Bio-Schweine brauchen Stroh und Frischluft

Wie werden Bio-Schweine gehalten?

Seit 2021 dürfen alle Ferkel nur noch unter Betäubung kastriert werden. Bei den ökologischen Anbauverbänden gilt das schon länger. In der Mast müssen Bio-Schweine dann Stroh im Stall und einen Auslauf im Freien haben. Wer es noch tierfreundlicher machen will, lässt die Sau raus auf die Weide.

Bio-Schweine sind noch die Ausnahme: Ihr Anteil am gesamten Schweinebestand liegt trotz wachsender Nachfrage nach Bio-Schweinfleisch bei unter zwei Prozent. Gründe dafür könnten die aufwändige Haltung und die damit verbundenen hohen Kosten für Ställe mit viel Tierwohl sein. Bio-Ferkel werden Stroh geboren und mit Milch und Bio-Futter großgezogen. Nach den Vorschriften für den ökologischen Landbau dürfen Bio-Ferkel mindestens vierzig Tage an der Muttersau saugen. Die Sau kann sich frei bewegen und ungestört um ihre Ferkel kümmern.

Damit die Ferkel nicht unnötig leiden müssen, verzichten Bio-Schweinemastbetriebe ganz bewusst auf schmerzhafte Eingriffe wie das Kupieren der Schwänze. Bio-Ferkel zu kastrieren, war bereits vor der Einführung der Betäubungspflicht nur unter Auflagen möglich: Wer seine Ferkel kastrieren wollte, musste sie vorher betäuben oder ihnen zumindest Schmerzmittel verabreichen. Im Alter von etwa 20 bis 24 Wochen ziehen die Ferkel dann in den Maststall um.

Haltung nach Verhalten

Egal ob Ferkel oder Mastschwein – Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern orientieren sich am natürlichen Verhalten der Schweine. Daher besitzt ein Bio-Stall immer verschiedene Lebens- und Rückzugsbereiche: "Neben dem Liegebereich gibt es einen extra Fressbereich und einen gesonderten Kotbereich. Erst dann fühlen sich die reinlichen Schweine wohl", erläutert Stefan Itter vom Hof Eiwels im nordhessischen Kirchberg. Dabei sollten die einzelnen Stallbereiche, je nach Nutzung, unterschiedlich warm und unterschiedlich intensiv belüftet sein. Die Liegebereiche müssen stets mit Naturmaterialien wie Stroh, Sägemehl oder Spelzen eingestreut sein. Spaltenböden sind tabu. Das gilt nicht nur für den Stall, sondern auch für den Außenbereich. So können sich die Tiere weniger verletzten und nach Belieben mit ihrem Rüssel im Stroh wühlen.

Grasende Bio-Schweine

Schweine sind von Natur aus gewohnt, sich viel in frischer Luft zu bewegen. Das hält sie fit und stärkt ihr Abwehrsystem. Deshalb haben alle Bio-Schweine immer Zugang zu einem Auslauf im Freien. Auf manchen Bio-Höfen leben die Schweine sogar ganzjährig auf der Weide. Fachleute sprechen hier von Freilandhaltung. Da Schweine auf der Futtersuche immer die Erde durchwühlen, machen sie jedoch die Grasnarbe einer Weide schnell kaputt und verdichten die Böden in tonigen und lehmigen Ausläufen. Leichter gelingt diese tierfreundliche Haltung auf sandigen Böden.

Auf dem Bioland-Hof Frohnenbruch am Niederrhein leben nicht nur die Kühe, sondern auch die Schweine draußen. Dort können sie ihr arteigenes Verhalten hervorragend ausleben: "Unsere Freilandschweine grasen und wühlen wie verrückt im Boden nach Wurzeln und Käfern zum Fressen", freut sich Bärbel Bird, die zusammen mit ihrem Sohn den Hof bewirtschaftet.

Forschende belegen Vorteile der Weidehaltung

Agrarwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Thünen-Instituts für ökologischen Landbau haben herausgefunden, dass der Weidegang die Gesundheit von tragenden Sauen fördert. Außerdem fressen sie genau wie Kühe Gras und Kräuter. Das Kleegras von der Weide versorgt die Schweine mit Energie und Protein. Dadurch verringert sich ihr Bedarf an Kraftfutter. Als wichtiges Glied innerhalb der Fruchtfolge nützt Kleegras auch noch dem Boden.


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Letzte Aktualisierung 13.03.2023

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