Meinhard Rediske, Geschäftsführer der Bio-Bäckerei Siebenkorn in Marburg, geht einen anderen Weg: Bereits seit 2002 betreibt er im Rahmen eines Inklusionsprojektes mit der "Siebenkorn gemeinnützige Integrationsgesellschaft mbH" ein Inklusionsunternehmen im ersten Arbeitsmarkt. Insgesamt 17 Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen hat er so geschaffen. Das funktioniert ganz ohne Anbindung an eine Werkstatt, sondern als Wirtschaftsunternehmen – ein Alleinstellungsmerkmal unter den Projekten.
"Die Backstube bietet einen außerordentlichen Schutzraum, weil wir in einem festen Team arbeiten“, erklärt er. Voraussetzung sei eine sorgfältige Auswahl der Mitarbeitenden, angepasste Arbeitsplätze und ständige Weiterentwicklung der Fähigkeiten und Fertigkeiten der schwerbehinderten Menschen. Für das gesamte Team bedeute das mehr soziale Erlebnisse, aber auch mehr Anspruch und Verantwortung.
"Einfache Tätigkeiten sind der Startpunkt und brechen in unserer sich stets verdichtenden Welt immer weiter weg", so Rediske weiter. Er warnt eindringlich: "Wenn solche Einstiegsarbeitsplätze nicht erhalten bleiben und wertgeschätzt werden, wird es für schwerbehinderte Menschen immer schwieriger einen Platz zu finden." Deshalb möchte er zeigen, dass Inklusion nicht nur möglich ist, sondern notwendig – gerade im Handwerk.
Ausblick: Vielfalt braucht Struktur und Haltung
Ob Integration, Inklusion oder ausbalancierte Arbeitszeiten – die Beispiele zeigen: Soziale Nachhaltigkeit im Lebensmittelhandwerk ist kein Luxus, sondern ein realistischer Weg, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Vorausgesetzt, man denkt Arbeit neu mit Offenheit, Planung und Mut, wie die Wege der Bio-Bäckereien zeigen. Sie alle bieten menschliche Rahmenbedingungen, um neue Arbeitswelten zu gestalten.
Text: Melissa Buchholz, BLQ