Milchziegenhaltung kann Bio-Betrieben eine interessante Perspektive bieten, wenn die Voraussetzungen stimmen. Foto: Being Organic in EU
Die Ziegenhaltung ist in Deutschland eine Nische. Doch gerade für ökologische Betriebe kann sie interessante Perspektiven bieten – insbesondere in Regionen, in denen es Molkereien gibt, die Ziegenmilch abnehmen. Hier finden Sie einen Überblick über die Anforderung an die ökologsche Ziegenhaltung. Außerdem stellen wir Ihnen innovative Projekte und Betriebe rund um die Öko-Ziegenhaltung vor.
Ziegenhaltung in Deutschland – Zahlen, Fakten und Bio-Anteil
Die "Kuh des kleinen Mannes" kommt wieder groß raus. Foto: Being Organic in EU
Ziegen gehören zu den ältesten wirtschaftlich genutzten Haustieren. Sie leben seit 10.000 Jahren mit dem Menschen zusammen. In Deutschland wurde die "Kuh des kleinen Mannes" lange als genügsame Lieferantin für Fleisch und Milch geschätzt. Um 1920 wurden in Deutschland circa 4,5 Millionen Ziegen gehalten (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.). Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Ziegenhaltung jedoch an Bedeutung und erreichte 1977 mit etwa 37.000 Tieren einen Tiefpunkt. Mittlerweile steigt die Zahl der Ziegen in Deutschland stetig an. Laut der Agrarstrukturerhebung wurden in Deutschland 2023 über 160.000 Ziegen auf etwa 10.300 Betrieben gehalten. Der Anteil am Gesamtviehbestand liegt damit bei etwa drei Prozent.
Etwa 55.000 Ziegen werden in Deutschland auf Öko-Betrieben gehalten, das ist etwa ein Drittel des gesamten Ziegenbestandes. Ein Grund für den relativ hohen Öko-Anteil liegt darin, dass Öko-Ziegenmilch als Rohstoff für die Herstellung von Babynahrung immer beliebter wird. Ziegenfleisch kommt in Deutschland eher selten auf den Tisch. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland nur etwa 22.000 Ziegen gewerblich geschlachtet.
In der Landschaftspflege sind Ziegen insbesondere auf steilen Flächen, auf denen der Aufwuchs von Gehölzen vermindert werden soll, nützliche Helfer. Sie sind trittsicher und kletterfreudig und erreichen auch entlegene Winkel, in denen die Pflege durch Maschinen nicht möglich ist. Erfahren Sie auf Nutztierhaltung.de mehr über den Einsatz von Ziegen in der Landschaftspflege.
Welche Voraussetzungen gelten für die Haltung von Ziegen?
Wer in Deutschland Ziegen hält, muss sich an die tierseuchenrechtlichen Bestimmungen halten. Alle Betriebe, also auch Hobbyhalterinnen und -halter, müssen den Betrieb bei der zuständigen Stelle registrieren lassen. Alle Tiere müssen mit Ohrmarken gekennzeichnet werden. Das Führen eines Bestandsregisters sowie Stichtagsmeldungen sind verpflichtend. Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage des BMEL.
Wie viele Ziegen muss man mindestens halten?
Ziegen sind gesellige Herdentiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten. Sie dürfen nicht alleine gehalten werden, sondern in Hobbyhaltung mindestens zu zweit. Allerdings sind größere Gruppen artgerechter. Eine Gruppengröße von 50 bis 60 Tiere bezeichnet die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. als optimal.
Umstellung auf die ökologische Ziegenhaltung – Zertifizierung und Kontrolle
Für die Haltung von Öko-Ziegen gelten die Bestimmungen der EU-Öko-Verordnung. Die Anforderungen der Verordnung beziehen sich zum Beispiel auf die Fütterung, den Zugang zu Weide, die Größe der Stall- und Weideflächen oder die Verwendung von Tierarzneimitteln. Die Haltung von Öko-Ziegen muss im Rahmen des Bio-Kontrollsystems zertifiziert und kontrolliert werden.
