Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel gibt es vermehrt Initiativen zur Förderung der heimischen Artenvielfalt und Biodiversität. So gibt es das Programm "Landwirtschaft für Artenvielfalt". Rolf Lange, Leiter der Unternehmenskommunikation der EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG, führt aus, wie genau das Programm umgesetzt wird.
Oekolandbau.de: Was zeichnet das Programm "Landwirtschaft für Artenvielfalt" aus?
Rolf Lange: Das Programm "Landwirtschaft für Artenvielfalt", kurz LfA, ist eine in dieser Form im deutschen Lebensmitteleinzelhandel einzigartige Kooperation zwischen EDEKA, dem WWF und Bio-Anbauverbänden wie Biopark, Demeter, Naturland und Bioland.
Ziel ist es, die Vielfalt wildlebender Tier- und Pflanzenarten in der deutschen Agrarlandschaft zu erhöhen und dem Rückgang der Artenvielfalt entgegenzuwirken – das geht nur zusammen mit der Landwirtschaft. Die teilnehmenden Bio-Betriebe setzen daher zusätzliche Naturschutzmaßnahmen um, um die Artenvielfalt auf ihren Flächen zu fördern. Bewertet werden die Maßnahmen nach ihrer Wirksamkeit für die Artenvielfalt. Naturschutzfachberatende stehen den Betrieben dabei mit Rat und Tat zur Seite.
Die Produkterzeugnisse wie Fleischwaren, Mehl oder Apfelsaft aus dem Programm werden bei EDEKA vermarktet und tragen zur besseren Orientierung das Programmlogo. Darüber hinaus sind sie mit dem WWF-Logo gekennzeichnet. Mit dem Kauf dieser Produkte können unsere Kundinnen und Kunden also etwas Gutes für den Artenschutz tun und bei der nachhaltigen Entwicklung einer langfristig ökologischen Wertschöpfungskette helfen.
Oekolandbau.de: Wie wird das Logo "Landwirtschaft für Artenvielfalt" bei der Kundschaft aufgenommen? Wie ist die Resonanz?
Rolf Lange: Die Resonanz ist sehr positiv. Das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Relevanz des Erhalts der Artenvielfalt ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Mit den LfA-Produkten fördern wir die Sensibilisierung und das Bewusstsein der Kundschaft. Auf den Produkten verweisen wir mittels Links beziehungsweise QR-Codes auf mehr Informationen über das Programm und die entsprechenden Betriebe. So können Kundinnen und Kunden sehen, von welchen Betrieben ihr Produkt stammt und was diese Betriebe an Naturschutzmaßnahmen auf ihren Höfen umgesetzt haben.
Oekolandbau.de: Welche Erfolge konnte das Programm bisher aufweisen und soll es in nächster Zeit ausgeweitet werden?
Rolf Lange: Dank des mehrjährigen Monitorings lassen sich die Erfolge des LfA-Programms genau messen. Untersuchungen zeigten beispielweise, dass in ungemähten Wiesen und Weideflächen – eine unserer Maßnahmen – mehr als achtmal so viele Insekten, rund 20-mal so viele Schmetterlinge und sogar etwa 100-mal so viele Wildbienen wie auf gemähten Flächen gefunden wurden. In Kleingewässern auf Betrieben konnten jährlich bis zu neun Amphibienarten nachgewiesen werden – von 21 Amphibienarten, die es überhaupt in Deutschland gibt. Auf diese Ergebnisse sind wir sehr stolz, denn darunter befinden sich auch einige Arten, die gemäß der Roten Liste als gefährdet oder stark gefährdet gelten. Einen besonderen Erfolg unseres Programms stellt auch die im Jahr 2020 gegründete Initiative von Landwirtschaft für Artenvielfalt für den ökologischen Obstanbau dar. So stammen mittlerweile unsere heimischen EDEKA Eigenmarken Bio-Äpfel fast vollständig aus unserer LfA-Initiative. Darüber hinaus bieten wir seit 2023 auch erstmals Gemüse und Geflügel im Programm an. Perspektivisch wollen wir weitere Produkte ergänzen und das Sortiment stetig ausbauen.