"Da tut sich gerade sehr viel", beobachtet Zydek. "Und wir müssen aufpassen, dass wir mit der Weiterentwicklung schnell vorankommen. Sonst könnte der Markt durch Importe besetzt werden." Auch auf lokaler Ebene stößt das Projekt auf großes Interesse. Von Berufs- und Hochschulen, dem Bauernverband und Landwirtschaftskammern gibt es regelmäßig Anfragen für Info-Veranstaltungen. Allein im zweiten Halbjahr 2023 hat die Klimafarm 70 Info-Veranstaltungen zum Thema Paludikultur durchgeführt.
Noch wichtiger ist für Zydek aber das Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe in der Region, wobei das Paludi-Konzept offen ist für eine konventionelle und ökologische Nutzung. Bisher beobachtet sie bei Praktikerinnen und Praktikern noch "skeptisches Interesse". "Dabei muss man berücksichtigen, dass Paludikultur einen nahezu kompletten Systemwechsel zur bisherigen intensiven Grünlandnutzung bedeutet. Eine solche Umstellung fällt natürlich schwer", meint die Expertin.
Intensive Nutzung der Torfböden ist endlich
Doch letztlich gibt es aus ihrer Sicht keine echte Alternative dazu. Denn die intensive Nutzung der Moorböden ist endlich. Pro Jahr baut sich der Torfkörper etwa um einen Zentimeter ab. Darunter liegt unfruchtbarer Geschiebesand. "Das wissen auch die Landwirtinnen und Landwirte hier", sagt Zydek. "Allerdings müssen wir auch ehrlich sein und zugeben: Wir haben bis jetzt noch keine fertige Lösung."
Zudem ist eine Paludikultur derzeit auch wirtschaftlich noch keine echte Alternative zur Grünlandnutzung für die Milcherzeugung. Deshalb lautet ein wichtiges Projektziel, Preise für den Rohstoff zu erzielen, die sich für Landwirtschaft lohnen.
Keine einheitliche EU-Flächenprämie für Paludikulturen
Genauso wichtig ist es ihrer Meinung nach, Paludikulturen in der nächsten Förderperiode über die Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU ab 2027 angemessen zu honorieren, etwa durch eine Entlohnung für die Einsparung von Treibhausgasen. Aktuell erhalten Betriebe auch keine einheitliche EU-Flächenprämie für Paludikulturen, was laut Zydek ebenfalls dringend angepasst werden müsste.
Damit käme sie ihrem persönlichen Ziel des Klimafarm-Projektes schon sehr nahe. Sie möchte mit der Umstellung auf Paludikultur eine echte Perspektive für die landwirtschaftlichen Betriebe als Rohstoffproduzenten auf Moorböden schaffen. Zydek wünscht sich zum Ende des Projekts im Jahr 2031, dass jeder landwirtschaftliche Betrieb die Wiedervernässung technisch und auf Förderebene innerhalb eines Jahres problemlos und freiwillig umsetzen kann.
"Dafür müssen Behörden, Betriebe und abnehmende Unternehmen unbedingt an einem Strang ziehen", meint die Leiterin. "Dann hätten wir einen riesigen Hebel, den Klimaschutz voranzubringen und neue Perspektiven für die Landwirtschaft auf Moorflächen zu schaffen."
Text: Jürgen Beckhoff