Rechtliche Vorgaben für die ökologische Ziegenhaltung laut EU-Öko-Verordnung
Diese Rechtstexte gelten für die ökologische Haltung von Ziegen:
Umstellungsprozess und Umstellungszeiten für die Bio-Ziegenhaltung
Bevor Ziegenmilch und -fleisch ökologisch vermarktet werden dürfen, müssen die Tiere bereits über einen bestimmten Zeitraum nach ökologischen Regeln gehalten worden sein. Für die Umstellungszeiten sind je nach betrieblichen Voraussetzungen, sind verschiedene Optionen möglich.
Haltungsbedingungen in der ökologischen Ziegenhaltung
Erhöhte Plätze werden von Ziegen gerne genutzt. Foto: Wendland
Eine ökologische Ziegenhaltung muss den artspezifischen Bedürfnissen der Tiere gerecht werden. Dazu zählen Bewegungsfreiheit, Sozialkontakt, Auslauf ins Freie sowie Zugang zur Weide.
Da die Tierhaltung im Ökolandbau flächengebunden erfolgen muss, darf die Gesamtbesatzdichte den Grenzwert von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und Jahr nicht überschreiten. Für die Ziegenhaltung bedeutet das konkret: Pro Hektar können etwa 13,3 Ziegen gehalten werden.
Ziegen haben innerhalb der Herde ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Rangordnung wird durch Kämpfe und Stoßen ausgefochten. Insbesondere bei behornten Ziegen besteht die Gefahr von Verletzungen. Auf Nutztierhaltung.de finden Sie hilfreiche Informationen zum Umgang mit behornten Ziegen.
Das Forschungsprojekte "VerZi" beschäftigt sich mit der Erkennung von gefährliche Verhaltensweisen von Ziegen.
Aus der Forschung: Projekt "VerZi" - Automatische Verhaltensbewertung bei Milchziegen
Grafik: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN), Dr. Christian Manteuffel
Ziel des Verbundprojekts "VerZi" ist es, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz gefährliche Verhaltensweisen von Milchziegen zu erkennen und einem zeitlichen und räumlichen Kontext zuzuordnen. Zu diesem Zweck wurden im Stall Kameras, Bewegungssensoren sowie ortsspezifische akustische Sensoren installiert. Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsförderung vom BMEL gefördert und läuft bis Mai 2026.
Nick Westendorff (Forschungsinstitut für Nutztierbiologie Dummerstorf): Das praktische praktische Problem, welches wir lösen wollen, ist die Erfassung von gefährlichen Verhaltensweisen der Tiere im Stall, bevor es zu Verletzungen oder sogar zu Tierverlusten kommt. Das Schaffen eines neuen Tierwohlindikators "gefährliche Verhaltensweisen je Tier" ermöglicht nachfolgend dann einerseits das Bewerten von Managementmaßnahmen und andererseits wird die Vergleichbarkeit von verschiedenen Haltungen verbessert.
Nick Westendorff: Gegenwärtig stellt insbesondere der Transfer großer Datenmengen aus den Versuchsställen und deren Speicherung während der Entwicklungszeit eine besondere Herausforderung dar.
Zudem erweist sich die Annotation (das Hinzufügen von Metadaten, damit Maschinen die Inhalte verstehen und interpretieren können) der Videodaten und der Tonaufnahmen als sehr zeitintensiv. Eine weitere Herausforderung in diesem Zusammenhang stellt das parallele Annotieren der Rohdaten mithilfe von mehreren Annotatoren dar, da hierbei möglichst aufeinander abgestimmt gearbeitet werden muss, um einen starken Trainingsdatensatz zu erhalten.
Kameras zur Aufnahme des Tierverhaltens in einer Ziegenherde. Foto: Universität Bremen, Dr. Jens Dede
Die Rangordnung muss geklärt werden. Foto: Being Organic in EU
Aufgrund der ausgeprägten Rangordnung sind in Ziegenställen ein ausreichendes Platzangebot und Rückzugsmöglichkeiten für rangniedrige Tiere besonders wichtig. Diese können durch Klettermöglichkeiten und Etagen geschaffen werden. Darüber hinaus müssen Öko-Ziegenställe natürlichen Lichteinfall, eine gute Belüftung sowie trockene und saubere Liegeflächen bieten.
