Bodenschonende Zwischenfruchtsaat: Agrar-Drohnen im Anflug!

Bodenschonende Zwischenfruchtsaat: Agrar-Drohnen im Anflug!

Erste Praxisversuche zeigen, dass sich Zwischenfrüchte mit einer Drohne sehr viel zeit- und kostensparender aussäen lassen als mit herkömmlicher Aussaattechnik. Die Drohnensaat schont zudem den Boden und ermöglicht auch bei Trockenheit stabile Zwischenfruchtbestände. Welche Herausforderungen gibt es beim Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft?

Die Nutzung von Drohnen in der Landwirtschaft entwickelt sich stetig weiter und bringt immer mehr innovative Anwendungsmöglichkeiten mit sich. Eine Anwendung, die bei Landwirtinnen und Landwirten zunehmend auf Interesse stößt, ist die Aussaat von Zwischenfrüchten mit Drohnen.

Bei einer Drohnensaat wird das Zwischenfruchtsaatgut in die noch stehende Hauptkultur gesät. Die Drohne fliegt dabei meist in vorprogrammierten Bahnen über das Feld und streut das Saatgut aus einer Höhe von etwa drei bis vier Metern in den Bestand. Voraussetzung für einen gleichmäßige Saatgutverteilung ist, dass es windstill ist.

Drohnensaat spart Arbeitszeit und Kosten

Ein Faktor, warum die Drohnensaat bei vielen Landwirtinnen und Landwirten auf Interesse stößt, ist die Zeit- und Kostenersparnis. Die derzeit zu diesem Zweck verwendeten Agrardrohnen haben eine Streubreite von bis zu zehn Metern und können bis zu 40 Kilogramm Saatgut mit sich führen. Dadurch erreichen sie eine Aussaatleistung von sechs bis acht Hektar pro Stunde.

Bildergalerie zur Agrardrohne

Die Kosten für die Etablierung eines einfachen, Zwischenfruchtbestands liegen Berechnungen der Firma Freudenberger Feldsaaten zufolge bei rund 25 Euro pro Hektar – Lohnkosten für den Drohnenpiloten sind da bereits inbegriffen. Damit ist die Drohnensaat um ein Vielfaches günstiger als die klassische Drillsaat, deren Kosten bei 80 bis 106 Euro pro Hektar liegen.

Boden wird geschont

Ein weiterer Vorteil der Drohnensaat besteht darin, dass der Boden nicht durch Überfahrten und maschinelle Bearbeitung belastet wird. Dadurch bleibt die Bodenstruktur erhalten, und das Bodenleben wird geschont. Dieser Vorteil zeigt sich besonders unter anspruchsvollen Bedingungen, wie etwa bei stark durchnässten Böden.

Keine Entmischung des Saatguts

Der sanfte Flug der Drohne verhindert nahezu vollständig eine Entmischung des Saatguts, wie sie bei der herkömmlichen Aussaat von Zwischenfruchtmischungen gelegentlich auftreten kann.

Frühe Aussaat sorgt für stabile Bestände – auch bei Trockenheit

Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigen, dass die Drohnensaat dabei helfen kann, Zwischenfruchtbestände auch bei Sommer- und Herbst-Trockenheit zu etablieren. Im Rahmen des Wasserschutz-Arbeitskreises wurden 2023 und 2024 auf verschiedenen Praxisbetrieben im Landkreis Uelzen Drohnen-Aussaatversuche durchgeführt, die dieses Potenzial demonstrierten.

Herausforderung: Trockenheit nach der Ernte

Ein häufiges Problem in der Region ist der fehlende Niederschlag nach der Getreideernte. Die anhaltende Trockenheit in den letzten Jahren erschwerte es, Zwischenfrüchte für Erosionsschutz und Nährstoffbindung im Herbst erfolgreich zu etablieren. Um die begrenzte Bodenfeuchte besser zu nutzen, suchte man daher nach neuen Ansätzen im Zwischenfruchtanbau.

