Die Studie "Innodirekt" bestätigt die hohe Kundenzufriedenheit. In einer Umfrage waren über 95 Prozent der Kundinnen und Kunden von zehn Leuchtturmprojekten "sehr zufrieden" oder "eher zufrieden" mit der genutzten Einkaufsmöglichkeit. Dazu zählten neben Hofläden unter anderem Verkaufsautomaten, Marktschwärmereien oder selbst organisierte Food-Coops. Die meisten Befragten kaufen primär aus ökologischen Gründen Produkte aus Erzeugerhand – sprich wegen der Bio-Qualität, der kurzen Transportwege und der geringeren Verpackungsmenge. "Für die Verbraucher stehen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Kaufentscheidung an erster Stelle", betont Michael Böhm von Ecozept.
Für andere Kundinnen und Kunden zählten vor allem die regionale Herkunft und die besondere Qualität der Produkte. Weitere Motive sind das Wohl der Tiere oder der soziale Austausch beim Einkauf. Die meisten möchten zukünftig noch mehr oder mindestens genauso viele Produkte vom Erzeugerbetrieb kaufen. Besonders hervorzuheben ist, dass lediglich fünf der insgesamt fast 700 Befragten die Preise zu hoch fanden. "Die befragten Kunden sind wenig preissensibel, was den Erzeugern eine relative große Freiheit bei der Preisgestaltung ermöglicht", so Böhm. Und neben einem fairen Verdienst für die landwirtschaftlichen Betriebe sei es vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern wichtig, die lokale Wirtschaft zu unterstützen.
Dennoch sehen die Kundinnen und Kunden noch Verbesserungspotential, und zwar beim Sortiment und Service sowie bei der Produktqualität. Teils wünschen sie sich mehr Auswahl, aber auch Spezialprodukte wie etwa gluten- oder laktosefreie Lebensmittel. Auch mit einem besseren Bestell- und Lieferservice und mehr Service beim Einkaufen oder Bezahlen könnten die Hofläden zusätzlich bei ihren Kundinnen und Kunden punkten.
Selbsteinschätzung der Betriebe
Als besondere Stärke sehen 97 Prozent der befragten Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter die gute Qualität ihrer Produkte. Auch mit der Einhaltung der Hygieneanforderungen, den erlösten Verkaufspreisen und ihrer Kundenkommunikation zeigten sich jeweils mehr als 70 Prozent zufrieden. Dagegen beklagten viele die hohe Arbeitsbelastung der Familienarbeitskräfte. Zu schaffen machen ihnen neben den steigenden laufenden Ausgaben für Personal, Verkaufs- und Verpackungsmaterial auch die hohen Investitionskosten für Gebäude und Fahrzeuge. Weitere genannte Knackpunkte: Marketing und Bewusstseinsbildung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern, aber auch die Kooperation mit anderen direktvermarktenden Betrieben und die mangelnde Transportlogistik. Oft kommt ein nicht ausreichendes Produktangebot hinzu – vor allem bei ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Unterschiedlich bewerteten sie auch ihre finanzielle Situation: die bemängelten elf Prozent der ökologischen und nur zwei Prozent der konventionellen Betriebe.
Um sich langfristig behaupten zu können, brauchen Bio-Hofläden besonders engagierte Kundinnen und Kunden. Die müssten auch für ein überschaubares Sortiment weite Wege zum Hofladen und unvollkommene Lebensmittel wie zweibeinige Möhren oder krumme Gurken in Kauf nehmen. Außerdem müssen sie bereit sein, faire Preise zu zahlen.