Weidegang, wann immer die Umstände dies gestatten, ist Pflicht und wirkt sich positiv auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Tiere aus. Auch im Auslauf sind Strukturen zum Klettern sowie jederzeit zugängliche Futter- und Tränkeeinrichtungen empfehlenswert.
Das Thünen-Institut bietet umfangreiche Informationen über die artgerechte Öko-Ziegenhaltung sowie Praxisbuch "Ökologische Schaf- und Ziegenhaltung – 100 Fragen und Antworten für die Praxis": Zur Webseite des Thünen Institutes
Fütterung in der ökologischen Ziegenhaltung
Mindestens 60 Prozent der täglichen Futterration muss aus Raufutterbestehen. Foto: Being Organic in EU
Eine tiergerechte Fütterung ist die Grundlage für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Ziegen. Sie müssen zu 100 Prozent mit ökologisch erzeugtem Futter versorgt werden. Mindestens 70 Prozent davon soll vom eigenen Betrieb stammen, alternativ sind auch regionale Bio-Kooperationen zulässig.
Bis zu 100 Prozent Umstellungsfutter aus dem zweiten Umstellungsjahr ist erlaubt, wenn es betriebsintern erzeugt wurde.
Bei Zukauf ist der Anteil auf 25 Prozent begrenzt.
Futterpflanzen aus dem ersten Umstellungsjahr (zum Beispiel Kleegras, Luzerne) dürfen bis zu 20 Prozent der Ration ausmachen – ebenfalls nur bei Eigenproduktion.
Die Fütterung muss raufutterbasiert sein: mindestens 60 Prozent der Tagesration müssen aus frischem, getrocknetem oder siliertem Raufutter bestehen. Wachstumsförderer sind verboten, Vitamine und Mineralstoffe hingegen zulässig. Alle in der ökologischen Tierhaltung verwendeten Futtermittel müssen frei von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) sein. Ziegenkitze müssen mindestens 45 Tage lang vorzugsweise Muttermilch erhalten.
Weidehaltung von Öko-Ziegen
Da Ziegen außerordentlich neugierig und experimentierfreudig sind, müssen die Zaunsysteme sicher sein und regelmäßig kontrolliert werden. Die üblichen Elektronetze können für behornte Ziegen ein Problem werden, deshalb sind Litzenzäune mit ausreichend vielen Litzen und 4000 bis 6000 Volt besser geeignet.
Die BZL-Broschüre "Sichere Weidezäune"bietet umfangreiche Infos rund um den Bau und den Betrieb von hütesicheren Zaunanlagen für Weidetiere in Deutschland. Außerdem werden Rechtsgrundlagen der Weidesicherheit, Absicherungen gegen mögliche Schadensersatzansprüche und Arbeitssicherheit bei der Weidehaltung erläutert.
Ein guter Schutz gegen Ausbrechen ist eine Weide, die für die Tiere interessant ist: Sie sollte abwechslungsreich sein und neben Weidepflanzen auch Futtergehölze zu Verfügung stellen, mit denen sich die Tiere gerne und lange beschäftigen. Da Ziegen kein nasses Wetter mögen, ist ein Unterstand oder nächtliche Stallhaltung notwendig.
Projekt "WINSchaZi": WeideInnovationsNetzwerk Schaf/Ziege
Zielsetzung des Forschungsprojekts "WINSchaZie" war es, für offene Fragen zur Weidehaltung von Schafen und Ziegen in fünf praxisnahen "Weidelaboren" gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten, Beraterinnen und Beratern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern on-farm Daten zu erheben und Erkenntnisse zu generieren. Die Weidelabore umfassten die Schwerpunkte Kurzrasenweide, optimierte Weide, Gehölzfutter, Kitzaufzucht und der Ackerbeweidung mit Schafen. Für die praktische Umsetzung standen innovative Methoden zum Parasitenmanagement, zur Tierwohlbewertung mittels Sensoren und der Bewertung der Nachhaltigkeit zur Verfügung.
