Seit 2012/2013 macht sich der Stuttgarter Gemeinderat für den Einsatz von Bio-Produkten stark. Etliche Jahre lang lag der Bio-Anteil in einem Korridor zwischen 25 und 30 Prozent – gemessen am Gewicht der Lebensmittel. Doch der Gemeinderat legte nach und formulierte 2019 das Ziel, in der Kita-Verpflegung einen Bio-Anteil von 50 Prozent zu erreichen. Aktuell (Stand April 2023) werden bereits 57 Prozent der Lebensmittel in Bio-Qualität eingesetzt.
Der Dienststellenleiter Gerd Dannersetzt sich seit Jahren mit langem Atem für eine höhere Qualität und den vermehrten Einsatz von Bio-Produkten in der Kita-Verpflegung ein. Neuen Spielraum dafür bekam er durch politische Entscheidungen. Die bisher für den Wareneinsatz der Kita-Verpflegung vorgesehenen Mittel in Höhe von 4,6 Millionen Euro hat der Gemeinderat 2020 um eine Million Euro aufgestockt, in 2021 kam eine weitere Million hinzu. Die Mittel stammen aus dem rund 200 Millionen Euro starken Klimapaket, das der Gemeinderat Ende 2019 beschlossen hat.
Regionalität
Neben der nach DGE-Standards zertifizierten Speiseplanung mit vielen Frischeprodukten sowie dem Einsatz ökologischer Lebensmittel war und ist für Gerd Danner schon immer auch die Regionalität ein wichtiges Qualitätskriterium. Vor allem aus zwei Gründen: Weil ihm die Ökobilanz und die CO2-Einsparung am Herzen liegen; aber auch wegen der besseren Reaktionsfähigkeit regionaler Lieferanten. Wenn er beispielsweise ein bestimmtes Frischeprodukt nachbestellen möchte, können Lieferanten aus der Region meist schneller reagieren. Und letztlich spielen auch regionale geschmackliche Vorlieben der Kinder eine Rolle. "Ein Hamburger Hersteller macht einen Kartoffelsalat mit Mayonnaise, Äpfeln und Gewürzgurken – und nicht so, wie wir ihn hier kennen und mögen", meint Danner mit einem Augenzwinkern.
Vorwiegend regionale Lieferanten
Bio-Lieferanten für die Klinik-Küche
- Frischdienst Hirschburger aus Kirchentellinsfurt (bei Reutlingen) ist Grossist und deckt das gesamte Bio-Segment mit Frische-, TK- und Trockenprodukten ab
- Bio-Spätzle und -Knöpfle kommen von Schmid's No 1 in Fellbach
- Bio-Nudeln von Albgold aus Trochtelfingen (Schwäbische Alb)
- gefüllte Bio-Pasta-Produkte stammen von Pasta Romana aus Homburg (Saarland)
- Bio-Kartoffeln kommen von Hoffmann in Bammental (bei Heidelberg) über Staiger (Großmarkt Stuttgart)
- …
Viele Produkte bezieht das KSZ‘E unabhängig vom Klinikum direkt von Lieferanten:
- Bio-Pizza (inkl. Bio-Schinken und Bio-Salami) von Pizza Lorenzo in Hambrücken (bei Bruchsal).
- Bio-Rohkost-Gemüse und -Obst liefert Rebhorn Fruchtimport (Großmarkt Stuttgart)
- Bio-Blattsalat und Bio-Kartoffelsalat von der Bio-Manufaktur in Heimsheim (geliefert über Staiger)
- Bio-Joghurts von der Demeter-Molkerei Schrozberg
- Bio-Puddings von Frischli Milchwerke GmbH (Bayern)
- Bio-Milch kommt aus Baden-Württemberg
- Bio-Apfelsaft stammt aus Bad Boll
- Bio-Trockenprodukte kommen vom Frischdienst Hirschburger in Kirchentellinsfurt
- Mineralwasser kommt von Römer in Mainhardt bei Schwäbisch Hall
- Tee kommt von Goldmännchen in Kressbronn (am Bodensee)
- Wurstwaren kommen von Kübler in Waiblingen
- Fleisch kommt von Buchman aus Grünkraut (bei Ravensburg)
- Backwaren liefert Wohlgemuth aus Stetten im Remstal.
- …
Vorteile durch Eigenbewirtschaftung
2002 hatte sich der Stuttgarter Gemeinderat Gedanken darüber gemacht, die Essensversorgung für die städtischen Kitas an einen oder mehrere Catering-Unternehmen zu vergeben, so wie es bei der Essensversorgung der Schulen seit langem praktiziert wird. Eine damals hinzugezogene externe Unternehmensberatung hat empfohlen, innerhalb des Jugendamtes eine Dienststelle zu schaffen und mit Expertinnen und Experten aus Gastronomie, Sozialcatering und Ökotrophologie zu besetzten.
2003 beschlosss der Gemeinderat diese Umstrukturierung und stellte Gerd Danner als ersten Dienststellenleiter ein. Heute sind viele in der Stadt froh darüber, dass die Verwaltung dieses wichtige Thema nicht aus der Hand gegeben hat und die Kitas über ein System der Eigenbewirtschaftung mit Essen versorgt. "Das hat große Vorteile", so Danner. "So haben wir viel direktere und schnellere Einflussmöglichkeiten auf die Wahl der Lieferanten und die Qualität der Produkte. Auch auf Lebensmittelskandale oder andere Einflüsse von außen können wir schnell und unbürokratisch reagieren".
Text: Andreas Greiner, Ökonsult