden, bieten sich drei Alternativen an: 

  • die Geschlechtsbestimmung im Ei,
  • die Aufzucht der Bruderhähne,
  • und die Züchtung von Zweinutzungsrassen.

In der biologischen Landwirtschaft gibt es schon länger verschiedene Initiativen zur Aufzucht von Bruderhähnen und der Züchtung von Zweinutzungsrassen. Bei den sogenannten Zweinutzungshühnern werden die weiblichen Tiere gehalten, um Eier zu erzeugen, die männlichen Tiere werden gemästet. Beide Leistungen – also die Legeleistung und die Mastleistung – sind zwar geringer als bei den spezialisierten Rassen, dafür lassen sich jedoch alle Tiere nutzen.

Die Brudertier Initiative Deutschland (BID) setzt sich dafür ein, dass die Bruderhähne – die männlichen Geschwister der Legehennen – als Masthähnchen nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau aufgezogen werden. Durch einen Aufpreis von 2 bis 4 Cent pro Ei finanzieren die Legehennen die entstehenden Mehrkosten für die Aufzucht ihrer Brüder mit.

Bei der Geschlechtsbestimmung im Ei werden die Eier mit männlichen Küken-Embryonen in den ersten Tagen ihrer Entwicklung aussortiert. Die Küken werden also gar nicht erst ausgebrütet, sondern zum Beispiel in der Futtermittelherstellung verwertet. Dies ist zwar laut den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erlaubt, die Methode wird jedoch von verschiedenen Öko-Anbauverbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland abgelehnt, denn auch auch hier wird auf spezialisierte Hochleistungsrassen gesetzt. Die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau fordern jedoch den Einsatz von Rassen mit einer hohen Anpassungsfähigkeit an örtliche Bedingungen, um Gesundheitsprobleme zu vermeiden.

Wissenswertes über Hühner

  • Wie viele Eier legt eine Biohenne?
    Eine Biolegehenne legt ungefähr 260 Eier im Jahr.
  • Wie lange dauert es, bis aus einem Ei ein Küken schlüpft?
    Wenn eine Henne brütet, dauert es drei Wochen, bis aus dem Ei ein Küken schlüpft.
  • Was bedeutet der Eierstempel?
    Im Laden findet ihr nur Eier, die einen Stempel tragen. Dieser verrät die Herkunft des Eies: Die erste Ziffer informiert über die Haltungsform. Die Ziffer "0" steht für ökologischen Landbau, die "1" für Freilandhaltung, die "2" für Bodenhaltung und die "3" für Käfighaltung.  In den EU-Mitgliedstaaten ist die Haltung von Legehennen in kleinen Käfigen nicht mehr zulässig, in anderen Ländern allerdings gibt es weiterhin Käfighaltung.

In der ökologischen Hühnerhaltung haben die Tiere Zugang zu einem Freigelände. Die Ställe sind groß und hell und haben einen eingestreuten Scharraum. Es dürfen nicht mehr als 3000 Tiere in einem Stall gehalten werden.


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