Bio-Tierzüchtung

Bio beginnt bei der Tierzüchtung

Die Bio-Branche braucht eine unabhängige Tierzüchtung. Denn die konventionelle Tierzucht setzte jahrzehntelang vor allem auf eine schnelllebige Hochleistung. Dagegen müssen Bio-Kühe und Bio-Ziegen eher Marathonläufer als Sprinter sein. Und das Öko-Huhn von morgen ist ein Mehrkämpfer. Außerdem braucht der Ökolandbau robuste Rassen.

Die perfekte Bio-Kuh ist eine Dauerleistungskuh

Die ideale Bio-Kuh ist mittelgroß und gibt möglichst lange Milch. Anders als in der konventionellen Züchtung zählt bei der naturgemäßen Zucht die Lebensleistung am meisten. Das heißt bei Milchkühen: die gesamte Menge Milch, die sie in ihrem Leben produzieren. Außerdem bewerten die Züchterinnen und Züchter die Leistungssteigerung von Laktation (Milchabgabe) zu Laktation. "Milchkühe kommen erst ab der vierten Laktation, also nach dem vierten Kalb, in Hochform. Deshalb lohnt es sich für die Landwirte, ihre Tiere möglichst lange zu melken", erläutert Sebastian Rid von der Europäischen Vereinigung für Naturgemäße Rinderzucht (EUNA). Dabei sollen die Rinder ihre Leistungen mit viel frischem Gras von der Weide und im Winter mit Heu oder Silage bringen: also möglichst wenig Kraftfutter, Soja oder Getreide brauchen. Aktuell verbessern die naturgemäßen Rinderzüchterinnen und -züchter die drei Milchrassen Holstein, Fleckvieh und Braunvieh. Bei den Fleischrindern hat sich die Rasse Deutsch Angus bewährt. Die dunklen Rinder gedeihen auch bei extensiver Haltung gut.

Bewährte Ziegenrassen weiterentwickeln

Lange Zeit züchteten vor allem Hobbyhalterinnen und Hobbyhalter Ziegen. Für sie zählt in erster Linie das Aussehen der Ziegen. Wer aber davon lebt, Ziegenmilch zu produzieren, braucht viel Milch mit guten Fett- und Eiweißgehalten. Öko-Ziegenbetriebe setzen auf robuste und gesunde Tiere. Die sollten genau wie die Rinder Gras und Heu gut verwerten und möglichst lange Milch produzieren. 

"Um die gewünschten Zuchtziele zu erreichen, brauchen wir keine neuen Rassen zu züchten", erläutert Dr. Pera Herold von der Universität Hohenheim. Vielmehr gehe es darum, die vorhandenen genetischen Ressourcen bestmöglich zu nutzen und bewährte Rassen züchterisch weiterzuentwickeln. Das sind in Deutschland die Bunte Deutsche Edelziege und die Weiße Deutsche Edelziege. Wenn möglichst viele Ziegenmilchbetriebe ausschließlich die besten männlichen und weiblichen Tiere anpaaren, bringt das allmählich den gewünschten Zuchtfortschritt. Hierbei können Bockringe helfen. Dabei rotieren ausgewählte Zuchtböcke zwischen einzelnen Betrieben.

Zwei Nutzen in ein Huhn züchten

Bisher ist die Hühnerzucht zweigeteilt und in der Hand von Konzernen: Große Brütereien züchten zum einen Hybridhühner für die Mast und zum anderen Legehennen. Bei den Legehühnern werden die männlichen Küken getötet. Denn sie produzieren zu wenig und langsam Fleisch. Das macht ihre Mast unrentabel.

Das Öko-Huhn von morgen hat dagegen einen doppelten Nutzen. Die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) züchtet auf Bio-Höfen Zweinutzungshühner. Deren Hennen legen etwas weniger Eier als die typischen Legehennen. Dafür setzen die Hähne aber mehr Fleisch an. Hähne von Zweinutzungsrassen eignen sich besser als Fleischlieferanten als die bisherigen Bruderhähne. Damit sind die männlichen Küken der Legerassen gemeint, die einige Bio-Betriebe vor allem aus Mitgefühl aufziehen. "Die Verbraucher sollten insgesamt viel weniger, dafür aber hochwertiges Geflügelfleisch von Zweinutzungshähnen kaufen. So kann die Bio-Branche künftig vollständig auf das Töten von männlichen Küken verzichten", erläutert Inga Günther von der ÖTZ.


Film ab: Bruderhahn oder Zweinutzungshuhn – was ist der Unterschied?


Mehr Infos im Web:

Hier können Sie Fleisch und Eier der Bruderhahninitiative kaufen: Händlerliste

Letzte Aktualisierung 22.08.2022

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