Auch die jüngste Wertschöpfungskette, die Produktion von Bier aus betriebseigener Gerste, baut laut Schreyer auf Vertrauen und Partnerschaftlichkeit auf. Bei der Mälzerei Schubert in Schweinfurt liefen die beiden offene Türen ein, als sie die Idee zum Brauen eines lokalen Bio-Bieres vortrugen. Und dass, obwohl sie nach eigenen Aussagen sehr naiv an die Sache herangingen. "Ich wusste ja nicht mal, dass man für unterschiedliche Biere verschiedene Malzarten braucht", erzählt Petra Sandjohann.
Mit an Bord war Braumeister Ulrich Martin, ein guter Bekannter, der auch den Kontakt zur Mälzerei herstellte. Wie die Mälzerei arbeitet auch die Brauerei Martin in einer Nische mit kleinen Mengen und qualitativ hochwertigen Produkten, die ausschließlich regional vermarktet werden. Um Bio-Bier brauen zu können, nahm er sogar den Aufwand für eine Bio-Zertifizierung seiner Brauerei in Kauf. Denn seine anderen Biere sind alle konventionell.
Nach zwei Jahren fällt das Fazit der Zusammenarbeit positiv aus. Knapp ein Drittel des Guts-Bieres wird über den Hofladen des Betriebs verkauft, den Rest vermarktet Braumeister Martin selbst an die örtlichen Getränkemärkte. Preise und Mengen sind vertraglich geregelt.
Obwohl das Bio-Bier etwa 50 Prozent teurer ist als seine konventionellen Biere, ist Martin mit den abgesetzten Mengen zufrieden. Etwa zehn Prozent des Umsatzes erwirtschaftet er inzwischen mit dem Guts Bier – Tendenz steigend. "Aber die Leute schauen leider schon sehr auf den Preis", ist Martins Erfahrung.
Auch Bernhard Schreyer ist mit dem Einstieg in die Wertschöpfungskette Bier zufrieden. Der Abverkauf stimmt und die Kunden Kundschaft schätzen das Produkt. Dennoch ist auch hier eine enge Abstimmung notwendig. Eine große Herausforderung war zum Beispiel, die ungewohnt großen Mengen von mindestens 25 Tonnen Braugerste in einheitlicher Qualität bereitzustellen, die die Mälzerei für einen Durchgang verlangte. Denn Schreyer fehlte es an Erfahrung mit der neuen Braugerstensorte. Hinzu kommen die stark wechselnden Bodenbedingungen des Gutes, auf denen sich die Braugerste unterschiedlich gut entwickelte.
"Aber die Mälzerei hat dann direkt das Gespräch mit uns gesucht und wir haben uns auf einen angepassten Preis geeinigt. So etwas geht eigentlich nur, wenn die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt und man das Gefühl hat, dass alle Seiten wollen", sagt Bernhard Schreyer.
Ohne Partnerschaften kein Erfolg
Für das erfolgreiche Konzept der regionalen Wertschöpfungsketten wurde das Schloss Gut Obbach von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit einem Preis beim diesjährigen Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau ausgezeichnet.
Trotzdem sieht Schreyer diesen Ansatz nicht als Heilmittel für die Landwirtschaft. "Man kann es nicht erzwingen, dass es immer gut passt mit den Partnern. Aber es kann ein interessanter Weg sein für Betriebe, bei denen das Umfeld stimmt." Aus seiner Sicht ließen sich solche Wertschöpfungsketten im Grunde überall und mit allen Produkten aufbauen. Ein Patentrezept dafür gibt es aus seiner Sicht allerdings nicht.
Letztlich sei diese Art der Zusammenarbeit nur möglich, wenn alle Seiten partnerschaftlich und vertrauensvoll miteinander umgehen. "Wir müssen uns aber beeilen, weil uns in der Verarbeitung die kleineren Strukturen immer weiter wegbrechen", gibt Schreyer zu Bedenken. "Wenn es nur noch eine große Brauerei und eine große Mühle in einer Region gibt, ist es zu spät für eine kleine lokale Wertschöpfungskette."