Prof. Dr. Martin Ganter (Tierärztliche Hochschule Hannover): Von meiner Seite zeigte sich, dass die Parasitenbekämpfung insbesondere bei Milchziegen eine Herausforderung darstellt, da derzeit für Ziegen nur das Präparat Eprecis® als einziges Entwurmungsmittel für Ziegen zugelassen ist. Dies ist deshalb problematisch, weil mehr als die Hälfte der von uns getesteten Milchziegenherden Resistenzen der Magen-Darmstrongyliden gegen den Wirkstoff Eprinomectin in Eprecis® aufwiesen.
Es ist deshalb den Ziegenhalterinnen und -haltern anzuraten, den Erfolg der Entwurmung zu überprüfen und bei Zweifeln einen Eizahlreduktionstest unter Verwendung von Eprecis® durchzuführen. Erst wenn damit eine Resistenz nachgewiesen und eine offizielle Meldung an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erfolgt ist, können andere Anthelmintika aus anderen Wirkstoffgruppen gegen Magen-Darm-Strongyliden "umgewidmet" werden.
Außerdem sollte das Entwurmungsmanagement in Richtung "Targeted Selective Treatment" (gezielte Einzeltierbehandlung) durchgeführt werden, um die weitere Ausbreitung von Resistenzen von Endoparasiten gegen Anthelmintika zu bremsen.
Eine wachsende Bedeutung in der Weidehaltung von Ziegen ist der Herdenschutz vor Wolfsangriffen. Das Bundeszentrum Weidetiere und Wolf bietet umfangreiche Informationen und Veranstaltungen rund um die Wolfsabwehr.
Das Forschungsprojekt "VerWolf" beschäftigt sich bis Ende 2025 mit der Entwicklung von KI-gestützten Methoden zur Detektion von Wolfsangriffen:
Projekt "VerWolf": Verbundprojekt zur Entwicklung eines Detektionsverfahrens für Wolfsangriffe
Schafe und Ziegen mit Sensor-Halsbändern. Foto: Jan Häbler
Projektziel ist die Entwicklung eines Wolfsangriffsdetektionssystems, um schnelle Reaktionen zu ermöglichen und dadurch Wolfs-Risszahlen zu reduzieren. Die Detektion erfolgt über intelligente Sensor-Halsbänder an wenigen Weidetieren, die bei charakteristischen Parameterkonstellationen einen Angriffsverdacht auslösen und auf den Smartphones einer Nutzergruppe Alarm auslösen.
Bei der Weidehaltung ist das Parasitenmanagement von zentraler Bedeutung. Foto: Dominic Menzler
Die Gesundheitsvorsorge bei Bio-Ziegen setzt auf vorbeugende Maßnahmen: Dazu zählen die Wahl robuster Rassen, eine artgerechte Haltung, hochwertige Fütterung, ausreichender Auslauf, hygienische Bedingungen und eine angepasste Besatzdichte.
Die Verwendung von immunologisch wirksamen Arzneimitteln (zum Beispiel Impfstoffen) ist erlaubt. Verboten sind hingegen:
Prophylaktischer Einsatz chemisch-synthetischer Arzneimittel, einschließlich Antibiotika
Vorbeugende medikamentöse Behandlungen, mit Ausnahme von Impfungen
Leistungs- und wachstumsfördernde Mittel, wie Antibiotika, Kokzidiostatika oder Hormone (zum Beispiel zur Brunstsynchronisation)
Wird ein Tier mehr als dreimal jährlich (bei Lebenszyklen unter einem Jahr mehr als einmal) mit chemisch-synthetischer Medikamenten behandelt, muss eine entsprechende Wartezeit eingehalten werden, bevor Produkte des Tieres wieder biologisch vermarktet werden können. Impfungen und Parasitenbehandlungen zählen dabei nicht mit.
Eingriffe am Tier sind nur in Ausnahmefällen möglich. Kastration ist erlaubt, etwa zur Verbesserung der Fleischqualität oder zur Sicherstellung traditioneller Haltungsformen. Dabei gilt: nur im jungen Alter, durch geschultes Personal und unter Verwendung von Schmerzmitteln. Das Enthornen ist laut Tierschutzgesetz in Deutschland nur in Ausnahmefällen mit Betäubung zulässig. Die Schur, etwa bei Angoraziegen, ist kein Eingriff im engeren Sinne – sie muss jedoch fachgerecht und tierschonend erfolgen.
