Vegane Bio-Milch- und Fleischersatzprodukte: Entwicklungen und aktuelle Trends

Vegane Bio-Milch- und Fleischersatzprodukte: Entwicklungen und Trends

Vegane Alternativen zu Milch und Fleisch haben nicht nur ihren Platz in deutschen Supermarktregalen gefunden, sondern inzwischen auch in vielen Haushalten. Während die Nachfrage nach Bio-Milchalternativen weiter gestiegen ist, hat es der Fleischersatz in Bio-Qualität schwer, sich am Gesamtmarkt zu behaupten.

Ob auf Hafer-, Soja- oder Mandelbasis: Pflanzliche Drinks bieten eine breite geschmackliche wie ernährungsphysiologische Palette. Auch bei Fleischalternativen reicht das Sortiment von Burgerpatties aus Erbsenprotein bis hin zu veganem Aufschnitt auf Seitanbasis. Seit Jahren verzeichnen pflanzliche Ersatzprodukte eine steigende Nachfrage, insbesondere bei jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten.

Umsatz für Fleischersatz stagniert

Bio-Fleischalternativprodukte gehören mittlerweile zum Sortiment vieler Supermärkte, die Marktdynamik hat sich jedoch seit 2022 deutlich abgeschwächt. Während der Gesamtmarkt für Fleischalternativen im Jahr 2024 wieder wächst, haben es die Fleischalternativprodukte im Bio-Qualität immer schwerer: Sowohl Nachfrage als auch Umsatz haben sich auf einem Niveau eingependelt und stagnieren.

Dies dürfte zum einen an höheren Preisen im Laden liegen, zum anderen aber auch mit dem nur langsam wachsenden Angebot im Bio-Segment. Die Bio-Unternehmen stehen sowohl vor Herausforderungen wie hohen Produktionskosten als auch der Notwendigkeit, Geschmack und Textur der Produkte zu verbessern, um eine breitere Akzeptanz bei der Kundschaft zu erreichen.

An konventionellen Fleischalternativen werden vor allem Kurzbratartikel angeboten, wie Würstchen, Chicken Nugget und Schnitzel. Viele dieser Produkte werden aus Soja, Weizen oder Erbsenprotein hergestellt und bieten eine Alternative für Kundinnen und Kunden, die ihren Fleischkonsum reduzieren oder ganz darauf verzichten möchten. Viele Menschen sind durch Berichte über Fleischalternativen mit zahlreichen Zusatzstoffen sensibilisiert und stehen diesen skeptisch gegenüber.

Gerade die herstellenden Unternehmen von Bio-Fleischalternativen setzen hier auf eine Vielzahl von "neuen" Zutaten, wie Linsen, Lupinen und anderen eiweißreichen Hülsenfrüchten. In Naturkostläden gibt es eine besonders große Auswahl an Bio-Fleischersatzprodukten: vom Lupinenschnitzel über geräucherten Tofu bis hin zu Sojabratling und Seitanwürstchen. Auch Drogeriemärkte haben ihr Sortiment um Bio-Fleischalternativen erweitert. Der meiste Fleischersatz wird jedoch mit Abstand im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) gekauft.

Rückläufiger Bio-Anteil bei Fleischersatz

Der Bio-Anteil am Markt für Fleischalternativen ist hoch im Vergleich zu vielen anderen Bio-Produkten. Allerdings sank er in den vergangenen Jahren stetig. Während er 2017 noch bei rund 43 Prozent lag, betrug er 2024 noch 24 Prozent. Dies lässt sich auch bei vielen einzelnen Produkten beobachten. Lediglich bei Flocken und Granulaten stieg der Bio-Anteil in den vergangenen Jahren leicht. Flocken sind beispielsweise Soja-, Hafer- oder Linsenflocken, welche zum Frühstück oder für die Zubereitung von veganen Bratlingen oder Burgerpatties verwendet werden.

Vegane Granulate sind strukturierte Pflanzenproteine, die meist in Form kleiner Körnchen angeboten werden. Sie sind trocken und müssen vor der Zubereitung oft eingeweicht oder gekocht werden. Sie werden als Hackfleischersatz oder als Füllungen für Gemüse verwendet. Fleischalternativen mit einem geringeren Verarbeitungsgrad weisen in der Regel einen höheren Bio-Anteil auf. Die Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen im Bio-Bereich insbesondere die sonstigen Fleischersatzprodukte, worunter unter anderem Tofu zählt, gefolgt von pflanzlichen Brotaufstrichen und mit weitem Abstand Gehacktes/Bolognese. Im konventionellen Bereich landet am häufigsten der pflanzliche Brotaufstrich im Einkaufskorb, gefolgt von den sonstigen Fleischersatzprodukten und Wurst aufs Brot.

Marktentwicklung 2025: Nachfrage nach Fleischersatzprodukten in Bio-Qualität wächst

Im ersten Quartal 2025 scheint sich das Blatt zu wenden. So konnten sich die Bio-Fleischalternativen an einem schrumpfenden Gesamtmarkt behaupten. Während die Nachfrage im konventionellen Sortiment um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunken ist, wuchs der Bio-Markt leicht und die Nachfrage legte um neun Prozent zu. Dadurch ließ sich wieder ein leicht steigender Bio-Anteil beobachten.

