Oekolandbau.de: Was braucht es, damit die Szenarien Wirklichkeit werden können?
Prof. Achim Spiller: Die Kostenentwicklung der Alternativprodukte spielt sicher eine wichtige Rolle. Derzeit sind solche Produkte noch deutlich teurer als ihre tierischen Pendants. Da benötigt es noch deutliche Innovationsdurchbrüche. Gerade bei cultured meat ist das ein wichtiger Faktor. Hier muss die Produktion heute immer noch nach medizinischen Hygienestandards arbeiten. Unter anderem das macht die Produkte sehr teuer.
Zudem sind die Stückkosten in der Anfangsphase solcher Entwicklungen generell hoch. Oder anders ausgedrückt: Mit der Verdoppelung der kumulierten Produktionsmengen sinken die realen Stückkosten pro Produkt um rund 20 Prozent – so das Erfahrungskurvengesetz. Für innovative Unternehmen stellt es deshalb eine große Herausforderung dar, diese kritische Anfangsphase durchzuhalten.
Oekolandbau.de: Braucht es da eine staatliche Unterstützung?
Prof. Achim Spiller: Wir empfehlen der Politik: Vermeidet erst einmal Störsignale. Wenn zu diesen Themen politisch ein Kulturkampf betrieben wird, ist das nicht förderlich. Ansonsten sind langfristige Signale hilfreich, die so eine Entwicklung befördern. Dazu gehören beispielsweise eine Förderung von Investitionen in Forschung und Entwicklung für solche Alternativprodukte – keine Produktsubventionierung.
Aber fairer Wettbewerb muss sein. Dazu gehört es beispielsweise, die Ungleichheiten bei der Mehrwertsteuer zu beseitigen. Ein Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent bei Milch und 19 Prozent bei Milchersatzprodukten ist nicht zielführend.