Edamame – eine Sojakultur der besonderen Art

Edamame – eine Sojakultur der besonderen Art

Als Edamame bezeichnet man grün geerntete Sojabohnen. Sie werden häufig gekocht als Snack serviert. Bislang kommt die meiste Ware aus Asien. Die Nachfrage nach regionaler Edamame wächst jedoch und bietet Öko-Betrieben eine neue Einkommensalternative. Was gilt es beim Anbau zu beachten?

Der Sojaanbau gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. 129.000 Tonnen ernteten deutsche Landwirtschaftsbetriebe 2023. Damit hat sich die Erntemenge im Vergleich zu 2016 verdreifacht . Rund ein Drittel der Sojaanbaufläche wird ökologisch kultiviert .

Marktbeteiligte rechnen für die nächsten Jahre mit einer weiterhin positiven Marktentwicklung und einem deutlichen Anstieg des Sojaanbaus in Deutschland.

Edamame – eine neue Nische

Rund 10 Prozent der hierzulande geernteten Sojaernte wird zu Lebensmitteln verarbeitet. Darunter spielen Fleischersatzprodukte eine zunehmend größere Rolle.

Eine neue Lebensmittel-Nische ist Edamame. Dabei handelt es sich um junge, in der Teigreife geerntete Sojabohnen spezieller Sorten mit besonders großen Kernen und feinem Geschmack. Edamame ist eine bekannte Vorspeise oder Beilage in der japanischen Küche und wird auch hierzulande immer beliebter. Die Bohnen werden dafür als ganze Hülsen gekocht und meist gesalzen serviert. Gegessen werden die Körner im Innern. An die gelangt man, indem man die Hülsen mit den Fingern aufbricht. Die Körner haben einen milden, leicht süßlichen Geschmack und eine zarte, aber feste Konsistenz.

Als Teigreife bezeichnet man den Reifezustand des Korns. Das Korn hat zu diesem Zeitpunkt bereits die Größe des späteren, ausgereiften Korns, ist aber noch teigig weich. Während des Reifezustands der Teigreife werden insbesondere Nährstoffe eingelagert. Zudem bildet sich der Mehlkörper des Korns (aus den von der Pflanze gelieferten Zuckern).

Neben dieser traditionellen Zubereitungsweise findet Edamame aber auch in zahlreichen anderen Rezepten Verwendung.

Wo kann man Edamame kaufen?

Während man Edamame vor einigen Jahren noch ausschließlich in Asia-Shops bekam, findet man die beliebte Bohne mittlerweile auch in so manchem gut sortierten Supermarkt. Meist werden Edamame ganz (mit Hülse) oder geschält als Tiefkühlprodukt angeboten. Geschält findet man sie auch in Dosen. Außerdem gibt es Edamame geröstet und gesalzen als Snack zu kaufen.

Bislang wird der Bedarf hierzulande überwiegend mit Tiefkühlware aus Asien gedeckt. Einige wenige Betriebe in Deutschland erzeugen inzwischen jedoch regionales Edamame auf den eigenen Feldern.

Jemand, der sich mit dem Anbau von Edamame sehr gut auskennt, ist Fabian von Beesten. Der Sojaexperte und Edamame-Pionier vermehrt mit seinem Unternehmen Gartensoja ökologisches Edamame-Saatgut und berät Landwirtschaftsbetriebe beim Anbau.

Laut von Beesten vermarkten kleinere Anbaubetriebe ihre Produkte meist in Direktvermarktung. Die großen Mengen gehen jedoch als Tiefkühlware in den überregionalen Handel. Heimische Tiefkühlware sei zunehmend gefragter, und biete damit Anbaubetrieben ein großes Potenzial, so von Beesten. Betrieben, die für die Frosterei produzieren möchten, rät er aber dringend, Absatz und Preis bereits vor dem Anbau zu klären.

Für welche Betriebe eignet sich der Edamame-Anbau?

