"Die Nachfrage nach diesen Produkten ist letztlich entscheidend für den Ausbau der Paludikulturflächen. Aber noch gibt es hier Forschungsbedarf, denn die Fertigung ist anspruchsvoll", meint Beyer. So werden derzeit im 3N Kompetenzzentrum gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie vielversprechende Verwertungslinien aufgebaut. Dazu gehört zum Beispiel die Fertigung von Dämmstoffplatten und Einblasdämmstoff aus Rohrkolben, die in Modellgebäuden eingebaut und in einem Langzeitmonitoring untersucht werden.
Auch die Herstellung unterschiedlicher Gartenbausubstrate aus Rohrkolbenbiomasse ist Teil des Verbundvorhabens. Die Substrate werden analysiert und in pflanzenbaulichen Tests auf ihre Eignung für den Einsatz in der Praxis geprüft. Erste Ergebnisse betätigen laut Beyer das große Potenzial von Rohrkolben. Deshalb ist geplant, auch für andere Produkte wie zum Beispiel Papier Verwertungslinien zu entwickeln.
Keine Flächenprämie für Paludikulturen
Ein großes Hemmnis für die Verbreitung von Paludikulturen ist jedoch in der Praxis, dass nicht alle geeigneten Pflanzen im Sinne der Agrarförderung als landwirtschaftliche Kulturen gelten. Das gilt zum Beispiel für Rohrkolben und Schilf. Deshalb erhalten Betriebe für den Anbau derzeit keine Flächenprämien aus dem EU-Agrarhaushalt. Eine Änderung des Status und die Verbesserung weiterer Rahmenbedingungen für Paludikulturen wird aktuell auf verschiedenen politischen Ebenen diskutiert.
"Grundsätzlich hat die Politik erkannt, dass die Paludikultur ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz sein kann", sagt Beyer. Und die Unterstützung der Politik ist aus seiner Sicht elementar für den zukünftigen Erfolg des Anbauverfahrens. Denn auch wenn in naher Zukunft konkrete Produkte aus Paludikulturen nachgefragt werden und Praxisbetriebe in den Anbau einsteigen, wird die Erzeugung nicht wirtschaftlich sein. "Das wird nur funktionieren, wenn die erbrachten Klimaschutzleistungen angemessen vergütet werden", sagt Beyer.
Gute Perspektiven für Paludikultur
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ist Beyer zuversichtlich, was den Ausbau von Paludikulturen angeht: "Ich sehe da gute Perspektiven. Die Politik zeigt großen Willen, klimafreundliche Anbauverfahren zu unterstützen. Gleichzeitig geht es in der Forschung und Entwicklung deutlich voran, auch durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit, etwa mit den Niederlanden. Und wenn wir es schaffen, in den nächsten Jahren marktreife Produkte zu entwickeln, wird es funktionieren."
Text: Jürgen Beckhoff