Im März kommt dann noch ein Joker ins Spiel, um den Beginn der Tomatensaison vorzuverlegen. Eine in den Roll-Tunnel eingebrachte Mischung aus kompostiertem Pferde- und Rindermist sorgt durch den mikrobiellen Abbauprozess für einen mächtigen Wärmeschub. In der Mitte des etwa 40 bis 50 Zentimeter breiten Dammes steigen die Temperaturen auf bis zu 60Grad Celsius – so die Messungen in einem Projekt der Forschungsanstalt Schönbrunn. Selbst wenn die Lufttemperaturen in der Nacht auf bis zu minus 9,5 Grad Celsius sinken, bleiben die Pflanzen im Wachstumsmodus. Denn an den Rändern des Dammes, wo die Tomaten gepflanzt werden, erwärmt sich der Boden auf etwa 20 Grad Celsius. Und das ist genau die Wohlfühl-Temperatur für deren Wurzeln. Und solange es die Wurzeln warm haben, verträgt die Tomate in den oberirdischen Pflanzenteilen zumindest leichte Fröste.
Mit dieser Dammkultur – sozusagen einem langgestreckten Hügelbeet im Folientunnel – können die Tomaten rund drei bis fünf Wochen früher geerntet werden als üblich. "Damit haben wir im Mai unsere ersten Tomaten im Verkauf – und das ist natürlich ein Renner für unser Marktgeschäft", so David Burkhardt. Und gleichzeitig kann er über die verlängerte Saison seinen Gesamtertrag steigern.
Längere Saison und energieeffizienter Anbau
Der Winteranbau von Salaten und Feingemüsen in mobilen Tunnelsysteme ist gerade auch für biologische Betriebe eine interessante Möglichkeit, ihre Fruchtfolgen flexibler zu gestalten, die Saison verschiedener Kulturen zu verlängern und damit mehr Wertschöpfung zu generieren. Angesicht der Klimakrise und steigenden Energiepreise wächst das Interesse an solchen Innovationen im Gemüsebau. "Es wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, Landwirtschaft mit einer so schlechten Energieeffizienz zu praktizieren, wie wir es heute machen", so Wolfgang Palme. "Gerade kleinstrukturierte Betriebe können solche flexiblen Tunnelsysteme am besten einsetzen und damit Energie und Ressourcen sparen". Allerdings, so muss David Burkhardt feststellen, ist das kein Selbstläufer. Es erfordert einiges an gärtnerischer Tüftelarbeit, um für den eigenen Betrieb und Standort das richtige System zu entwickeln. Und auch gegenüber der Kundschaft muss deutlich kommuniziert werden: Solche Winterprodukte sind etwas Einzigartiges. Dafür brauchen die innovativen Betriebe einen fairen Preis.