"Der Anbau von Edamame eignet sich vor allem für Gemüsebaubetriebe", sagt von Beesten. "Aus dem einfach Grund, weil dort bereits das entsprechende Know-how, die benötigten Maschinen und Kühlvorrichtungen sowie die entsprechenden Vermarktungsstrukturen vorhanden sind." Laut von Beesten ist der Edamame-Anbau am ehesten mit dem von Buschbohnen vergleichbar.

Was gilt es beim Anbau von Edamame zu beachten?

Grundsätzlich stammen Edamame und Druschsoja von derselben Pflanzenart ab. Da an das Ernteprodukt Edamame aber grundlegend andere Ansprüche gestellt werden als an das von Druschsoja, gibt es verschiedene Zuchtrichtungen und Sorten, die sich in puncto Standortansprüchen und Kulturführung deutlich unterscheiden.

Auf Basis der Expertise von Fabian von Beesten haben wir im Folgenden einige grundlegende Informationen zum Anbau von Edamame zusammengestellt.

Der passende Edamame-Standort

Während in der Jugendphase auch größere Trockenphasen vertragen werden, sollte ab der Blüte bis zur Ernte genügend Wasser zur Verfügung stehen – zur Not per Beregnung. Wenn der Boden warm genug und nicht zu trocken ist, kann Edamame auch in Norddeutschland erfolgreich angebaut werden.

Fruchtfolge: Vorteile der Hülsenfrucht nutzbar machen

Edamame-Pflanzen reichern dank ihrer Symbiose mit Rhizobien den Boden mit Stickstoff an. Dadurch eignet sich Edamame gut als Vorfrucht für Kulturen mit hohem Stickstoffbedarf. In der Fruchtfolge sollte Edamame jedoch maximal alle vier Jahren hintereinander angebaut werden, um Fruchtfolgekrankheiten zu vermeiden.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Edamame und Druschsoja

Edamame-Sorten

  • haben im Schnitt fast doppelt so große Körner,
  • sind vollmundiger und süßer im Geschmack und ohne den typischen “bohnigen“ Nachgeschmack,
  • haben kräftiger grün gefärbte Hülsen und Körner,
  • besitzen schwächer und heller behaarte Hülsen (aus Gründen der Optik und für ein besseres Mundgefühl), die sich nach dem Kochen leichter öffnen lassen.

Sortenwahl von großer Bedeutung

Prinzipiell könnte jede Sojabohne als grüne Hülse geerntet und verzehrt werden. Der wahre Genuss kommt jedoch laut von Beesten erst dann zum Tragen, wenn man die zu diesem Zweck kultivierten Edamame-Sojasorten verwendet.

Aus diesem Grund bilden Edamame-Sojabohnen eine eigene Sortengruppe mit einer Vielfalt an Geschmäckern, Farben und Anbaueigenschaften.

Zu den aktuell in Deutschland gängigen Sorten zählen

  • 'Chiba Green'
  • 'Hokkai Green'

Sie sind besonders an die hiesigen Klimabedingungen angepasst und zeichnen sich durch eine gute Widerstandsfähigkeit sowie einen hohen Ertrag aus.

Ebenfalls in der Vermehrung hat von Beesten die relativ neue Sorte 'Hokkai Black'. Sie ist noch großkörniger und intensiver im Geschmack als die beiden zuvor genannten. Allerdings ist sie auch deutlich anspruchsvoller im Anbau und später reif.

Aussaat

Mit der Aussaat kann frühestens begonnen werden, wenn sich der Boden auf 12 Grad Celsius erwärmt hat. Je nach Region ist dies zwischen Ende April und Anfang Juni der Fall. Außerdem sollte der Boden für die Aussaat leicht feucht sein.

