Drittes zentrales Handlungsfeld ist laut Gutachten die Verbesserung der Stickstoffeffizienz. Stickstoff ist ein unentbehrlicher Nährstoff in der Landwirtschaft. Im Übermaß in die Umwelt eingetragene Stickstoffverbindungen – auch reaktiver Stickstoff genannt – haben jedoch gravierende Auswirkungen auf das Klima, die Artenvielfalt, die Landschaftsqualität und die Wasserversorgung. Rund zwei Drittel des reaktiven Stickstoffs stammen heute aus der Landwirtschaft. In Bezug auf das Klima spielt hier vor allem das Lachgas eine zentrale Rolle. Es ist rund 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid.
Um die Emissionen reaktiver Stickstoffverbindungen zu verringern, müssten künftig die Nährstoffkreisläufe stärker geschlossen werden. Zentrale Ansatzstelle dafür sei die Düngeverordnung beziehungsweise die Düngepolitik. Aus Sicht der Autorinnen und Autoren sind die entsprechenden Regelungen in der Vergangenheit jedoch zu wenig zielgenau gewesen, um die Stickstoffüberschüsse in Deutschland wirksam zu senken. Die zentrale Politikempfehlung des Gutachtens ist daher die zügige Umsetzung einer engagierten einzelbetrieblichen Stoffstrombilanzierung, mit deren Hilfe die Nährstoffflüsse in landwirtschaftlichen Betrieben transparent und überprüfbar abgebildet werden können.
Zieht man das aktuelle Fünfjahresmittel heran, lagen die Stickstoffüberschüsse in Deutschland 2017 bei 92 Kilogramm pro Hektar. Bei einer Verringerung des Gesamtbilanzüberschusses auf 70 Kilogramm Stickstoff pro Hektar ergäbe sich laut Gutachten bis 2030 eine THG-Minderung von jährlich rund 3,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Hinzu kämen eine Million Tonnen aus der Mineraldüngerproduktion. Bei einer weiteren Reduktion bis 2045 auf 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar ließen sich weitere Einsparungen in der Größenordnung von 1,5 Millionen Tonnen in der Landwirtschaft erreichen sowie weitere in der Mineraldüngerproduktion.
Weil die Umsetzung einer solchen politischen Maßnahme unsicher ist und meist einen langen Vorlauf braucht, empfehlen die Autorinnen und Autoren parallel die Einführung einer Stickstoffsteuer auf den Verbrauch von mineralischen Düngemitteln von vorerst 50 Cent pro Kilogramm. In Abhängigkeit von der Wirksamkeit der Stoffstrombilanzierung könnte diese Stickstoffsteuer dann entsprechend zurückgefahren oder verstärkt eingesetzt werden.
Komplette Verhinderung der THG-Emissionen in der Landwirtschaft unmöglich
Bei einigen Emissionsquellen aus der Landwirtschaft handelt es sich um diffuse Methan- und Lachgasemissionen aus biologischen Prozessen, die nicht vollständig vermieden werden können. Die Landwirtschaft wird deshalb bei den Emissionsminderungen hinter anderen Sektoren zurückbleiben und ihr Anteil an den Gesamtemissionen wird bei fortschreitender Emissionsminderung in anderen Sektoren steigen. Die Landwirtschaft sollte daher anstreben, die verbleibenden THG-Emissionen soweit wie möglich durch negative Emissionen (Senkenbildung) auszugleichen.
Ein besonderes Potenzial in dieser Hinsicht bietet die humusfördernde Bewirtschaftung der Felder. Gelingt es zum Beispiel, den durchschnittlichen Humusgehalt im Boden nur um 0,1 Prozent zu steigern, können je nach Bodenart bis zu sechs Tonnen CO2-Äquvalente pro Hektar gespeichert werden. Förderlich auf die Humusbildung wirken sich Zwischenfrüchte, mehrjährige Kulturen wie Kleegras und das Einbringen von Wirtschaftsdüngern aus. Besonders vorteilhaft ist der Erhalt von Dauergrünland, wo die Humusgehalte im Schnitt etwa zwei- bis dreimal höher sind als auf reinen Ackerflächen.
Ist Öko-Landbau besonders klimaschonend?
Wie eine Studie des Thünen-Instituts aus dem Jahr 2019 zeigt, hat der Öko-Landbau in Bezug auf den Klimaschutz eindeutige Vorteile. So weisen ökologisch bewirtschaftete Böden im Durchschnitt einen um 10 Prozent höheren Gehalt an organischem Bodenkohlenstoff und damit eine deutlich höhere jährliche Kohlenstoffspeicherungsrate auf. Die ökologische Landwirtschaft ist aber auch in anderer Hinsicht positiv für das Klima. Denn im Öko-Pflanzenbau wird insgesamt weniger Stickstoff eingesetzt. Außerdem wird auf den Einsatz synthetisch hergestellter Düngemittel verzichtet. Aus diesem Grund entstehen bei der ökologischen Bewirtschaftung weniger Lachgas-Emissionen. Ein Nachteil der ökologischen Landwirtschaft ist, dass hier im Vergleich zum konventionellen Anbau deutlich geringeren Erträge erzielt werden, sodass mehr Fläche benötigt wird, um die gleiche Menge Nahrungsmittel anzubauen.