Unter Umständen schädigt die Mehlige Kohlblattlaus während der gesamten Vegetationszeit. Trockene, warme Witterung sowie hohe Stickstoffverfügbarkeit und kurzzeitiger Trockenstress für die Pflanzen fördern die Massenvermehrung. Jungpflanzen und spät befallene Kohle sind besonders gefährdet. Die Mehlige Kohlblattlaus besiedelt alle oberirdischen Pflanzenteile und geht dabei bis weit in die Hohlräume der Kohlköpfe vor. Befall an Raps ist dagegen kaum ertragswirksam. Sie ist auch von Bedeutung als Virusüberträger (zum Beispiel das Blumenkohlmosaik CaMV).
Biologie und Lebenszyklus
Eier werden im Herbst beispielsweise an Winterraps, Winterkohlarten, kreuzblütigen Unkräutern oder Kohlstrünken abgelegt. Nach der Überwinterung schlüpfen im Frühjahr die Stammmütter, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen. Zunächst entwickeln sich ungeflügelte, ab Ende Mai geflügelte Tiere, die sich in andere Bestände verbreiten. Nachfolgend sind nur Weibchen vorhanden, die sich ebenfalls durch Jungfernzeugung vermehren.
Ende August bilden sich zwei geschlechtlichen Entwicklungsstadien mit geflügelten Männchen. Ab Mitte September werden nach der Paarung befruchtete Eier abgelegt. In milden Wintern überwintern auch ungeflügelte, ungeschlechtliche Tiere, die sich im Frühjahr wiederum ungeschlechtlich vermehren. In der Regel treten sechs bis elf Generationen im Jahr auf.
Während die Kolonien vom Frühjahr bis zum Hochsommer stark anwachsen, verringern sie sich im Spätsommer durch den Einfluss von Gegenspielern. Die parasitoide Brackwespe Diaeretiella rapae und räuberische Larven von Gallmücken, Schwebfliegen und Marienkäfern sowie insektenschädigende Pilze sind wichtige Gegenspieler, die den Befall um bis zur Hälfte reduzieren können. Auch die zunehmende Alterung der Pflanzen führt zu einem Befallsrückgang vor der Ernte. Kohlpflanzen reagieren zudem durch die Produktion von Senfölglycosiden auf den Befall mit Blattläusen. Dadurch wird deren Vermehrungsrate, aber auch ihre Verträglichkeit für manche Gegenspieler, verringert. Durch unterschiedlich starke Ausprägung der oben genannten Reaktion können Kohlsorten in ihrer Anfälligkeit für Kohlblattlausbefall variieren.
Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen
Vorbeugende Maßnahmen
- Anbau von Mischkulturen oder Untersaaten führt zu einer Befallsminderung.
- Strohmulch der vor der Hauptausbreitungsphase ausgebracht wird erschwert die Wirtsfindung.
- Abdeckung mit Netzen oder Vlies kann die Einwanderung verhindern um Jungpflanzen besonders zu schützen. Auch Nützlinge werden dadurch jedoch ausgeschlossen.
- befallene Erntereste zerkleinern und einpflügen
Biologische Maßnahmen
Die parasitoide Brackwespe Diaeretiella rapae und räuberische Larven von Gallmücken, Schwebfliegen und Marienkäfern können den Befall örtlich um bis zur Hälfte reduzieren. Ihre Wirkung in die Mitte der Felder hinein ist jedoch begrenzt, da sie hauptsächlich in der Nähe von Blüten und Saumstrukturen auftreten. Das Auftreten und der Wirkungsradius der Gegenspieler kann durch einige Maßnahmen gesteigert werden:
- Blühsteifen, Hecken und Feldraine als wichtige nützlingsfördernde Saumbiotope schützen oder neu anlegen
- Längliche schmale Schläge entlang blütenreicher Säume anlegen
- Mischanbau mit Zwischenfrüchten wie Kleearten, Ringelblumen oder Weidelgras führte in Versuchen zu einer starken Befallsreduktion.
- leichte Verunkrautung im Kohlbestand tolerieren
- nützlingsschonende Pflanzenschutzmittel wählen
- Siehe den Artikel Nützlingsförderung im Kohlanbau in diesem Portal.
Unter Glas ist zudem ein Einsatz folgender kommerziell verfügbarer Nützlinge möglich:
Direkte Maßnahmen durch zugelassene Pflanzenschutzmittel
Sind 4 von 10 regelmäßig zu kontrollierenden Pflanzen befallen oder liegt ein Herzbefall vor, der zu verkrüppeltem Wuchs führt, gilt die Schadschwelle im Bioanbau als überschritten. Durch Unterblattspritzung mit Spritzbeinen können die unten an den Pflanzen sitzenden Schädlinge besser erreicht werden.
- Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Kaliseife
- Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Pyrethrinen und Rapsöl (nützlingsschädigend)
- Pflanzenschutzmittel auf Basis von Niem
- Pflanzenschutzmittel auf Basis von Rapsöl sind gegen andere Blattlausarten an Gemüse, nicht aber gegen die Mehlige Kohlblattlaus zugelassen
- Bei Befall kann eine zusätzliche Bewässerung die Schwächung der Pflanzen abmildern und schnelleres Wachstum in eine weniger empfindliche Phase fördern.
Überprüfen Sie bitte unbedingt die aktuelle Zulassung und Anwendungsvorschriften, z. B. auf www.pflanzenschutz-information.de!