Der Echte Mehltau-Pilz überwintert als Pilzgewebe (Mycel) zwischen den Knospenschuppen oder als Dauerspore am Boden oder Holz. Aus den infizierten Winterknospen des Vorjahres treiben im Frühjahr sogenannte Zeigertriebe (auch flag schoots, drapeaux) aus. Dort werden Sporen (Konidien) gebildet die den Anfang der Krankheit im Frühjahr bilden. Zudem keimen die überwinterten Dauersporen am Boden und am Holz aus und bilden ein Pilzgewebe, welches ebenfalls Quelle der ersten Infektion im Frühjahr sein kann. Zunächst werden die sich entfaltenden Blätter und Triebe befallen, dann wächst der Pilz auf weitere grüne Rebteile und bildet erneut Sporen. Die Sporen werden mit dem Wind verbreitet und keimen bei hoher Luftfeuchtigkeit. Das Pilzgewebe wächst ab Temperaturen von fünf Grad, besonders schnell bei Wärme, und schon bei niedriger Luftfeuchtigkeit von 40 Prozent. Besonders schnell verbreitet sich der Pilz bei einem Wechsel von warmer (Mycelwachstum) und feuchter (Sporenkeimung) Witterung, z.B. an warmen Tagen mit nächtlicher Taubildung oder bei wechselfeuchtem Wetter.
Sowohl die Blattober- wie auch auf der Blattunterseite können infiziert und zur Sporenbildung genutzt werden. Im Drei- bis Sechsblatt-Stadium können die Knospen für den Austrieb von Zeigertrieben des Folgejahres infiziert werden. Die Bildung von Zeigertrieben ist stark sortenabhängig. Anfällige Sorten sind Kerner, Müller-Thurgau, Chardonnay sowie Carignan, während die Sorte Merlot nie Zeigertriebe ausbildet. Der gesamte Pilz befindet sich auf der Oberfläche der befallenen Organe und heftet sich mittels Haftscheiben (Appressorien) am Wirtsgewebe fest. Zur Nahrungsaufnahme dringt der Pilz mit einer Saughyphe in das Wirtsgewebe ein.
Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen
Befallsprognose
Mit dem Prognosemodell von vitimeteo kann das Infektionsrisiko für Echten Mehltau für diverse Wetterstationen vorhergesagt werden.
Vorbeugende Maßnahmen
- Anbau widerstandsfähiger Rebsorten und standortgerechter Veredelungskombinationen von Edelreis und Unterlage.
- Die Beschreibung Pilzwiderstandsfähiger Rebsorten gibt Auskunft über Sorten mit Ressitenz gegenüber Echtem und Falschem Mehltau. Diese Kreuzungen mit Amerikanisch-stämmigen Reben sind bisher noch weniger am Markt nachgefragt, weshalb auch weniger anfällige Europäer-Reben wie die Burgundersorten, Cabernet Sauvignon, Syrah oder Tempranillo geeignet sein können.
- Gute Belüftung durch Wahl der richtigen Erziehungsform, die möglichst viel Luft und Licht in die Traubenzone gelangen lässt
- Termingerechte Laubarbeit: Kümmertriebe oder Doppeltriebe konsequent ausbrechen und Zeigertriebe frühzeitig entfernen
- Beim Rebschnitt darauf achten, nur gesundes ausgereiftes Holz bzw. Zapfen anzuschneiden
- mit Oidiumifiguren oder Dauersporen behaftetes Holz aus der Anlage entfernen oder kompostieren
- Zur Kompostierung befallenen Holzes Rebholz früh häckseln und Bodenleben durch Ausbringung von Kompost, Kompostextrakten, Molke- und Milchsäurepräparaten und Ähnliches aktivieren.
Direkte Bekämpfung mit Pflanzenstäkungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln
Pflanzenstärkungsmittel tragen zur Abhärtung des Blattgewebes bei und aktivieren die natürliche Widerstandskraft der Rebe:
- Mittel auf der Basis von Kieselsäure, Kalium-Wasserglas oder Schachtelhalmextrakt wirken durch Silizium stärkend auf Zellwände.
- Mittel auf der Basis von Molke oder Milchsäurebakterien können ebenfalls befallsmindernd wirken. Ebenso kann das für diese Indikation als Grundstoff zugelassene Lecithin befallsmindernd gespritzt werden.
Folgende Pflanzenschutzmittel wirken sowohl vorbeugend als auch nach erfolgter Infektion:
- Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Schwefel sind besonders bis zur Blüte empfohlen. Durch sie werdenauch Pockenmilben und Kräuselmilben mit reguliert, allerdings auch Raubmilben geschädigt.
- Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Kaliumhydrogencarbonat werden nach der Blüte eingesetzt. Sie sind ebenfalls schädlich für Raubmilben.
Die Beimengung eines Netzmittels auf Basis von Orangenöl kann die Wirkung von Pflanzenschutz- und Pflanzenstärkungsmitteln verbessern. In Freilandversuchen werden Pflanzenschutzmittel auf Basis des Bakteriums Bacillus amyloliquefaciens gegen Echten Mehltau getestet, dieses Mittel findet derzeit in anderen Kulturen gegen Pilzkrankheiten Anwendung.