Ganz links im Zahnradmodell für mehr bioregionale Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung stehen die Zielvorgaben durch politische Beschlüsse. Denn die Rolle der Politik und Verwaltung für mehr Bio in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung ist entscheidend, um bestimmten Qualitäten und Umweltaspekten bei Ausschreibungen ein Gewicht zu geben.
Vergabeverfahren in der AHV als Hebel
Mit der Rückendeckung durch politische Beschlüsse können dann die zuständigen Stellen in einer Verwaltung die Vergabeunterlagen so gestalten, dass in Schulen, Kita & Co mehr Bio auf den Teller kommt und die Verwendung regionaler Produkte wahrscheinlicher wird. Einen Überblick zum Thema Bio und Regio in Ausschreibungen gibt ein eigener Beitrag.
Viele Kommunen nutzen diesen Hebel bereits, wie Beispiele aus den Biostädten zeigen.
Stärkung der Küchen
Am Ende entscheiden natürlich maßgeblich die Küchenverantwortlichen (oder bei Verbünden der zentrale Einkauf) darüber, welche Produkte in welcher Qualität auf den Teller kommen. Sie müssen gestärkt und dabei unterstützt werden, in der Speiseplanung mehr Bio-Produkte aus der Region einzusetzen. Das betrifft Catering-Unternehmen genauso wie Einrichtungen mit Küchen in Eigenregie. Bei Letzteren entfallen dann die beiden ersten Zahnräder links im Modell. Das macht Entscheidungsprozesse potenziell einfacher und schneller.
Bei der Unterstützung der Küchen geht es nicht nur um bloße Informationen und Wissensvermittlung. Vielmehr haben sich Beratungsprozesse mit hohen Anteilen von handlungsorientiertem Lernen, praxisnahen Tipps sowie Austausch und Stärkung der eigenen Motivation bewährt. Eine Evaluation der Kantine Zukunft Berlin zeigt, welches Potenzial Beratungsprogramme wie die Kantinenwerkstatt haben.
Logistik und Handel
Die Großküchen von heute sind auf eine effiziente Logistik angewiesen. Aus dem konventionellen Bereich sind sie es gewohnt, bei einem oder wenigen Lieferunternehmen möglichst alle gewünschten Produkte kurzfristig zu beziehen. Das steht jedoch in einem Spannungsverhältnis zum Wunsch nach mehr Bio aus der Region und wieder mehr kleinteiligen Strukturen. Dafür gibt es nicht die perfekte Lösung – sondern in der Praxis verschiedene Lösungsansätze: So stellen sich regional verankerte Lieferservice-Betriebe immer mehr auf die Bedürfnisse der AHV ein (jedoch nur für kleinere Küchen interessant). Der Großhandel arbeitet daran, sein regionales Bio-Sortiment transparenter zu machen (da tut sich was!). Einige Küchen kaufen direkt bei verarbeitenden Betrieben (kostet Zeit) und in manchen Regionen entstehen digitale Marktplätze mit dem Anspruch, damit auch die Logistik zu optimieren (Ergebnis bleibt abzuwarten).
Auch wenn sich die Diskussion beim Thema regionale Beschaffung häufig um die müßige Frage nach der politisch korrekten Entfernung dreht – im Sinne der Nachhaltigkeit ist am Ende eine effiziente Logistik für regionale Produkte viel wichtiger als die Kilometerzahl.
(Vor-)Verarbeitung
Vorverarbeitete Produkte sind heute aus vielen Großküchen nicht mehr wegzudenken. Dem Anspruch, wieder mehr Verarbeitungsschritte in der eigenen Küche durchzuführen, können viele Großküchen heute nicht (mehr) gerecht werden. Zwei Drittel der Küchen der Gemeinschaftsverpflegung verwenden Fresh-Cut-Produkte, so das Ergebnis einer Umfrage der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Oft ist das Vorhandensein von Strukturen der Vorverarbeitung deshalb ein Nadelöhr für die Etablierung von bioregionalen Wertschöpfungsketten. Doch solche Angebote können auch neu entstehen, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Gerade die Gemeinschaftsverpflegung kann dafür interessante Impulse geben. Das zeigen immer mehr Beispiele.