Bei der Weidehaltung von Ziegen spielt das Parasitenmanagement eine wichtige Rolle. In einem Forschungsprojekt hat das Thünen Institut Entscheidungsbäume entwickelt, um Praktikerinnen und Praktikern Empfehlungen für eine optimale Wurmbekämpfung zu geben. Ziel ist es, durch Hinweise auf das Weidemanagement und den Ablauf der Parasitenentwicklung, den Einsatz von Tierarzneimitteln zu minimieren ohne die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere zu beeinträchtigen. Zur Webseite Weide-Parasiten.de.
Zucht und Rassenwahl in die ökologische Ziegenhaltung
Die häufigsten Ziegenrassen sind die Weisse Deutsche Edelziege, die Bunte Deutsche Edelziege und die Thüringer Waldziege. Auf der Homepage des Bundesverbandes Deutscher Ziegenzüchter e.V. (BDZ) finden Sie Porträts der wichtigsten Ziegenrassen in Deutschland:
Projekt "GesundeZiegen": Zucht auf Gesundheit und Robustheit bei Milchziegen ausbauen
Das Projekt "GesundeZiegen" will Wege aufzeigen, wie die Gesundheit und Robustheit und damit das Tierwohl in den Herden milchziegenhaltender Betriebe züchterisch verbessert werden kann.
Dies wird unterstützt von einem Beratungsnetzwerk für Ziegenzüchterinnen und –züchter, aber auch Zuchtleiterinnen und –leiter, Zuchtberaterinnen und –berater sowie Interessierte aus den Geschäftsstellen der Ziegenzuchtverbände. Diese tauschen sich in fest etablierten Stallschulen aus.
Weiter ergänzt wird das Angebot durch ein On-Farm-Lernmodul, in dem Methoden zur betrieblichen Eigenkontrolle, zur Parasitenkontrolle und zur Geburtshygiene vermittelt werden, sowie durch Farminare.
Die neu entwickelte Methode der Züchterischen Standortbestimmung unterstützt bei der Zuchtzielfindung der Betriebe. Das Projekt wird durch das Bundesprogramm Nutztierhaltung gefördert und läuft noch bis Ende 2025.
Dr. Pera Herold (Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg): Im Projekt geht es zum einen darum, potenzielle neue Merkmale zu identifizieren, die für die Züchtung geeignet sind.
Zum anderen sind wir dabei, ein Online-System zu etablieren (GMON Ziege), mit dem die teilnehmenden Betriebe diese Merkmale erfassen können.
Außerdem unterstützen wir durch verschiedene Beratungstools – Arbeitskreise, ein On-Farm-Lernmodul, ein Farminar und Züchterische Standortbestimmung – das Betriebsmanagement im Bereich Gesundheit und Robustheit der Tiere.
Dr. Pera Herold: Herausfordernd war bisher, den Kreislauf zwischen Datenerhebung in den Praxisbetrieben und (statistischer) Auswertung sowie Nutzen für die Betriebe in Gang zu bringen und am Laufen zu halten.
Außerdem kann es schwierig sein, die Motivation der beteiligten Betriebe für die dreimal jährlich stattfindende Datenerhebung aufrecht zu erhalten, sodass wir eine ausreichende Datenmenge erheben können, um aussagekräftige und belastbare Ergebnisse zu erzielen. Nicht zuletzt ist die wirtschaftliche Situation im Milchziegenbereich aktuell schlecht.
Zukauf von Ziegen im Öko-Betrieb und Umstellungsfristen
Grundsätzlich sollen Ziegen für die ökologische Haltung nur von zertifizierten Bio-Betrieben stammen. Ein Zukauf konventioneller Tiere ist nur ausnahmsweise möglich – etwa wenn geeignete Öko-Tiere nicht verfügbar sind. In diesem Fall muss zuvor eine Recherche in der Datenbank "organicXlivestock" durchgeführt werden. Ist dort kein entsprechendes Tier gelistet, kann eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden.
