Ökologischer Weinbau

Ökologischer Weinbau: Was gilt es zu beachten?

Im ökologischen Weinbau steht die Qualität des Weines im Vordergrund. Bei bewusstem Verzicht auf Maximalerträge fördern Bio-Betriebe ein sich selbst regulierendes Ökosystem, das ohne chemischen Pflanzenschutz und mineralische Stickstoffdünger auskommt. Im Vergleich zum konventionellen Weinbau ist damit ein gesteigerter Arbeitsaufwand verbunden, der sich in höheren Produktpreisen widerspiegelt.

Die Öko-Weinbaufläche in Deutschland hat über die Jahre stetig zugenommen und lag im Jahr 2023 bei 15.300 Hektar. Der Öko-Anbau stellt damit einen Anteil von fast 15 Prozent an der gesamten Rebfläche. Seit 2010 hat sich die Öko-Anbaufläche fast verdreifacht. Die größten Weinbaugebiete Deutschlands, sowohl im biologischen als auch im konventionellen Anbau, sind Rheinhessen und die Pfalz.

Bio-Zertifizierung vom Weinanbau in Deutschland

Damit Weine als Bio-Weine verkauft werden dürfen, ist eine Zertifizierung gemäß der EU-Öko-Verordnung erforderlich. Dies setzt voraus, dass eine unabhängige Kontrollstelle die Einhaltung der ökologischen Wirtschaftsweise überprüft und bestätigt. Zudem muss die staatliche Kontrollnummer auf dem Flaschenetikett angegeben werden. Erfahren Sie mehr zu den rechtlichen Grundlagen des Öko-Weinbaus.

Sortenwahl im ökologischen Weinbau

Auch Öko-Winzerinnen und -Winzer verwenden in erster Linie traditionelle europäische Rebsorten. Alle diese Sorten weisen jedoch eine mehr oder minder hohe Anfälligkeit gegen den Echten und Falschen Mehltau sowie andere Pilzkrankheiten auf. Ihr Anbau ist daher insbesondere im Öko-Weinbau mit einem entsprechend hohen Arbeitsaufwand und Ertragsrisiko verbunden. Wie anfällig verschiedene Rebsorten gegenüber Krankheiten sind, können Sie auf der folgenden Internetseite in Erfahrung bringen: Vitipendium: Widerstandsfähigkeit von Rebsorten

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWIs)

Aufgrund ihrer größeren Widerstandskraft empfehlen sich für viele Standorte pilzwiderstandsfähige Sorten – auch PIWIs genannt – als Ergänzung zum klassischen Sortenspiegel. Der Begriff "pilzwiderstandsfähig" steht für eine durch klassische Kreuzungszüchtung erreichte Widerstandsfähigkeit gegen Echten und Falschen Mehltau sowie andere Pilzkrankheiten. Wie Studien belegen, kann der Behandlungsaufwand durch die Verwendung von PIWI-Sorten um bis zu 75 Prozent reduziert werden.

PIWIs führten in der Welt des Weins lange Zeit ein Schattendasein. Inzwischen gibt es aber zahlreiche vielversprechende Sorten.

Pflanzgutversorgung

Ökologische Weinbaubetriebe sind nach EU-Öko-Verordnung verpflichtet, ökologisch erzeugtes Pflanzgut zu verwenden. Da die Erzeugung von vegetativem Pflanzgut eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, muss früh genug geplant werden.

Sollte ökologisches Rebpflanzgut nicht verfügbar sein, ist ausnahmsweise auch konventionell erzeugtes Pflanzgut erlaubt. Dafür muss über die Datenbank organicXseeds eine Ausnahmegenehmigung eingeholt werden.

