Die Frage nach dem „wer will?“
Bei der Kandidatensuche wird zunächst oft gefragt, ob sich jemand innerhalb der Familie eignet und Interesse hat. Sollte dem nicht so sein, wird gern aus dem Kreis der Führungskräfte, Gesellschafterinnen und Gesellschafter und anderer Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner gesucht. Bei vielen familiengeführten Bio-Unternehmen sind die Kinder häufig mit dem Betrieb der Eltern oder Verwandten aufgewachsen, so dass eine Nachfolge im Familienkreis naheliegt.
Der oder die Übernehmende sollte sich vorab einige Fragen stellen. Diese haben die Jungunternehmerinnen und -unternehmer der Assoziation ökologischer Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller (AöL) in einem Leitfaden zusammengefasst:
- Warum interessiere ich mich für den Betrieb?
- Vertrete ich die ökologischen Werte, für die das Unternehmen steht?
- Möchte ich meinen eigenen Fußabdruck hinterlassen?
- Besitze ich eine Leidenschaft für Bio? Habe ich eine Vorstellung, was Bio für mich bedeutet?
- Was muss mir wichtig sein, um mich in der Branche zu positionieren?
- Bin ich als Person nachhaltig?
- Brenne ich für dieses Themengebiet?
- Übernehme ich Verantwortung für die Wertschöpfungskette?
Darüber hinaus stehen Fragen nach der eigenen Führungskompetenz, Entscheidungsfreude, Visionskraft und kaufmännischen Kenntnissen im Raum.
2. Die Übergabe: Juristische Eckpunkte und Finanzrahmen
Ist eine Kandidatin oder ein Kandidat gefunden, stehen finanzielle und juristische Fragen im Raum. Gerade im Falle einer familieninternen Nachfolge sollten die erbschaftssteuerlichen Belastungen und Konsequenzen aus dem Erb- und Familienrecht geklärt werden. Ebenso steht im Raum, ob weitere Familienmitglieder im Unternehmen aktiv oder passiv beteiligt sein wollen. In diesem Zusammenhang ist auch die künftige Unternehmensform festzulegen.
Bei Verhandlungen und Gesprächen mit den Abgebenden kann eine Absichtserklärung helfen, den Verhandlungsstand festzuhalten. Zudem kann eine externe Beratung dabei unterstützen, den Prozess zielführend zu gestalten. Mit Hilfe von Anwaltskanzlei und Notariat sollten die finanziellen Fragen geklärt und festgelegt werden, ob ein Kauf, eine Schenkung oder Pacht infrage kommt.
3. Die Übernahme durch die Nachfolgerinnen und Nachfolger
Nach einer Phase der Einarbeitung, der Kommunikation an die Mitarbeitenden, Kundschaft und Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner beginnt nun die neue Steuerung des Unternehmens durch die Nachfolgenden. Dies beinhaltet die Führung, Zukunftsvisionen und Entscheidungen über Prozesse, Angebote, Märkte, Investitionen etc. In der Bio-Branche ist dieser Prozess besonders herausfordernd, da der Bio-Markt extrem dynamisch ist. So muss geklärt werden, welche Rolle der Verarbeitungsbetrieb in diesem Prozess einnimmt: wird er Bio-Lebensmittel weiter in die Breite bringen oder an Qualität und Vertiefung des Bio-Gedankens arbeiten? Die Antwort muss jedes Unternehmen und jede Nachfolgerin und jeder Nachfolger für sich finden.