Stefan Kühne: In Bezug auf die Schadorganismen lässt sich zunächst festhalten, dass es keine generelle Aussage gibt, da die Auswirkungen stark von der Biologie der Organismen abhängen. Viele Schadinsekten werden von einer wärmeren und trockeneren Witterung im Frühjahr und Sommer profitieren. Oft lagen die Temperaturen der letzten 20 bis 30 Jahre noch unterhalb der Optima für Vermehrung und starker Fraßleistung. Allerdings kann man davon ausgehen, dass sich feucht-milde Winter in vielen Fällen sogar eher reduzierend auf den Schaderregerdruck auswirken, weil viele der im Boden oder in Bodennähe überwinternden Insektenstadien vermehrt durch Verpilzung reduziert werden.
Viele heimische Insekten halten eine trocken-kalte Phase besser aus, weil sie die Fähigkeit haben, Glykol als Frostschutzmittel zu bilden. Ein mildes und früh eintretendes Frühjahr kann demgegenüber zu einer frühen Besiedelung der Kulturen führen. Für viele pilzliche Schaderreger werden sich die Bedingungen eher verschlechtern, wenngleich es hier zu einer weiteren Verschiebung der Relevanz hin zu wärmeliebenden Erregern von beispielsweise Rostpilzen kommen wird. Sommertrockenheit wirkt der Ausbreitung von Pilzkrankheiten aber grundsätzlich entgegen. In Hinblick auf Unkräuter und -gräser ist der Wissensstand zu den Effekten des Klimawandels am geringsten, da die Untersuchungen schwierig sind, da oft standörtliche und anbautechnische Bedingungen die Effekte überlagern. Aber auch hier ist von einer Verschiebung der Relevanz hin zu wärmeliebenden Arten auszugehen. Insbesondere in Reihenkulturen können intensive Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig werden. Für alle Schadorganismengruppen wird davon ausgegangen, dass sich neue Arten etablieren können und sich die Verbreitungsgebiete in Richtung Norden ausweiten.