Auch in der Bio-Milchviehhaltung ist es erlaubt, Kalb und Kuh nach der Geburt zu trennen. Aber immer mehr Bio-Milchviehbetriebe machen es besser: Bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht haben Kuh und Kalb oder Amme und Kalb Zeit zu zweit. Bei der muttergebundenen Aufzucht bleiben Mutter und Kalb monatelang beieinander.
Waisenkälber sind die Regel
Egal ob Bio oder konventionell – Kälber wachsen meist als Waisen auf. Nach der Geburt trennt die Bäuerin oder der Bauer das Kalb von der Mutter und zieht es per Hand mit Milch aus dem Eimer auf. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Die wertvolle Milch der Kühe soll möglichst komplett verkauft werden. Das geht jedoch auf Kosten der Kälber. Die können nicht wie in der Natur üblich in den ersten Lebenstagen bis zu zehnmal täglich trinken und lernen nicht, wie das Leben in der Herde funktioniert. Damit die Mütter sich nicht an ihre Kälber gewöhnen, werden sie bereits nach ein paar Stunden und nicht erst nach ein paar Tagen von den Kühen getrennt. Eine Ausnahme bildet die sogenannte "Mutterkuhhaltung" bei der Fleischerzeugung, s. Infokasten.
Muttergebunden versus Mutterkuh – was ist was?
Nur in der Milchviehhaltung spricht man von der mutter- oder kuhgebundenen Kälberaufzucht. Der Begriff Mutterkuhhaltung meint eine tierfreundliche Rindermast. Dabei werden Fleisch-Rinderrassen wie Angus extensiv auf der Weide gehalten. Die Kühe behalten ihre Kälber bis zum siebten oder achten Lebensmonat, solange sie Milch saugen. Danach werden die Jungtiere von ihren Müttern getrennt: Die männlichen Tiere werden meist weiter gemästet; die weiblichen bekommen dann selbst Nachwuchs. Gemolken werden die Kühe bei der Mutterkuhhaltung aber nie.