Bio-Milchalternativen bleiben weiterhin gefragt

Schon seit einigen Jahren greifen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland verstärkt zu Bio-Milchalternativprodukten aus ökologischem Anbau. Die Nachfrage ist im Jahr 2024 weiter gestiegen, allerdings nicht mehr mit der Dynamik aus den Vorjahren. Besonders das Wachstum von Haferdrinks stagniert, nachdem in den Vorjahren eine deutliche Steigerung zu beobachten war.

Dennoch bleibt der Haferdrink die beliebteste Milchalternative in Bio-Qualität bei den Konsumierenden. Mehr als jede zweite Bio-Milchalternative in den Einkaufskörben der Verbraucherinnen und Verbrauchern waren im Jahr 2024 Bio-Haferdrinks. Das Sortiment hat sich in den vergangenen Jahren jedoch stark verändert. Während 2017 Sojadrinks noch die meistgekaufte Milchalternative in Bio-Qualität war, stagnierte die Nachfrage in den vergangenen Jahren. Bio-Haferdrinks hingegen haben deutlich zugelegt, zudem werden seit einigen Jahren auch Bio-Mandeldrinks stärker nachgefragt.

Der Bio-Anteil liegt mit 65 Prozent bei den Milchalternativen an der Spitze aller Bio-Lebensmitteln. Der hohe Bio-Anteil resultiert daraus, dass Milchalternativen in Bio-Qualität häufig unter Eigenmarken im Lebensmitteleinzelhandel zu kaufen sind und dadurch deutlich günstiger sind als die hochpreisigen konventionellen Herstellermarken.

Der Bio-Anteil schwankte in den vergangenen fünf Jahren jedoch produktspezifisch. Besonders stark ist der Bio-Anteil mit einem Plus von 30 Prozentpunkten bei den Mandeldrinks gestiegen. Bei den Haferdrinks, dem führenden Produkt bei den pflanzlichen Milchalternativen, sank der Bio-Anteil um 19 Prozentpunkte, trotz jährlich steigender Einkaufsmengen, da auch auf dem konventionellen Markt Haferdrinks verstärkt produziert und eingekauft werden. Bei den Soja-drinks hingegen ist der Bio-Anteil seit 2020 stabil geblieben.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen Bio-Milchalternativen am häufigsten in den Discountern ein. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren auch aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten noch verstärkt. Auch in den Discountern werden Bio-Milchalternativen oft unter Eigenmarken vertrieben. Dadurch sind die Preise niedriger als in spezialisierten Bio-Supermärkten. Die Mehrheit der Bio-Milchalternativen in Discountern sind ultrahocherhitzte Produkte, die eine lange Haltbarkeit bei Raumtemperatur bieten. Frische, gekühlte Varianten gibt es zwar auch, sie sind jedoch im Discounter-Bereich eher die Ausnahme.

Eine Hand mit einer Flasche in der Hand, die Hafermilch in ein Glas schüttet.

24.10.2024Bio im Alltag

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Wer kauft Pflanzendrinks in Bio-Qualität?

Eine Betrachtung der Käufergruppen nach verschiedenen Lebenszyklen zeigt, dass vor allen Dingen junge Singles und Paare ohne Kind auf pflanzliche Milchalternativen zurückgreifen. Sie stellen einen Anteil von 21 Prozent aller Haushalte in Deutschland, haben aber anteilig 26 Prozent der Einkaufsmenge aller Bio-Milchalternativen inne.

Bei Familien mit Kindern landeten hingegen öfter Bio-Milch und Bio-Joghurt im Einkaufskorb als die pflanzlichen Alternativen. Ähnlich verhält es sich bei der Käufergruppe der älteren Familien ohne Kind, denn auch sie kaufen bevorzugt die tierische Bio-Variante von Milch und Joghurt ein. Bei der Gruppe der alleinstehenden Seniorinnen und Senioren lässt sich keine besondere Präferenz beobachten. Lediglich Bio-Joghurt wird etwas verstärkt eingekauft.

Gute Aussichten für Milchersatz

Im ersten Quartal 2025 kauften die Haushalte erneut mehr Bio-Milchalternativen ein als im Vorjahresquartal. Auch in diesem Jahr wurde das Mengenwachstum durch Mandeldrinks und Haferdrinks generiert. Alle Einkaufsstätten konnten im ersten Quartal mehr Pflanzendrinks in Bio-Qualität verkaufen als im Vorjahr. Die Marketingkampagne "Veganuary" machte sich besonders in den Discountern bemerkbar. In den ersten drei Monaten kauften knapp 20 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher mindestens einmal Milchalternativen in Bio-Qualität ein, das sind etwa 2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresquartal.

Der Markt für Bio-Milchalternativen dürfte weiter wachsen. Der Trend zu pflanzlichen Ernährungsweisen, sei es durch vegane Ernährung oder Flexitarismus (weniger tierische Produkte), verstärkt das Marktwachstum. Bio-Milchalternativen spielen hier eine zentrale Rolle. Die Milchalternativen werden vermehrt über E-Commerce-Plattformen und Abo-Modelle angeboten, was den Zugang für die Verbraucherinnen und Verbraucher erleichtert.

Text: Laura Riegert, AMI


Letzte Aktualisierung 11.06.2025

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