Konventionelle Betriebe füllen diese Qualitätslücke, indem sie synthetisch hergestellte Aminosäuren ergänzen. Im Öko-Landbau ist das nicht zulässig. Viele Bio-Betriebe greifen stattdessen auf konventionelles Mais- oder Kartoffelklebereiweiß zurück, um die begrenzenden Aminosäuren in ausreichender Menge bereitzustellen. Das ist seit Januar 2022 nicht mehr möglich.
"Wir wissen von unseren Praxisbetrieben, dass bei Legehennen eine 100 Prozent-Bio-Fütterung funktioniert", sagt Vogt-Kaute. "Allerdings müssen Betriebe dafür an vielen Schrauben drehen, um vor allem eine ausreichende Versorgung mit Methionin sicherzustellen."
Ölkuchen als Alternative
Der Berater geht davon aus, dass die Betriebe dafür verstärkt auf methioninreiche Ölkuchen aus Soja, Sonnenblumen, Raps, Sesam, Lein oder Leindotter zurückgreifen werden. Welcher Ölkuchen eingesetzt wird, hängt von der lokalen Verfügbarkeit und den Preisen ab, aber auch von der eingesetzten Ration und den Möglichkeiten zur Aufbereitung. Ölkuchen aus Sonnenblumen ist zum Beispiel relativ günstig, hat aber den Nachteil, dass die Schalen hohe Rohfasergehalte aufweisen.
Bei Betrieben, die ihr Futter selbst mischen, kann der Einstieg oder die Ausweitung des Ölpflanzenanbaus deshalb sinnvoll sein. Allerdings ist dafür der Zugang zu Aufbereitungsanlagen wie Ölpressen oder Toastanlagen für Soja notwendig. Die größeren Futtermühlen werden laut Vogt-Kaute wahrscheinlich verstärkt auf EU-Soja als bewährtes Eiweißfuttermittel setzen, um die Zahl der Mischkomponenten gering zu halten.