Bio im Fußballstadion? – Kooperationen machen es vor

Bio im Fußballstadion – Kooperationen machen es vor

Nachhaltigkeit und Fußball – eine ungewöhnliche Kombination, die funktioniert: Wie bringt man nachhaltige Produkte an die Menschen? Man verkauft sie dort, wo die Menschen sind. Im Stadion des 1. FC Nürnberg gibt es nur noch Bio-Limonade, beim FC St. Pauli nur noch Bio-Bratwurst. Wie kam es zu diesen Kooperationen und was sollten Verarbeitungsunternehmen wissen, die Interesse an so einer Kooperation haben?

Während sich Fans auf den Tribünen über packende Spiele freuen, wächst gleichzeitig das Bewusstsein für eine nachhaltigere Ernährung – auch im Stadionalltag. Dieser Wandel ist nicht nur ein Zeichen des zunehmenden Umweltgedankens, sondern auch eine Antwort auf die steigende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und ökologisch produzierten Lebensmitteln.

Mit der Bio-Strategie setzt sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Ziel, den Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung bis 2030 auf 30 Prozent anzuheben. Die Maßnahme Nummer 17 der Strategie "Unternehmen der Außer-Haus-Verpflegung den Einsatz von Bio-Lebensmitteln erleichtern" unterstreicht hier das Vorhaben deutlich.

Zwei Fußballclubs gehen mit Positivbeispiel voran und zeigen, wie eine Integration von Bio-Produkten in Fußballstadien funktionieren kann:

FC St. Pauli

Bio-Stadionwurst – tierisch oder vegan – Bio-Saftschorlen und die Sichtbarkeit von Bio-Lebensmitteln im Profi-Fußball: Das alles ist bereits Teil des Fußballalltags des FC St. Pauli. Gestartet mit der regionalen fritz-kola, erhält man nun auch die Bio-Saftschorlen des Unternehmens im Stadion. Seit 2016 sind sie nun schon Partner des FC St. Pauli. Zur Rückrunde der Saison 2021/22 startete followfood GmbH ebenfalls eine Kooperation mit dem Fußballclub und versorgt die Stadionbesuchenden mit ökologischen Gerichten und Lebensmitteln wie beispielsweise mit dem Lachsburger, Bio-Eis und seit 2023 auch der veganen Bio-Wurst. Edeka bietet das tierische Pendant dazu an.

Daneben gingen die MOIN Bio Backwaren GmbH und der Fußballclub eine etwas andere Partnerschaft miteinander ein. Das Unternehmen engagiert sich anderweitig, um auf Bio aufmerksam zu machen: Sie fungieren einerseits als Sponsor und sind somit großflächig auf der Bande am Spielfeld zu sehen. Daneben veranstalten sie gemeinsam mit dem Kinderfußballclub "Rabauken" des FC St. Pauli Lebensmittelretter-Veranstaltungen, um das Bewusstsein für den Wert unserer Lebensmittel im frühen Alter zu generieren und zu stärken. Sie verwenden "Reste" aus dem Kühlschrank und kombinieren diese mit den verschiedenen Blätterteigen von MOIN und Produkten von followfood.

Hierzu gibt es einige Ausschnitte auf beiden Instagram-Kanälen, wodurch sie viele junge Menschen mit dem Bio-Gedanken erreichen. "Für uns ist die Partnerschaft mit dem FC St. Pauli etwas sehr Besonderes", so Kendra Blosat aus dem Kommunikationsteam von MOIN. Für das Unternehmen ist es ist eine tolle Möglichkeit über Sport faire Werte, wie Achtsamkeit, Nächstenliebe, Rücksicht zu vermitteln, aber gleichzeitig auch Ansporn, für eine enkeltaugliche Zukunft zu kämpfen.

1. Fußballclub Nürnberg (FCN)

Der 1. FCN ist Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit im Stadionalltag. Gemeinsam mit der Bauck GmbH und der Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG zeigt der Club, inwiefern er den Bio-Gedanken als Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie umsetzt.