Düngung im Öko-Weinbau

Ein wichtiges Ziel im Öko-Weinbau ist es, die natürliche Fruchtbarkeit und biologische Aktivität zu erhalten oder durch geeignete Maßnahmen zu verbessern. Eine Maßnahme ist zum Beispiel die Einsaat von Gründüngungen, insbesondere mit Leguminosen und Tiefwurzlern. Da eine ausreichende Nährstoffversorgung allein durch Gründüngung und Begrünungsmanagement in der Regel nicht gewährleistet werden kann, kommen auch Düngemittel zum Einsatz. Welche zulässig sind, wird durch die EU-Öko-Verordnung sowie die Richtlinien der Anbauverbände geregelt. Darüber hinaus sind die Anwendungsbestimmungen der Düngeverordnung zu beachten.

Wirtschaftsdünger im ökologischen Weinbau

Wichtige Düngemittel sind die Wirtschaftsdünger, wobei in erster Linie Pferdemist aus Reitställen sowie getrockneter Hühnermist aus extensiver Bodenhaltung für den Weinbau in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. In der Mehrzahl der Betriebe wird der Pferdemist als "tierische" Komponente in der eigenen Kompostbereitung eingesetzt.

Für die Ausbringung aller Wirtschaftsdünger gilt eine Obergrenze von 170 Kilogramm Gesamtstickstoff je Hektar und Jahr (bei den Anbauverbänden weniger). Wird Stallmist zugekauft, ist darauf zu achten, dass die Tiere extensiv gehalten wurden (maximal zwei Großvieheinheiten je Hektar). Eine Öko-Haltung der Tier, von denen der Mist stammt, ist nicht vorgeschrieben.

Eigene Komposte

Bei den betriebseigenen Komposten handelt es sich zum einen um Wirtschaftsdünger in Form von Stallmistkomposten, zum anderen um Erdkomposte und kompostierte Ernterückstände. Als wichtigster Ernterückstand und Bestandteil eines Kompostes ist der Trester zu nennen. Hinzu kommen aus der Weinbereitung die Kellereiabfälle wie Hefe-Kieselgurtrub. Die Ernterückstände werden über eine Flächenkompostierung oder eine Haufenkompostierung aufbereitet.

Einsatz von Sekundärrohstoffdüngern im biologischen Weinbau

Neben den betriebseigenen Komposten kommt dem Einsatz von Sekundärrohstoffdüngern eine wichtige Rolle zu. Dabei handelt es sich um Produkte aus nicht landwirtschaftlichen Betrieben. Die am häufigsten in der Landwirtschaft verwendeten Sekundärrohstoffdünger sind Siedlungsabfälle, wie Grünschnittkompost aus kommunaler Entsorgung oder Bioabfallkompost.

Im ökologischen Weinbau kommen ausschließlich qualitätsgesicherte Komposte in Frage, die den hohen Anforderungen der EU-Öko-Verordnung entsprechen. Für verbandsgebundene Betriebe gelten meist noch strengere Regeln. Darüber hinaus sind die gesetzlichen Grundlagen der Düngeverordnung für das Ausbringen von Grünschnitt- oder Hausmüllkomposten zu beachten.

Organische Handelsdünger im ökologischen Weinbau

Neben den Humuslieferanten (Mist, Kompost) gibt es eine große Palette an stickstoffhaltigen organischen Handelsdüngern, die für den Spezial- und Sonderkulturbetrieb auch wirtschaftlich von Bedeutung sind. Bei der Anwendung sollte stets der hohe Anteil an leichtverwertbarem Stickstoff beachtet werden.

Gebräuchliche organische Handelsdünger im ökologischen Weinbau

  • Rapsschrot,
  • MaltaFlor,
  • Vinasse,
  • Hornspäne,
  • Hornpellets,
  • Haarmehlpellets,
  • Horngries,
  • Guano

Mineralische Ausgleichsdüngung im ökologischen Weinbau

Reichen die aus der organischen Düngung zugeführten Nährstoffe (insbesondere die Spurenelemente) nicht aus, um eine harmonische Ernährung der Pflanze sicherzustellen, so kann dieser Mangel mit schwerlöslichen Mineralstoffen ausgeglichen werden. Die natürlichen Mineralstoffe enthalten die Nährelemente in meist sehr geringer Konzentration und in wasserunlöslicher Form. Erst der mikrobielle Aufschluss macht die darin enthaltenen Nährstoffe pflanzenverfügbar.

