Dennoch betont der Experte, dass sich das System der intensiven Weidehaltung nicht auf jeden Betrieb übertragen lässt. Eine wichtige Voraussetzung sind zum Beispiel ausreichend große, betriebsnahe Ackerflächen für den Kleegrasanbau oder Dauergrünland und kurze Wege beim Umtrieb der Kühe. Auf reinem Grünland ist das System auch gut möglich. Es erfordert aber mehr Pflege als bei Kleegrasflächen und der Aufwuchs ist in der Regel weniger energie- und proteinreich. Deshalb liegt die Milchleistung bei intensiver Grünlandbeweidung um bis zu 25 Prozent niedriger als bei Kleegras.
Ein wichtiger Punkt ist für Loges auch die Wahl einer geeigneten Rinderrasse. "Für eine intensive Weidehaltung braucht man eine robustere Rasse, die auf längeren Regen und andere äußere Einflüsse nicht mit anhaltenden Leistungseinbrüchen reagiert. Holstein-Friesian-Kühen sind deshalb im Vollweidesystem ungeeignet", sagt Loges. Der Lindhof arbeitet mit einer Jersey-Herde, in die irische Schwarzbunte (EBI) und Angler Milchrinder eingekreuzt wurde.
Intensive Beweidung ist anspruchsvoll
Er betont außerdem, dass das System aus Umtriebs- und Portionsweide komplex ist. "Das muss man wirklich wollen und gut umsetzen, wenn es funktionieren soll", meint Loges. Erschwert wird der Einstieg für Praxisbetriebe nach seiner Erfahrung auch durch fehlendes Know-how in der Weidehaltung, das durch den anhaltenden Trend zu Stallhaltung in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist.
"So sind wir mit unserem System aktuell sehr weit weg von der gängigen Praxis", sagt der Forscher. "Das ist sehr schade. Denn Weide ist nach wie vor die günstigste Form der Milcherzeugung und, wenn man es richtig macht, auch die nachhaltigste, etwa durch die hohe Biodiversität und die Humusbildung."