Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich Bio von hier. Das gelingt am besten mit regionalen Wertschöpfungsketten. Wie die praktisch funktionieren, zeigen wir an drei besonderen Produkten des Schloss Gut Obbach bei Schweinfurt. Im Hofladen des ausgezeichneten Naturland-Betriebes gibt es Gutsbrot und Gutsbier made in Franken. Und Brotaufstrich aus heimischen Sonnenblumenkernen.
Drei Fragen an Petra Sandjohann: Menschen für regionale Lebensmittel begeistern
Petra Sandjohann liebt und lebt regionale Wertschöpfungsketten. Die Geschäftsführerin vom Hofladen erklärt im Interview, wie ihr Netzwerk aus Landwirtschaft und Verarbeitung die Region bereichert.
Oekolandbau.de: Wie profitieren Sie von den regionalen Wertschöpfungsketten?
Petra Sandjohann: Das Schöne ist, dass sich alle Partner gut kennen. Wenn es Probleme gibt, können wir diese gemeinsam lösen. Beispielsweise hatte der Bio-Bäcker mal Schwierigkeiten mit unserem Bio-Dinkelmehl. Das Brot blieb flach wie ein Pfannkuchen. Dann hat der Müller gemeldet, dass diese Mehlcharge zu wenig Klebereiweiß hat. Wir haben es dann mit einer kleberreicheren Partie vermischt. Der Bäcker hat den Teig länger ruhen lassen und fortan ging das Brot wieder auf. Alle haben mit ihrer Fachkompetenz dazu beigetragen, dass das Brot gelingt.
Beim Gutsbier haben wir die Mälzerei und die Brauerei auf den Bio-Wweg gebracht. Statt nur für uns als Lohnunternehmer zu arbeiten, haben beide ihren Betrieb bio-zertifizieren lassen. So könnten sie zukünftig auch für andere Bio-Betriebe arbeiten.
Oekolandbau.de: Was bringen regionale Produkte der Verbraucherin und dem Verbraucher?
Sandjohann: Es geht vor allem um Transparenz und Vertrauen. Bei unseren Produkten wissen die Verbraucherinnen und Verbraucher genau, wo ihre Lebensmittel herkommen und wer sie herstellt. Statt anonyme Ware zu kaufen kennen sie die Gesichter hinter dem Produkt – beispielsweise den Bauern, den Müller und den Bäcker. Gleichzeitig unterstützen sie die Landwirte und handwerklichen Verarbeiter in ihrer Nachbarschaft. Die Wertschöpfung bleibt in der Region.
Oekolandbau.de: Warum sind regionale Produkte eigentlich oft teurer als Bio-Ware aus dem Ausland? Die Transportwege sind doch viel kürzer.
Sandjohann: Ja, aber die Transportkosten sind viel zu gering. Umweltbelastungen sind da nicht eingerechnet. Außerdem sind die Lohnkosten im Ausland viel geringer. Die EU-Bio-Paprika aus Spanien oder die Bio-Orange aus Marokko sind bestimmt nicht besonders fair hergestellt. Dort müssen die Erntehelferinnen und Erntehelfer für wenig Geld arbeiten. Außerdem schlägt die Logistik zu Buche. Bei kleinen, lokalen Mengen habe ich pro Stück einen höheren Aufwand von der Erzeugung bis zur Verpackung als bei Massenware.