Die Drohnensaat erwies sich als vielversprechende Alternative, da sie eine besonders frühe Aussaat der Zwischenfrucht ermöglicht. In den Versuchen wurde im optimalen Fall etwa drei Tage vor der Getreideernte ausgesät. Das gehäckselte Getreidestroh wurde nach der Ernte gleichmäßig über die eingesäte Zwischenfrucht verteilt und schuf durch Taubildung ideale Keimbedingungen für die Zwischenfruchtpflanzen.

Ergebnis: Erfolgreiche Zwischenfruchtbestände und Vorteile für Boden und Folgekultur

Die Drohnensaat konnte die Landwirtinnen und Landwirte im Landkreis Uelzen überzeugen: An fast allen Versuchsstandorten entwickelten sich die Zwischenfruchtbestände gut und sorgten für eine schnelle und dichte Bodenbedeckung, die Unkraut wirkungsvoll unterdrückte. Weitere Vorteile waren:

  • Nährstoffbindung und Erosionsschutz: Nmin-Untersuchungen zeigten, dass die Zwischenfrüchte einen Großteil der im Boden gelösten Nährstoffe aufnahmen und diese über den Winter konservierten. Außerdem war der Boden durch die üppige Zwischenfrucht gut durchwurzelt und vor Erosion geschützt.
  • Weniger Düngerbedarf: Im Frühjahr profitierten die nachfolgenden Sommerkulturen von den gespeicherten Nährstoffen der Zwischenfrüchte, wodurch der Düngereinsatz deutlich reduziert werden konnte.
  • Verbesserte Bodengare: Die eineinhalbjährige Bodenruhe zwischen der Wintergetreidesaat und der Sommerung förderte zudem die Bodenstruktur.

Saatstärken anpassen

Das Ingenieurbüro "Schnittstelle Boden" hat im Auftrag des Hessisches Ministeriums für Landwirtschaft Versuche zur Vorerntesaat von Zwischenfrüchten mit der Drohne in Winterweizen und Mais durchgeführt. Die Untersuchungen ergaben, dass die Saatstärke der Zwischenfrucht mindestens um den Faktor 1,5 erhöht werden muss. Teilweise fielen Saatkörner in die Maispflanzen oder wurden verweht. Aufgrund der Streusaat hat ein Teil der Samen außerdem keinen Bodenschluss, was einen verminderten Feldaufgang zur Folge hat. Die Versuche in Uelzen kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Den Bodenschluss begünstigen könne man den Versuchen zufolge dadurch, dass man nach Möglichkeit kurz vor einem Niederschlag sät.

Welche Zwischenfrüchte eignen sich für die Drohnensaat?

Welche Zwischenfrüchte eignen sich für die Drohnensaat?

Wegen der frühen Aussaat eignen sich laut dem Ingenieurbüro "Schnittstelle Boden" vor allem Zwischenfrüchte und Sorten mit einer langsamen Jugendentwicklung, um möglichst viel vegetativen Aufwuchs zu erreichen und eine Samenbildung zu verhindern.

In den Versuchen erzielte man gute Ergebnisse mit Phacelia und Klee. Da Phacelia ein Dunkelkeimer ist, funktioniert die Drohnensaat jedoch nur, wenn das Saatgut ummantelt ist.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat in Ihren Versuchen Mischung aus 70 Prozent Ölrettich und 30 Prozent Sommerwicke, zum Teil ergänzt mit Rauhafer, sowie Mischungen mit Lein und Bitterlupine sowie anderen Arten verwendet. Es zeigte sich, dass Ölrettich, Wicke und Lupine die Schicht aus gehäckseltem Getreidestroh gut durchwuchsen und sich üppige Zwischenfruchtbestände entwickelten. Ramtillkraut und Rauhafer erwiesen sich dagegen als weniger durchsetzungsstark.

Drohneneinsatz aktuell durch Mangel an Anbietern begrenzt

Da die Anschaffungskosten hoch sind und die Bedienung Fachwissen erfordert, kommt die Anschaffung einer eigenen Agrardrohne für die meisten Betriebe nicht infrage. Es gibt in Deutschland bislang nur wenige Unternehmen, die ihre Agrardrohnen mit einen ausgebildeten Piloten für die Aussaat anbieten. Es ist aber zu erwarten, dass sich das Angebot mit zunehmender Nachfrage ausweiten wird.

Autor: Jörg Planer


Letzte Aktualisierung 10.01.2025

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