Der Name "Rundblättrig" wirkt auf den ersten Blick irreführend. Denn die Blätter, die sich in der Nähe der Blüten befinden, sind schmal und länglich. Die namensgebenden runden Blätter befinden sich nur in Bodennähe und sind zur Blütezeit oft schon nicht mehr zu sehen. Die sehr hübschen hellblauen Blüten erscheinen ab Juni und werden fleißig bis in den Spätsommer nachgeschoben. Weil die Pflanze in aller Regel nicht höher als 25 Zentimeter wird, ist sie nicht sehr durchsetzungsfähig. Am besten behauptet sie sich auf konkurrenzarmen Standorten auf mageren sandigen und steinigen Böden in der vollen Sonne bis im Halbschatten. Dort samt sie sich gut aus und bildet kurze Ausläufer. Daran können wir uns auch bei der Platzsuche im Garten orientieren. Ist der Boden nährstoffreicher, müssen wir ihr ein wenig die Konkurrenz zur Seite "räumen". Für den Topf auf dem Südbalkon eignet sie sich sehr gut.
Die Rundblättrige Glockenblume spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem. Insgesamt 24 Wildbienenarten sammeln ihren Pollen. Besonders die auf Glockenblumen spezialisierten Bienen tun das meist sehr gründlich: Sie ernten den Pollen von den sogenannten "Griffelbürsten" fast vollständig ab. Für die Bestäubung bleiben trotzdem genügend Pollen übrig. Die Glockenblumen-Scherenbienen, -sägehornbienen und -schmalbienen tragen ihre Abhängigkeit auch im Namen. Besonders in den Morgenstunden lohnt sich ein Blick in die Blüten: Einige Bienen wählen diese als Schlafplatz aus. Den teilen sie sich hin und wieder mit Rüsselkäfern. Ansonsten sind die Pflanzen auch noch bei Schwebfliegen und als Raupenfutterpflanzen für einige Falter gefragt.
Ein Garten ohne Glockenblumen ist möglich, aber sinnlos. Das dachte man sich auch in Schweden, wo der Rundblättrigen Glockenblume eine besondere Ehre zuteil wurde: Dort ist das "Kleine Blauglöckchen", wie die Pflanze in Schweden heißt, die Nationalblume.