Die leicht nussig-süßlich schmeckenden Samen des Mohns sind reich an Kalzium und Vitaminen – allen voran Vitamin B und E – und werden vor allem für Backwaren und Süßspeisen verwendet. Als ganze Samen sind sie meist auf Mohnbrötchen zu finden. In gemahlener Form bieten sie zudem eine schmackhafte Füllung für allerlei Kuchenspezialitäten. Wegen ihres hohen Ölgehalts von 40 bis 45 Prozent können die Samen aber auch zu einem aromatischen Speiseöl kaltgepresst werden. Das Öl setzt sich hauptsächlich aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren (vor allem Linolsäure) zusammen und ist damit besonders wertvoll für eine ausgewogene Ernährung.
Mehr Infos zu Mohn als Lebensmittel: Speisemohn: Ein hochwertiges Lebensmittel (PDF)
Gut geeignet für den Bio-Anbau
Mohn ist eine Kultur, die sich aus mehreren Gründen gut für den ökologischen Anbau eignet: Die Pflanze wird in Mitteleuropa schon seit vielen Jahrhunderten als Kulturpflanze angebaut und ist damit an die heimischen Klimabedingungen ideal angepasst. Für die Fruchtfolge ist Mohn eine perfekte Erweiterung, weil sie einer Pflanzenfamilie angehört, die im hiesigen Ackerbau sonst nicht vorkommt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ackerkulturen, gedeiht Speisemohn auch auf Grenzstandorten und hat wegen seiner kräftigen Pfahlwurzel einen günstigen Effekt auf die Bodenstruktur. Auch in puncto Pflanzenkrankheiten und Schädlingen bringt Mohn optimale Voraussetzungen für den Bio-Anbau mit: Denn bislang sind in dieser Hinsicht nur sehr wenig Probleme bekannt.
Nachfrage nach regionalem Mohn ist groß
Der Anbau von Mohn bietet Potenzial für Öko-Landwirtinnen und -landwirte, die neue Wege gehen möchten. Je nach Angebot auf dem Weltmarkt ist der Preis für Mohn allerdings starken Schwankungen unterworfen. 2020 lag der Preis für Ware aus ökologischem Anbau zwischen 4,50 und 5,50 Euro pro Kilogramm. Die Erträge liegen zwischen 0,6 und 1,5 Tonnen pro Hektar.
"Mit einer regionalen Direktvermarktung können teilweise deutlich höhere Preise erzielt werden", weiß Hanna Blum, Ingenieurin der Universität Bonn und Projektleiterin von Regio-Mohn. Laut Blum suchen viele Bäckereien und Mühlen gezielt nach regional erzeugtem Mohn. "Mit gutem Grund", so die Wissenschaftlerin, "denn dieser sei aromatischer und geschmackvoll als importierte Ware. Mohn, der importiert oder lange eingelagert wird, würde schnell ranzig und bitter, erklärt Blum. Außerdem enthielten viele der importierten Mohnsorten noch Morphine und müssten daher erst einer spezielle Bedampfung unterzogen werden. Das schade nicht nur dem Geschmack, auch das nussige Aroma ginge dabei verloren. Bei dem hier angebauten Mohn sei das anders, so Blum. Da dieser besonders morphinarm ist, könne er direkt verarbeitet werden, was dem Geschmack und Aroma zugute komme.
Etwas Risikobereitschaft ist gefragt
Wer Mohn anbauen will, solle jedoch etwas Risikobereitschaft mitbringen, empfiehlt Blum. Denn Mohn sei eine sehr sensible Pflanze und die Erträge könnten von Jahr zu Jahr stark schwanken. Das liege daran, dass Mohn sehr stark auf ertragswirksame Faktoren wie Stickstoff-Verfügbarkeit, Niederschlagsmenge oder Unkrautdruck reagiert. In dem dreijährigen Forschungsprojekt REGIO-Mohn wurde daher untersucht, wie man den Anbau von Mohn unter ökologischen Bedingungen optimieren und die Erträge stabilisieren kann. Die inzwischen vorliegenden Anbauempfehlungen des Projekts finden Sie auch hier bei oekolandbau.de unter:
Anbau von ökologischem Speisemohn
Absatz frühzeitig sichern
Vor dem Einstieg in die Nischenkultur Mohn sollte man sich unbedingt über die Absatzmöglichkeiten in der Region kundig machen. Unterstützung dabei bietet ebenfalls das Projekt Regio-Mohn. Es bringt Anbauerinnen und Anbauer in Kontakt mit lokalen Betrieben, die den Mohn weiterverarbeiten. Außerdem vermittelt das Projekt Betriebe Beziehungsweise Bio-Höfe, die spezielle Reinigungstechnik haben und Chargen zusammenfassen können. Denn "die Schwierigkeit ist meistens die Reinheit der Saat", so Blum, "das bekommt nicht jeder hin".