Oekolandbau.de: Haben Sie Tipps zur Gründung einer Solawi? Was macht eine gut funktionierende Solawi aus?
Hartkemeyer: Solawi ist mehr als die direkte Versorgung mit Lebensmitteln. Solawi ist ein konkreter Ansatz für Biodiversität, Kulturlandschaftsentwicklung, solidarisches Wirtschaften und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Als Solawi-Mitglied oder Solawista ist man dabei, Teil einer Lösung für viele aktuelle Probleme zu werden. Das muss immer wieder kommuniziert, erfahrbar und erlebbar werden. Nur dann kann es funktionieren. Daher geht es auch darum, den Hof als Begegnungsort zu entwickeln, an dem persönliche Beziehungen zu den Mitgliedern und zwischen den Mitgliedern entstehen können. Im Mittelpunkt steht die Wiederverbindung mit der Landwirtschaft und Kulturlandschaft als Ursprung sowie Gesundheit, Vielfalt und gesunde Lebensmittel. Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten, Solawis zu gestalten, der Hof Pente liegt in Stadtnähe, so dass viele Menschen gerne am Freitagnachmittag zum Abholtag auf den Hof kommen, Freunde treffen, bei der Ernte mithelfen und die Zeit für einen Kurzurlaub nutzen. Andere Solawis setzen mehr auf Verteilstellen in der Stadt und müssen andere Kommunikationswege nutzen, um die Inspiration der SolaWi-Idee zu vermitteln.
Solawi ist mehr als die direkte Versorgung mit Lebensmitteln. Solawi ist ein konkreter Ansatz für Biodiversität, Kulturlandschaftsentwicklung, solidarisches Wirtschaften und Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Oekolandbau.de: Welche Vorteile bietet eine Solawi?
Hartkemeyer: Solawi ist ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem es nicht um das einzelne Lebensmittel geht, sondern um die Finanzierung der gesamten Landwirtschaft. Die Mitglieder erhalten gute, vielfältige, frische und regionale Lebensmittel und gewinnen Transparenz. Außerdem erhalten sie Zugang zu Erfahrungsräumen und Bildung. Für die Landwirtschaft bedeutet es mehr Planungssicherheit und mehr Unterstützung durch eine Gemeinschaft. Das Risiko wird geteilt und es entsteht mehr Spielraum für ökologische Ansätze. Mehr Aufwand für die Förderung der Bodenfruchtbarkeit oder artgerechte Tierhaltung oder der Anbau samenfester Sorten kann besser kommuniziert werden.
Oekolandbau.de: Sie sind Vorstandsmitglied des Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. Was macht das Netzwerk und warum sollte sich ein Solawi-Betrieb beim Netzwerk registrieren lassen?
Das Netzwerk bietet Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten, regionale und internationale Vernetzung und vieles mehr rund um das Thema Solidarische Landwirtschaft.
Hartkemeyer: Die Solidarische Landwirtschaft geht in vielen Bereichen neue Wege, das ist kein Selbstläufer und man muss auch nicht alles selbst ausprobieren. Es gibt bereits viel Erfahrungen. Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft engagiert sich für den Erhalt und die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, in der die Erzeugenden und die Menschen, die sich davon ernähren, verbindlich zusammenarbeiten und Landwirtschaft als gesellschaftliche Verantwortung verstehen. So entwickeln wir uns langsam von reinen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu mitgestaltenden Prosumentinnen und Prosumenten, also Menschen, die nicht nur konsumieren, sondern auch prosumieren – also mitgestalten.
Das Netzwerk bietet Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten, regionale und internationale Vernetzung und vieles mehr rund um das Thema Solidarische Landwirtschaft. Darüber hinaus stehen wir im Austausch mit anderen Organisationen im In- und Ausland. Unser Anliegen: Möglichst vielen Menschen die Gelegenheit zu geben, sich einzubringen und die Bewegung mitzugestalten.