BioBitte: Köln möchte klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen haben Sie einen Klimarat mit verschiedenen Projektgruppen aufgestellt. Können Sie das näher erläutern?
Nils Becker: Der 2020 eingerichtete Klimarat Köln ist als beratendes Gremium Impulsgeber zur Erreichung der Klimaneutralität in unserer Stadt. Er entwickelt in themenbezogenen Projektgruppen Entscheidungsvorschläge zur Schaffung politischer Rahmenbedingungen und Anreize, um in den wesentlichen Sektoren – Energie, Gebäude, Mobilität und Logistik, Industrie, Ernährung und Konsum – eine Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erreichen. In den jeweiligen Projektgruppen werden für diese Emissionssektoren Maßnahmen entwickelt und deren Umsetzung begleitet. Die Projektgruppe Ernährung und Konsum, die sich auch mit der öffentlichen Außer-Haus-Verpflegung (AHV) befasst, verfolgt dabei das Ziel, die Treibhausgasemissionen im Ernährungssektor bis 2030 um 34 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.
BioBitte: Welche Rolle spielen Bio-Lebensmittel in diesem Zusammenhang?
Nils Becker: Kommunale Ernährungspolitik ist in Köln darauf ausgerichtet, die Zugriffsmöglichkeiten der Stadtgesellschaft auf ökologische, regionale und saisonale Lebensmittel zu optimieren. Ein wesentlicher Baustein ist hierbei die städtisch organisierte AHV, in der vermehrt Bio-Lebensmittel eingesetzt werden sollen. Sofern diese Bio-Lebensmittel vorzugsweise aus der Region kommen, trägt dies durch kurze Lieferwege zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks bei. Außerdem verringert Bio-Landwirtschaft Treibhausgasemissionen und schont Böden sowie Gewässer.
BioBitte: Neben dem Klimarat gibt es in Köln auch einen Ernährungsrat. Welche Rolle spielt dieser für die kommunale Ernährungspolitik?
Nils Becker: Die Stadt Köln ist Mitinitiatorin dieses zivilgesellschaftlichen Projekts und hat mit dem Ernährungsrat einen bewährten Partner für das Vorantreiben ernährungspolitischer Ziele gefunden. Der Ernährungsrat wurde im März 2016 von engagierten Bürger*innen gegründet, um eine nachhaltigere Form der Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung in diesem Kontext zu gewährleisten. So wurde ein Visionsprozess organisiert, aus dem die Ernährungsstrategie für Köln und Umgebung hervorgegangen ist. Sie dient der kommunalen Ernährungspolitik als Leitbild und zeigt lokale Gestaltungspotentiale auf. Ihre Handlungsempfehlungen richten sich nicht nur an die Verwaltung, sondern an alle Akteursgruppen des Ernährungssystems.