Oekolandbau.de: Welche Konsumtrends haben sich in den vergangenen Jahren bei Bio-Weinen abgezeichnet?
Mechthild Hüneborn: PIWI-Weine erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und haben auch deutlich an Qualität gewonnen. Sie sind längst kein Randsortiment mehr, sondern gehören neben den klassischen Rebsorten zu den Lieblingen in unseren Weinabteilungen.
Rotwein ist nicht mehr die unangefochtene Nummer eins. Sowohl der Rosé-Trend der vergangenen drei bis fünf Jahre als auch die Beliebtheit von Weißwein hat ihm diesen Rang streitig gemacht. Auf der einen Seite spüren wir eine gestiegene Nachfrage nach Preiseinstiegsweinen, ebenso wie eine erhöhte Nachfrage nach hohen Qualitäten – nicht zuletzt nach VDP-Weinen. Diesen räumen wir einen eigenen kleinen Bereich in unseren Abteilungen ein.
Ebenfalls steigender Nachfrage erfreut sich der Bereich der Schaumweine, bei uns konkret in Form von echtem, hochwertigem deutschem Sekt. Es gibt mit dem "Korkenknallen" eine hervorragende Flaschengärung von der Mosel in unserem Sortiment, die sich zu einem absoluten Topseller entwickelt hat. Auch hier zeigt sich also ein Griff zur Qualität vor dem Preiseinstieg, was uns für unsere Winzerinnen und Winzer sehr freut.
Bei uns im Naturkostfachhandel kristallisierte sich schon vor langem das Handeln von Wein in Pfandflaschen zum Alleinstellungsmerkmal, so dass wir selbstverständlich auch die neue 0,75 Liter-Mehrwegflasche handeln und uns sehr freuen, dass wir damit einen ökologischen Meilenstein begleiten dürfen.
Oekolandbau.de: Sind Bio-Weine aus Deutschland bei der Kundschaft gefragt oder eher aus dem Ausland?
Mechthild Hüneborn: Deutsche Weine sind bei unserer Kundschaft sehr beliebt. Aber selbstverständlich sind, wie im gesamten Weinmarkt, auch bei uns die spanischen Weine aufgrund ihrer günstigen Preise ebenfalls sehr gefragt. Bei den oberen Qualitätsstufen setzen wir allerdings bewusst einen deutlichen Fokus auf deutsche Weine. Zum einen steht dies für unsere allgemeine Ausrichtung auf regional vor überregional und das leben wir nicht nur bei Obst, Gemüse oder Fleisch, sondern in allen Sortimenten. Dies entspricht klar dem Verhalten der Kundschaft, was sich besonders bei der Nachfrage nach Übersee-Weinen zeigt, die es auch in herausragenden Bio-Qualitäten gibt. Obwohl wir diese Weine selbstverständlich ausschließlich auf dem Wasserwege beziehen und sehr deutlich an unsere Kundinnen und Kunden kommunizieren, sind diese Weine ein absoluter Ergänzungsbereich unseres Weinsortimentes.
Oekolandbau.de: In Zeiten sinkenden Alkoholkonsums sind alkoholfreie Alternativen im Sortiment gefragt. Wie sehen Sie künftig die Absatzchancen von alkoholfreiem Sekt, Fruchtwein und Co. im Bio-Qualität?
Mechthild Hüneborn: Wir führen schon seit vielen Jahren alkoholfreie "Prickelgetränke" in unserem Sortiment, die häufig auf der Basis von Äpfeln produziert werden. Dies ist schon sehr lange ein wichtiger Bereich in unserem Sortiment. Dennoch hat auch bei uns die Nachfrage nach alkoholfreien Produkten zugenommen, allerdings auf geringerem Niveau, als dies im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel zu beobachten ist. Viele unserer Kundinnen und Kunden greifen als Alternative sehr gerne zu unseren aromatischen Traubensäften. Auch das Angebot an alkoholfreien Spirituosen ist bei uns sehr viel kleiner. Das ist vor allem dadurch zu begründen, dass es herausfordernder ist, ohne künstliche Aromen Produkte herzustellen, die ihren alkoholhaltigen Vorbildern geschmacklich ähneln. Anders als wir anfangs erwartet hatten, hat der Zero-Trend die Nachfrage nach alkoholreduzierten Weinen kaum beflügelt. Es geht den meisten Kunden tatsächlich um das Thema 'zero' Alkohol.
Autorin: Birgit Rogge