Kooperationen und ausschlaggebende Faktoren

Mit dem Angebot der Bio-Limonade now (Neumarkter Lammsbräu) und Veggie-Snacks und Gebäck (Bauck) verfolgen die Kooperationspartner das Ziel, die Welt enkeltauglich zu gestalten. Die Zusammenarbeit basiert hierbei besonders auf gemeinsamen Werten, zum Beispiel in Bezug auf die Marke, der Entwicklung gemeinsamer Maßnahmen, um diese Werte sichtbar zu machen und einer wirtschaftlich sinnvollen Planung, die beiden Seiten Vorteile bietet.

Herausforderungen und Lösungen

  • Bio-Limonade now: Mit der Einführung der Bio-Limonade erforderte der Verzicht auf PET- und die Umstellung auf Glasflaschen einen höheren logistischen Aufwand. Eine bessere Organisation und optimierte Abläufe erleichterten die Umstrukturierung in den Kiosken. Das Ergebnis zeigte ein besseres Geschmackserlebnis und gesteigerte Absatzzahlen, was von den Stadionbesuchenden positiv aufgenommen wurde.
  • Vegane Snacks und Gebäck: Die Integration von veganen Snacks und Gebäck stellte ebenfalls eine Herausforderung dar, da Bio-Produkte ohne Konservierungsstoffe eine frische Zubereitung erfordern. Deshalb werden die Produkte entweder vor den Augen der Gäste oder früh morgens am Spieltag frisch zubereitet.

Auswirkungen auf das Bewusstsein und die Akzeptanz

Die Partnerschaften erhöhten das Bewusstsein und die Akzeptanz für Bio-Lebensmittel bei den Stadionbesuchenden deutlich. Durch das Bio-Angebot im Stadion erreicht man Verbrauchende, die sonst im Alltag nicht zwingend regelmäßig Bio-Produkte kaufen. Es entwickelte sich eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und anfängliche Skepsis wandelte sich in Anerkennung und positive Rückmeldungen.

Zu erleben, dass Nachhaltigkeit und Genuss kein Widerspruch sind, ist für viele ein Aha-Erlebnis.“ – Sebastian Zapf (Neumarkter Lammsbräu)

Feedback und Marktresonanz

Das Feedback zu beiden Kooperationen ist überwiegend positiv. Die Verkaufszahlen zeigen, dass die Bio-Produkte nicht nur akzeptiert, sondern teilweise besser verkauft werden als stark industriell verarbeitete Produkte mit diversen Zusatzstoffen. Dies stärkt die Marktanteile nachhaltig produzierter Lebensmittel und verbessert das Image des Vereins als verantwortungsbewusster Akteur. Die Verarbeitungsunternehmen erhalten die Anerkennung, dass sie einen mutigen Weg gehen, indem sie die Öko-Blase verlassen und sich herauswagen.

Geeignete Produkte und Überzeugung

Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist nicht das Produkt selbst entscheidend, sondern die Denkweise der Beteiligten. Die Freude an Innovationen und der Mut neue Ansätze auszuprobieren, sind von zentraler Bedeutung. Dirk Schlünz (1. FCN) betont, dass zunächst klein angefangen werden, aus den Erfahrungen gelernt und kontinuierlich anpasst werden sollte, ähnlich wie bei der Einführung jeder anderen Innovation. Durch übereinstimmende Werte beider Partner und den kontinuierlichen Austausch, kann solch eine Kooperation erfolgreich bestehen.

Macht es. Es ist ein mutiger Schritt, der sich lohnt. Um noch mehr Menschen für Bio zu begeistern und neue Zielgruppen zu erreichen, ist es notwendig, auch außergewöhnliche Wege zu gehen und die eigene Bubble zu verlassen.“ – Ralf Hoppe (Bauck)



Letzte Aktualisierung 08.08.2024

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