Kräutertee – ökologisch und regional

Kräutertee – ökologisch und regional

Kräutertee trinken passt immer! Im Winter wärmen uns Gewürztees. Im Sommer sind kühle Minz- und Malventees eine willkommene Abwechslung zu Wasser. Immer mehr der verkauften Kräutertees sind inzwischen Bio. Nur mit dem regionalen Anbau von Heil- und Aromapflanzen hapert es noch. Doch einige Zutaten stammen auch von hier.

Laut Teeverband trägt durchschnittlich jeder zehnte Kräuter- und Früchtetee ein Bio-Siegel. Bei Monotees aus einer Pflanzensorte wie Pfefferminze oder Kamille liegt der Bio-Anteil höher als bei Teemischungen. Schließlich gilt bei Bio ganz oder gar nicht. Enthält ein gemischter Tee nur eine Zutat konventioneller Herkunft, gilt der gesamte Tee automatisch als konventionell. 

Arzneitees dürfen zwar Bio sein, aber laut Arzneimittelgesetz auf der Verpackung nur Angaben zur gesundheitlichen Aufklärung tragen. Eine Bio-Kennzeichnung sei keine solche Angabe, lautet die bisherige Ansicht. Dagegen wehrt sich der traditionelle Teehersteller Salus aus Bruckmühl sogar vor Gericht. "Wir kämpfen für bessere rechtliche Rahmenbedingungen für Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel in Bio-Qualität. Unsere Kundinnen und Kunden sollten die Bio-Qualität auf der Packung auf den ersten Blick erkennen", so Produktmanagerin Sonja Epp.

Kräuter ökologisch anbauen und kontrolliert sammeln

Der bayerische Teeproduzent bezieht seine Kräuter und Früchte aus Bio-Anbau und aus ökologischer Wildsammlung: so regional wie möglich. So stammt beispielsweise der Grüne Hafer aus dem Chiemgau, viele weitere Pflanzen aus Bayern. Wichtige Kräuter wie Arnika oder der Gelbe Enzian, die in Deutschland unter Naturschutz stehen, produziert das Bio-Unternehmen auf einer eigenen Bio-Farm in Chile. "Da Chile auf der Südhalbkugel liegt, haben wir durch den zeitversetzten Erntezyklus die Möglichkeit, ganzjährig unseren Rohstoffbedarf zu decken. Zudem haben wir dort weite, unberührte Natur. Die Umweltbelastungen sind sehr gering und nicht mit anderen globalen Anbauregionen vergleichbar", erläutert Sonja Epp.   

Regionaler Anbau gelingt oft

Ganz regional arbeitet Eva Maria Walle von Herba Floraris. Die Agraringenieurin baut seit sieben Jahren Arznei-, Gewürz- und Aromapflanzen am Bodensee an. Gemeinsam mit acht Mitarbeitenden pflanzt, pflegt und verarbeitet sie auf zwei Hektar bis zu siebzig verschiedene Kräuterarten und Sorten. Darunter Klassiker wie Kamille, Calendula und Lavendel. Aber auch exotische Gewächse wie das mexikanische Duftnesselkraut (Agastache) oder das indische Basilikum (Tulsi) kommen mit dem Klima im Südwesten gut klar. 

Kräuter sind robust

"Das A und O für einen gelungenen Kräuteranbau ist ein fruchtbarer Boden. Wir bringen mit Gründüngungspflanzen Nährstoffe und Humus in den Boden", erklärt Walle. Außerdem lockern Klee und Co. mit ihren langen Wurzeln den Boden. 

Zusätzliche Nährstoffe liefert ein Komposttee. Der Auszug aus Kompost, Gesteinsmehl und Waldboden stärkt zudem die Pflanzen und vertreibt Schädlinge. Als Wildpflanzen seien Kräuter prinzipiell wenig anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Aber Blattläuse können schon mal zuschlagen. Manchmal hilft da nur noch eine Radikalkur. "Als die Zikaden den Oregano befallen haben, haben wir ihn komplett abgeschnitten, aber er wächst wieder nach", berichtet Expertin Walle, die auch weltweit Heilpflanzenanbaubetriebe berät. 

