Mehrjährige Blühflächen: starker Hebel für mehr Biodiversität

Mehrjährige Blühflächen: starker Hebel für mehr Biodiversität

Mehrjährige Blühflächen bringen für die Biodiversität in der Landwirtschaft sehr viel mehr als einjährige, denn sie bieten auch den anspruchsvolleren Insekten einen Lebensraum. Bei der Anlage sollte man einige Dinge beachten.

Blühflächen sind eine gute Möglichkeit, die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu verbessern. Die meisten Landwirtinnen und Landwirte legen einjährige Blühflächen an, weil sich diese einfach in die Fruchtfolge integrieren lassen und die Flächen nach einem Jahr wieder frei werden. Einjährige Blühmischungen enthalten jedoch in der Regel vorwiegend kurzlebige und wenig ausdauernde Kulturarten und sind eher artenarm. Von ihnen profitieren vor allem die Generalisten unter den Insekten. Das sind Arten, die mit vielen verschiedenen Blühpflanzen als Pollen- und Nektarquelle klarkommen und eher geringe Ansprüche an den Lebensraum stellen. Ein solcher Generalist ist zum Beispiel die Honigbiene.

Für zahlreiche Wildbienenarten sind einjährige Blühflächen jedoch nicht geeignet. Sie zählen zu den Nahrungsspezialisten und sind auf den Nektar und Pollen von ganz bestimmten Wildpflanzen angewiesen. Viele von ihnen legen auch ihre Brutröhren in den Boden oder nisten in den hohlen Stängeln von abgeblühten Pflanzen. In einjährigen Blühflächen fallen diese Arten meist dem Pflug zum Opfer, noch bevor die Nachkommen geschlüpft sind.


Film ab: Wildbienen in der Agrarlandschaft fördern


Mehrjährige Blühflächen besser für die biologische Vielfalt

Aus Sicht des Umweltschutzes sind mehrjährige Blühstreifen deutlich wertvoller. Sie sind vielfältiger, enthalten meist einen hohen Anteil an heimischen Wildpflanzen und bieten über mehrere Jahre einen ungestörten Lebensraum für Insekten. Davon profitieren insbesondere die Spezialisten. Die langen Standzeiten sind für die besonders kleinen Wildbienen von großer Bedeutung, die nur einen sehr kleinen Flugradius von bis zu 100 Metern haben. Für sie ist es überlebenswichtig, in unmittelbarer Nähe des Nahrungsangebotes nisten und überwintern zu können.

Ein weiterer Vorteil mehrjähriger Blühflächen ist, dass viele Pflanzen darin den Winter als Rosette überdauern. Sie treiben somit sehr früh im Jahr aus und bieten damit Nahrung für Insekten, die bereits sehr früh im Jahr aktiv sind und nur einen kurzen Zeitraum haben, um Pollen für die Verproviantierung ihrer Brutnester zu sammeln.

Förderung beantragen

Viele Bundesländer fördern die Anlage von mehrjährigen Blühflächen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes oder über Agrarumweltprogramme. Die Höhe der Ausgleichszahlung variiert dabei von Bundesland zu Bundesland. Ebenso die Anforderungen an die Blühmischungen und die Pflege. Detaillierte Informationen sollten daher den Förderprogrammen der jeweiligen Bundesländer entnommen werden (siehe Infokasten unten).

Zu beachten ist, dass Doppelförderungen in der Regel ausgeschlossen sind. Das heißt speziell für Bio-Betriebe, dass sie für Flächen, auf denen sie Blühmischungen einsäen, zusätzlich keine Öko-Förderung mehr erhalten.

Blühflächen anlegen

In der Regel werden mehrjährige Blühflächen für maximal fünf Jahre angelegt, um den Ackerstatus der Fläche nicht zu gefährden. Wenngleich auch bereits kleinere Blühflächen oder Ackerrandstreifen eine Wirkung zeigen, gilt grundsätzlich: Je größer die Fläche, desto wirksamer ist sie im Sinne des Naturschutzes. Ab einer Breite von 20 Metern werden Blühflächen auch für Rebhühner und andere Feldvögel interessant.

Blühflächen können entweder mitten im Acker oder am Feldrand angelegt werden. Inmitten von Schlägen bieten sie den Tieren einen weitgehend ungestörten Lebensraum und dienen unter anderem Feldlerchen als Rückzugsort. Die in ihnen geförderten Nützlinge können von dort aus besonders gut in die Kulturen hineinwandern. Blühflächen am Ackerrand dienen dagegen als Pufferzonen zu Hecken, Gewässern, Wegen oder konventionellen Nachbarflächen und sind für vorbeikommende Menschen sehr attraktiv.

Flächen mit hohem Unkrautdruck meiden

Auf Feldstücken mit hohem Unkrautdruck und Problemunkräutern wie Quecke oder Distel sollten nach Möglichkeit keine Blühflächen angelegt werden. Auf solchen Fläche besteht die Gefahr, dass sich die eher konkurrenzschwachen Wildpflanzen nicht behaupten können. Auch ein hohes Nährstoffangebot im Boden ist eher kontraproduktiv, denn es fördert in erster Linie das Wachstum von Gräsern und (Problem-)Unkräutern. Daher sollten möglichst Flächen mit einem niedrigen Nährstoffangebot bevorzugt werden. Nährstoffreichere Flächen können vorher mit einer stark zehrenden Feldfrucht (und ohne Düngung) bestellt werden, um den Boden etwas abzumagern.

Sorgfältige Saatbettvorbereitung sehr wichtig

Die Aussaat erfolgt entweder im Frühjahr zwischen Februar und Mai oder im Herbst von August bis Oktober. Hier sind die Vorgaben des jeweiligen Förderprogramms zu beachten. Um in einen möglichst unkrautfreien Acker zu säen, muss der Boden im Vorfeld gründlich bearbeitet werden. Auch das Saatbett sollte sehr sorgfältig und feinkrümelig hergerichtet werden, denn die Samen der meisten mehrjährigen Wildpflanzen sind sehr fein.

Viele Wildpflanzen sind außerdem Lichtkeimer. Daher darf das Saatgut nicht abgedeckt oder eingearbeitet werden. Nach der Ausbringung wird die Saat angewalzt. Für eine gleichmäßige Verteilung der feinen Samen auf der Ansaatfläche wird die Vermengung des Saatguts mit einer Ansaathilfe empfohlen. Sie besteht meist aus Sand, Sägemehl oder geschrotetem Korn.

Pflegemaßnahmen nur in Ausnahmefällen

Bei günstigen Bedingungen entwickeln sich die Blühmischungen in der Regel ohne größere Probleme. Treten jedoch erhöhter Unkrautdruck oder Problemunkräuter auf, sollte die Fläche frühzeitig geschröpft werden. Auch hier sind die Vorgaben der jeweiligen Ländervorgaben zu beachten. Das einmalige Schröpfen der Blühfläche nach einigen Wochen ist in den meisten Programmen zulässig. Darüber hinausgehende Pflegeschnitte sind dagegen häufig nicht mehr erlaubt.


Letzte Aktualisierung 21.10.2021

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