Gesät wird mit einer Einzelkorn-Sämaschine in einer Tiefe von vier Zentimetern und in Reihenabständen zwischen 50 und 75 Zentimeter. Angestrebt wird eine Saatstärke von 15 bis 20 Pflanzen pro Quadratmeter. Bei der Wahl der Säscheiben ist zu beachten, dass das Edamame-Saatgut sehr groß ist.

Damit die Keimlinge nach der Saat ausreichend Wasser bekommen, ist auf eine gleichmäßige Ablage und eine sorgfältige Rückverfestigung zu achten.

Ebenso wie bei Druschsoja ist es wichtig, das Saatgut vor der Aussaat mit spezifischen Knöllchenbakterien zu beimpfen, da diese Bakterien in unseren Böden nicht von Natur aus vorkommen. In der Regel kann das Impfmittel zusammen mit dem Saatgut bezogen werden.

Düngung

Wegen der stickstoffbindenden Eigenschaften der Körnerleguminose ist eine Stickstoffdüngung nicht nötig. Ein zu hoher Gehalt an verfügbarem Stickstoff im Boden behindert sogar die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien. Aus diesem Grund sind alle Maßnahmen förderlich, die darauf abzielen, den Stickstoffgehalt im Boden vor der Leguminosenkultur gering zu halten. Ob eine weitere Grunddüngung notwendig ist, hängt vom Standort ab und sollte über eine Bodenprobe bestimmt werden.

Unkrautregulierung

Unkraut ist vor allem zu Beginn der Vegetation ein Problem, da Edamame-Pflanzen zu dieser Zeit noch nicht sehr konkurrenzfähig sind. Ein flaches Blindstriegeln etwa vier Tage nach der Aussaat hilft, das Unkraut von Beginn an effektiv zu kontrollieren. Bis das Laub die Reihen schließt, wird mit einer herkömmlichen Hacke nach Bedarf gehackt.

Krankheiten und Schädlinge

Edamame ist relativ resistent gegen Krankheiten, jedoch können Sclerotinia und Soja-Mosaikvirus Schäden verursachen.

Schädlinge wie:

  • Bohnenfliegen,
  • Tauben
  • und Schnecken

sind besonders während der Keimphase problematisch. Eine Vliesabdeckung hilft hier wirksam, den Schaden zu minimieren.

Ernte und Lagerung von Edamame

Die Ernte erfolgt rund 100 Tage nach der Aussaat – und damit rund fünf bis sechs Wochen früher als bei Druschsoja. Geerntet wird, sobald die Hülsen gut gefüllt und noch frischgrün sind.

Das Erntefenster ist bei Edamame sehr kurz. Eine verspätete Ernte kann somit schnell zu Qualitätsverlusten führen. Innerhalb weniger Tage verblasst die Farbe der Hülsen, die Süße der Körner nimmt stark ab und macht einem Stärkegeschmack Platz, der an Kartoffeln erinnert.

Die Handpflücke der Hülsen ist sehr aufwendig. Schneller geht es mit einem Vollernter, der auch im Buschbohnenanbau zum Einsatz kommt. Dafür sind nur geringe Modifikationen an der Maschine vorzunehmen.

Sollen allein die Kerne ohne Hülsen vom Feld geerntet werden, können Grünerbsen-Vollernter verwendet werden. Für ein erfolgreiches Entkernen ist jedoch einiges an Know-how erforderlich, weil die Edamame-Körner fester in der Hülse sitzen als die von Erbsen.

Text: Jörg Planer

Weitere Infos und Beratung für den ökologischen Edamame-Anbau

Fabian von Beesten berät interessierte Landwirtinnen und Landwirte zu allen Fragen des Edamame-Anbaus und der Rhizobien-Impfung von Leguminosen, direkt Vorort auf dem Feld oder in Seminaren und Vorträgen. Mit seinem Unternehmen Gartensoja vermehrt er Edamame-Saatgut und vertreibt Impfmittel für alle Hülsenfrüchte.

Mehr Infos dazu unter gartensoja.de.


Letzte Aktualisierung 24.10.2024

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