Nicht nachmittags ernten

Die Qualität der Kräuter hängt vom Gehalt der Wirkstoffe, also der gewünschten Inhaltsstoffe ab. Dafür ist es wichtig, die Kräuter zum optimalen Zeitpunkt zu ernten. Der ist je nach Pflanze unterschiedlich. "Frauenmantel ernten wir, wenn sich die ersten Blüten öffnen, Lavendel, wenn die ersten Blüten verblüht sind", so Walle. Geerntet wird in der Regel spätestens bis Mittag. Dann sind die Wirkstoffgehalte am höchsten. Während die Mitarbeitenden von Herba Floralis alles per Hand ernten können, brauchen größere Betriebe spezielle Erntemaschinen. Das und das fehlende Fachwissen hindern andere Bio-Betriebe noch daran, es mit Heil- und Aromakräutern zu versuchen.

Vorsichtig trocknen und verarbeiten

Damit die Kräuter nicht verderben, werden sie nach der Ernte schonend mit warmer Luft getrocknet. Mehr als 38 Grad sollten es nicht sein. Sonst verflüchtigen sich die ätherischen Öle. Je nach Pflanze dauert das länger oder kürzer: Die Rose ist in einem Tag so weit. Das Johanneskraut braucht vier Tage. Die trockenen Pflanzenteile mischen die Mitarbeitenden dann zu zwölf verschiedenen Tees. Ob Blüte oder Blatt – alle Pflanzenteile kommen lose und ganz in die Packung. So bleiben die Inhaltsstoffe besser erhalten als im Teebeutel. "Während frischer Salbei 2,9 Prozent ätherische Öle enthält, sinkt der Gehalt im Teebeutel auf 1,4 Prozent", erläutert Walle.  

Außerdem können die Teetrinkerinnen und Teetrinker bei losen Tees sehen, was sie trinken.

Nur die besten Blüten und Blätter dürfen in den Tee

Bei größeren Herstellern wie Salus erfolgt die Verarbeitung maschinell. Um die Tee- und Arzneipflanzen von eventuellen Schädlingen zu befreien, werden diese zunächst in einer sogenannten Entwesungsanlage schonend mit Druck und natürlichem CO2 aus Quellkohlensäure behandelt. 

Bei der Tee-Herstellung zählt jedes Detail: Der Zerkleinerungsgrad muss auf die Pflanze abgestimmt sein, damit diese später optimal ihre Inhaltsstoffe an den Tee-Aufguss abgibt. "Eine speziell für uns entwickelte Verleseanlage identifiziert in einem Sekundenbruchteil, welche wirkstoffreichen Pflanzenteile wie zum Beispiel Blüten in den Tee kommen und was als Stängel oder Fremdkörper aussortiert wird", berichtet Sonja Epp.

Prüfen, prüfen, prüfen

Generell gehören Kräuter- und vor allem Heiltees zu den bestuntersuchten Lebensmitteln überhaupt: Der Staat, der Bio-Verband und die Privatwirtschaft kontrollieren. "Verkaufe ich meine Kräuter an Tee- oder Kosmetikhersteller weiter, untersuchen diese nicht nur ein Mischmuster von der Ernte, sondern jede Charge einzeln", erläutert Eva Maria Walle. 

Ist das Muster okay, prüft beispielsweise Salus jeden Rohstoff beim Wareneingang nochmals: Ist das die richtige Pflanze? Schmeckt sie, wie sie schmecken soll? Reicht der Wirkstoffgehalt aus und ist sie frei von Schwermetallen oder Pestiziden? Auch Zwischen- und Endprodukte werden unter die Lupe genommen. Mittlerweile müssen immer mehr und immer wieder neue Stoffe untersucht werden. "Der Prüfumfang hat sich in den letzten Jahren enorm verändert", sagt Dr. Hagen Albert, Leiter der wissenschaftlichen Abteilung. "Wir müssen zunehmend genauer auf die Proben schauen und Umweltgifte und Kontaminanten wie Schimmelpilzgifte verstärkt in den Blick nehmen."


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