Je feiner die Naturprodukte vermahlen sind, desto größer ist die Oberfläche für die biologisch-chemisch-physikalische Verwitterung. Die allmähliche Freisetzung der Nährstoffe entspricht damit den Anforderungen an einen kontinuierlichen Nährstoffeintrag.

Begrünungsmanagement im Öko-Weinbau

Die Begrünung als Ersatz einer Fruchtfolge in der Dauerkultur Wein soll neben den bekannten Funktionen wie Erosionsschutz, Bodenbedeckung und Pufferung des Befahrdrucks zusätzliche Aufgaben erfüllen:

  • die Verbesserung der Bodenstruktur und der Wasserhaltekraft durch eine ganzjährige Durchwurzelung und Lebendverbauung
  • ein ausreichendes Nahrungsangebot für das Bodenleben (Regenwürmer, Mikroorganismen) als Basis für eine hohe biologische Aktivität und Nährstoffdynamik
  • eine gleichmäßigere, an das Wachstum der Rebe angepasste Nährstoffnachlieferung durch gezielte Mulchwirtschaft und Einsaat von Leguminosen und Kräutern
  • die Förderung und Stabilisierung der Fauna im Ökosystem Weinberg (Laubwand und Begrünung) durch eine alternierende Mulch- oder Mähwirtschaft zur Blütenbildung der Begrünungspflanzen

Bodenpflegesysteme

Je nach Zeitraum der Begrünungen unterscheidet man in Kurzzeitbegrünungen und mehrjährige Begrünungen. Welches Bodenpflegesystem das Geeignete ist, hängt vom Standort ab. Eine Entscheidungshilfe gibt es unter:

Vitipendium.de: Bestimmung standortangepasster Bodenpflegesysteme

Begrünungsmischungen empfohlen

Die reine Einsaat von Gräsern ("Begrasung") kann den genannten Forderungen der Bodenpflege nicht oder nur teilweise gerecht werden. Eine Begrünung sollte sich daher immer aus einer Vielzahl verschiedener Pflanzen zusammensetzen. Die Zusammensetzung solcher Begrünungsmischungen ist abhängig von der Dauer der Begrünung (einjährig, mehrjährig), von den Bodenverhältnissen, der Bodenmächtigkeit, dem pH-Wert und dem Humusgehalt. Auch die Jahreszeit, zu der die Einsaat vorgenommen wird, sowie die Technik der Bearbeitung spielen eine Rolle. Bei der Zusammensetzung von standortgerechten Begrünungsmischungen ist zu beachten, dass:

  • die Mischung nach Möglichkeit mindestens zwei verschiedene Leguminosenarten, diverse Kräuter und Grasarten enthält,
  • sowohl Schnellkeimer wie auch Langsamkeimer, mittelhohe wie auch höher wachsende Pflanzen berücksichtigt werden,
  • wenigstens die Hälfte der Pflanzen Tiefwurzler sind,
  • die Zusammensetzung sich nach der Nutzungsdauer und dem Standort richtet und
  • die Saatstärke an der unteren Grenze liegen sollte, damit sich die ortsüblichen Wildkräuter einfinden und mit der Begrünung heranwachsen können.

Ökologisch erzeugtes Saatgut verwenden

Die EU-Öko-Verordnung schreibt vor, ökologisch erzeugtes Saatgut zu verwenden. Auskunft über aktuelle Verfügbarkeiten von Öko-Saatgut gibt die Datenbank OrganicXseeds.

Laubarbeiten im Öko-Weinbau

Die Laubarbeiten wie Ausbrechen, Teilentblätterung der Traubenzone, Heften der einjährigen Triebe, Gipfeln und Laubschneiden sind ein wesentlicher Beitrag zur Sicherstellung einer optimalen Qualität und Gesunderhaltung der Trauben im ökologischen Weinbau. Das Ziel ist eine lockere, luftige und schnell abtrocknende Laubwand mit optimaler Positionierung der Trauben zur Ausreife und Farbausbildung.

Letzte Aktualisierung 09.04.2025

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