Zugelassen wird nur ein begrenzter Anteil konventioneller Tiere:
Maximal 20 Prozent des Bestands an ausgewachsenen Ziegen pro Jahr
Bis zu 40 Prozent bei Rassenumstellung, Bestandserweiterung oder Wiederaufbau nach Verlusten
Stammt eine Ziege nicht aus ökologischer Haltung, muss sie mindestens sechs Monate lang unter den Bedingungen der EU-Öko-Verordnung gehalten und gefüttert werden, bevor ihre Produkte als Bio vermarktet werden dürfen. Ziegen (wie alle Tiere im Ökolandbau) dürfen nicht als "Umstellungstiere" oder mit ähnlicher Kennzeichnung vermarktet werden. Die Bezeichnung "Bio" ist erst nach Ablauf der Umstellungszeit zulässig.
Ziegenhaltung live erleben! Demobetriebe mit Ziegenhaltung
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirschaft hat etwa 300 Bio-Betriebe als Demonstrationsbetriebe ausgewählt. Diese Betriebe gewähren allen Interessierten Einblicke in die Öko-Landwirtschaft. Sie zeigen, wie sie arbeiten, erklären die Herausforderungen und stellen ihre Bio-Produkte vor. Lernen Sie hier Demobetriebe kennen, die (auch) Ziegen halten:
Lohnt sich die Haltung von Ziegen? Wirtschaftlichkeit und Vermarktung
Die Vermarktung von Ziegenmilch gestaltet sich häufig schwierig, da regionale Verarbeitungsoptionen begrenzt sind. Sind jedoch Molkereien mit Ziegenmilcherfassung und -verarbeitung erreichbar, bieten sich gute Chancen für Bio-Ziegenhalterinnen und -Ziegenhalter. Regionale Schwerpunkte der (Öko-) Ziegenhaltung liegen in Süddeutschland, da es dort größere ziegenmilchverarbeitende Molkereien gibt. So hat zum Beispiel bei der Andechser Molkerei Scheitz in Bayern Ziegenmilch schon seit 1994 einen festen Platz im Sortiment.
Aber auch die handwerkliche Ziegenkäseherstellung kann erfolgreich sein, wenn eine regionale Vermarktung möglich ist. Die Herstellung von qualitativ hochwertigem Ziegenkäse ist aufgrund der saisonal schwankenden Milchqualität anspruchsvoll.
Projekt "Ziegenkäsequalität": Optimierung der Ziegenkäsequalität in der ökologisch-handwerklichen Milchverarbeitung
Ziel des Projekts "Ziegenkäsequalität" ist es, die Milchqualität, die Verkäsungseigenschaften von Öko-Ziegenmilch sowie die sensorische Qualität von Öko-Ziegenkäse zu erforschen und technologische Maßnahmen (Prozessparameter) zu entwickeln, mit denen sich die handwerkliche Käsetechnologie an Qualitätsschwankungen der Milch anpassen kann.
Dr. Edith Kalka (Universität Kassel): Im BÖL-Projekt "Ziegenkäsequalität" steht der Einfluss der saisonalen Schwankungen der Milchqualität auf die Käsequalität im Fokus. Diese Schwankungen können in der handwerklichen Praxis zu erschwerten Verkäsungseigenschaften – zum Beispiel zu weiche Gallerte – führen, die sich ungünstig auf eine gleichbleibende Käsequalität, die Ausbeute und damit auf den Betriebserfolg auswirken.
Dr. Edith Kalka: Während des Untersuchungszeitraums (2023-2024) wurden in den Milchproben teilweise niedrige Protein- und Caseinwerte festgestellt, die die Herstellung von Versuchskäsen erschweren. Hinzu kam eine Absenkung des Milch-pH-Wertes zum Ende der Laktationsperiode im Herbst, insbesondere bei einem Projektbetrieb, was dazu führte, dass einige der geplanten Untersuchungen der Milch nicht abgeschlossen werden konnten.
