Die Ware für jeden Markt wird am Vortag auf Rollis bereitgestellt. Dafür berücksichtigt das System für jeden Marktstandort die Warenabflüsse der letzten Markttage und die aktuell verfügbaren Mengen an Saisongemüse. Auf Basis dieser Daten erstellt die Software eine Liste mit Artikeln, Mengen und Preisen für den nächsten Markttag. Die zuständige Standbetreuung kann das vorgegebene Sortiment aber noch individuell anpassen.
Für die Preisgestaltung werden sogar die Kosten für die Erzeugung berücksichtigt. Denn per Chip können leitende Mitarbeitende Zeitaufwand und Materialkosten für jeden Arbeitsschritt beim Anbau und bei der Zubereitung in der Küche und Bäckerei erfassen. Auch die Kosten für die eingesetzten Produktionsmittel wie Dünger, Pflanzgut oder Energie werden berücksichtigt.
Um den Aufwand für diese Erfassung bei über 60 Kulturen und vielen weiterverarbeiteten Artikeln überschaubar zu halten, werden die Daten einmalig erhoben. Erst wenn sich beim Anbau einer Kultur oder in der Verarbeitung etwas ändert, etwa durch neue Maschinen oder Methoden, erfassen die Mitarbeitenden die Daten zu den Produktionskosten nochmal neu.
"Unser Ziel ist es immer, Abläufe einfacher zu machen", betont Bursch. Als Beispiel nennt er die Arbeitszeiterfassung der Mitarbeitenden an den Marktständen. Das sei früher eine "furchtbare Zettelwirtschaft" gewesen. Heute meldet sich jeder Angestellte bei Arbeitsantritt vor Ort per Chip oder Smartphone an und alle Arbeitsstunden eines Monats werden automatisch elektronisch gespeichert. Auch der Urlaub wird über das System organisiert.
Transparenz für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Bei der Entwicklung des Systems legt die Betriebsleitung großen Wert auf eine möglichst einfache Bedienbarkeit. Heinz Bursch: "Sie können sich die schönsten Funktionen für ihre interne Software überlegen. Aber das bringt nichts, wenn die Mitarbeitenden es nicht bedienen können oder wollen, weil es zu kompliziert ist. Die Nutzung einfach zu gestalten, das ist unsere Stärke."
Als gute Idee erwies sich der Aufbau einer internen "Betriebs-Wikipedia." So nennt Bursch eine interne Datenbank, in der alle wichtigen Infos zu den vorhandenen Betriebsmitteln elektronisch hinterlegt sind und laufend aktualisiert werden, vom. Akkuschrauber über den Gabelstapler bis zum Transport-Lkw. Hinterlegt sind zum Beispiel Informationen zum Kaufdatum, zu den Wartungsintervallen oder Kontakte zum Lieferanten für Ersatzteile. Alle Mitarbeitenden können jederzeit auf diese Infos zugreifen.
Auf diese Weise kann jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin kleinere Probleme selbst lösen und muss sich nicht an das Leitungspersonal wenden. Bursch berichtet, dass sich der Aufwand für das System lohnt. Die Datenbank wird gut genutzt und auftretende Probleme werden schneller gelöst.
Doch natürlich hat der Betriebsleiter nicht nur die internen Abläufe im Blick, sondern vor allem die Wünsche der Kundinnen und Kunden. Deshalb sind zum Beispiel alle 17 Marktstände mit elektronischen Kassenterminals ausgestattet, die ein kontaktloses Bezahlen per Karte, Smartphone oder Smartwatch ermöglichen. Die Entwicklung war getrieben durch die Corona-Pandemie, in der ein wachsender Teil der Kundschaft diesen Service nachfragte.
Das entspricht ganz der Philosophie des Betriebs. Bursch möchte Traditionelles und Bewährtes beibehalten und gleichzeitig offen bleiben für neue gesellschaftliche Entwicklungen und Technologien. "Wenn das selbstgemachte Sauerkraut am Marktstand mit der Smartwatch bezahlt wird, ist das genau das, was wir uns vorstellen", sagt Bursch.
Transparenz für die Kundschaft
Trotz der starken Präsenz auf Wochenmärkten spielt der Hofladen nach wie vor eine zentrale Rolle im Betriebskonzept der Familie Bursch. Er ist laut Bursch Ankerpunkt für Menschen, die regelmäßig an den Marktständen einkaufen und auch eine Art Schaufenster für den regionalen Bio-Gemüseanbau. "Wir wollen unsere Erzeugung hier transparent machen. Die Leute sollen sehen, wie wir arbeiten und woher das Gemüse kommt", sagt Bursch.
Dieser Transparenzgedanke steckt auch hinter den regelmäßig angebotenen Führungen, bei denen pro Saison etwa 1.000 Teilnehmende Einblicke in die Betriebsabläufe und die ökologischen Anbaumethoden erhalten. Weil die selbstgemachten Produkte des Betriebs so gut ankommen, werden auch Kurse zur Sauerkrautherstellung angeboten.