In der Produktion der Verarbeitungsunternehmen gibt es verschiedene Berufsbilder, die für junge Menschen interessant sind.
Deshalb müssen die Biolebensmittelhersteller vor allem mit einem guten Teamspirit, der Vielfalt der Arbeitsgebiete, dem moralischen Anspruch der eigenen Branche und der sozialen Nachhaltigkeit im Unternehmen punkten. Das beinhaltet besondere Angebote und Argumente, die Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten können:
- Wertebasierte Arbeit und die Möglichkeit, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten
- Kennenlernen der Entstehung eines ökologischen Produkts und des ökologischen Wirtschaftens
- Erfahren des klassischen Lebensmittelhandwerks neben neuen Berufsbildern und Projekten
- ein breites, abwechslungsreiches Aufgabenspektrum im Bereich Lebensmittel und Ernährung
- die Arbeit in einem Sektor, der zunehmend die Menschen bewegt und mittlerweile auch eine politische und moralische Dimension hat
- soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen selbst: alternative Mobilität, ökologische Bauweise und Versorgung mit Bio-Essen
- geringe Mitarbeiterzahl und weniger Anonymität/ flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege
- die Möglichkeit, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen
- Chancen, individuelle Lösungen mit den Mitarbeitenden zu finden
Chancen durch eine vielfältige Belegschaft
In dem Leitfaden "Fachkräfte finden und binden" des Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V., gefördert durch das (damals noch) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, heißt es, dass "sowohl im Inland als auch im Ausland zahlreiche Fachkräfte zur Verfügung (stehen). Möglicherweise handelt es sich dabei um Zielgruppen, die bislang noch nicht im Fokus Ihrer Personalauswahl lagen." Gemeint ist vor allem auch eine vielfältige Belegschaft, die sich durch Fachkräfte verschiedenen Geschlechts, Alters und Familienstands, verschiedener Herkunft, Kultur, Religion oder Weltanschauung auszeichnet. Auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, sowie An- oder Ungelernte können je nach Aufgabengebiet eine Rolle im Unternehmen spielen.
Mit einer solchen Vielfalt können Bio-Verarbeiter ihren Unternehmenserfolg wesentlich steigern. Durch eine größere Auswahl an Bewerberinnen und Bewerbern, durch einen bunten Fundus an Wissen, Erfahrungen und Perspektiven, die wiederum Kreativität und Innovationen generieren. Aber auch durch Sprachvielfalt und länderspezifische Kenntnisse, durch die sich neue Märkte erschließen und neue Kundinnen und Kunden gewinnen lassen und schließlich auch das Image des Unternehmens verbessern.
Möglichkeiten durch Bildung und neue Medien
Chancen bestehen aber auch im Ausbau des Bildungssektors. Öko-spezifische Ausbildungen gibt es vor allem im landwirtschaftlichen Bereich, in den handwerklichen Lebensmittelberufen ist das Angebot noch deutlich ausweitbar. Studiengänge wie nachhaltige Wirtschaftssysteme sind immer noch die Ausnahme. In den klassischen Studiengängen der Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft spielt "Bio" noch eine geringe Rolle. Hier gibt es eindeutig Chancen zum Ausbau für diese Berufe und so Wege zu einem interessierten, jungen Publikum. Hier sind aber weniger die Verarbeiter selbst, als vielmehr die Politik gefragt.
Zudem sollte das Lebensmittelhandwerk dringend gestärkt werden. Die hohe Bedeutung der klassischen Berufe in Bäckereien und Metzgereien sollten an jeder Stelle betont werden. Dabei müssen die Lebensmittelunternehmen selbstbewusst auftreten, auch branchenfremde Menschen einstellen und neue Kanäle im Internet nutzen. Verarbeiter können zudem beispielsweise mit Schulen kooperieren, wo durch praxisorientierte Nachwuchsförderung den Schülerinnen und Schülern Lust auf eine Ausbildung in der Bio-Verarbeitung gemacht werden kann. Ziel einer solchen "Lernpartnerschaft" kann beispielsweise sein, Schülerinnen und Schülern in der Berufsorientierungsphase die Vielfältigkeit der Lebensmittelwirtschaft zu präsentieren. Und zu zeigen, was hinter einem guten Produkt steckt: soziale Verantwortung, Ökonomie und Ökologie. Dabei lernen die jungen Menschen einen Bio-Verarbeiter als potenziellen Arbeitgeber kennen und das Unternehmen die Schülerinnen und Schüler als mögliche Auszubildende.