Temporärer Personalmangel verbunden mit (arbeits-) ökomischen Herausforderungen in den Käsereien können einen großen Einfluss auf Schwankungen der Käsequalität innerhalb einer Charge und damit einen tendenziell größeren Effekt als Milchqualitätsschwankungen haben. So werden teilweise abweichend von klassischen Herstellungsverfahren der Einsatz von Material beziehungsweise einzelne Herstellungsschritte minimiert oder die Dauer von Herstellungsschritten, zum Beispiel der Abfüllprozess des Käsebruchs, verlängert sich. Dies kann zu großen Unterschieden in der Käsetrockenmasse innerhalb einer Charge führen und hat methodische Auswirkungen auf die sensorische Analyse, da keine Wiederholungen möglich sind.
Ziegenfleisch ist in Deutschland ein Nischenprodukt. Ein Grund dafür liegt neben fehlenden Essgewohnheit auch in der fehlenden Verfügbarkeit von Ziegenfleischprodukten. Das Foschungsprojekt "VIA" zielt auf die Ermittlung von Kaufbarrieren und die Verbesserung des Images von Schaf- und Ziegenprodukten.
Projekt "VIA": Verbesserung der Image- und Absatzprofilierung von Schaf- und Ziegenprodukten
Ziel des Projekts "VIA" ist die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der (ökologischen) Schaf- und Ziegenhaltung durch die Erarbeitung von Strategien und Maßnahmen zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Schaf- und Ziegenprodukte mittels innovativer Marketing- und Absatzkonzepte. Das Projekt wird vom BÖL gefördert und läuft noch bis März 2026.
Dr. Elisa Bayer (Universität Göttingen): Das VIA Projekt konzentriert sich auf die Verbesserung der Vermarktung von Schaf- und Ziegenprodukte, welche in Deutschland eher eine Nische darstellen. Das Projekt nimmt daher insbesondere die Seite der Verbraucherinnen und Verbraucher in den Fokus. Konkrete Ziele dabei sind die Wahrnehmung der (ökologischen) Schaf- und Ziegenhaltung sowie damit verknüpfte Kaufmotive und –barrieren zu ermitteln. Auch die Identifikation von (potenziellen) Zielgruppen für diese Produkte sowie die Wirkung verschiedener Kommunikations- und Imagekampagnen sind Teil des Projektes.
Dr. Elisa Bayer: "Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass der charakteristische Geschmack dieser Produkte als stärkstes Kaufmotiv, aber gleichzeitig auch als größte Kaufbarriere wahrgenommen wird. Weitere Barrieren für den Konsum sind eine fehlende Gewohnheit/Gelegenheit sowie die schlechte Verfügbarkeit von (regionalen) Schaf- und Ziegenprodukten. Daher ist eine der größten Herausforderungen Konsumentinnen und Konsumenten mit diesen Produkten in Berührung zu bringen und ihnen die vielzähligen positiven Nachhaltigkeitseffekte, welche die Haltung von kleinen Wiederkäuern mit sich bringt, zu vermitteln."
Kitze aus ökologischer Haltung zu vermarkten ist eine spezielle Herausforderung, weil die Aufzucht unrentabel ist und externe Mastbetriebe fehlen. Lesen Sie auf Nutztierhaltung.de, wie drei Vermarktungsprojekte in Süddeutschland dagegensteuern - weg von betrieblichen Einzellösungen, hin zu einer gemeinschaftlichen Vermarktung unterstützt von regionalem Know-how: Gemeinschaftliche Kitzvermarktung.
Förderung der ökologischen Ziegenhaltung
Der ökologische Landbau wird in Deutschland gefürdert. Mit welcher Öko-Förderung Landwirtinnen und Landwirte bei der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft pro Hektar rechnen können und welche Beträge bei Beibehaltung gezahlt werden, können Sie hier nachlesen: Informationen zur Öko-Förderung.
Darüber hinaus gibt es weitere Förderprogramme, die für Ziegenhalterinnen und -halter interessant sein können, wie die Weideprämie oder die Förderung heimischer Nutztierrassen. Sie sind Ländersache und variieren von Bundesland zu Bundesland. Landwirtschaftskammern und -ämter sowie Verbände beraten und unterstützen dabei, die für einen Betrieb passende finanzielle Unterstützung zu finden.
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