Der Gefleckte Aronstab ist eine faszinierende Pflanze mit ungewöhnlichen Tricks: Seine Blüte funktioniert als Kesselfalle und lockt vor allem Schmetterlingsmücken mit Wärme und speziellem Geruch an – nur um sie für eine Nacht gefangen zu halten, sie mit Pollen zu berieseln und am nächsten Tag weiterziehen zu lassen. So sorgt er ganz ohne Belohnung für seine Bestäubung. Im Herbst zeigt er sich noch einmal auffällig mit leuchtend roten, allerdings giftigen Beeren.
Die Blüten des Gefleckten Aronstabs verströmen gegen Abend einen urin- und fäkalienartigen Geruch. Zudem heizt sich die Blüte auf bis zu 40 Grad auf. Das zieht Schmetterlingsmücken magisch an. Schmetterlingsmücken sind kleine Insekten, die auch als "Abortfliegen" bekannt sind, weil ihre Larven unter anderem in Fäkalien leben. Durch Öltröpfchen auf der Innenseite des Aronstab-Hüllblatts finden die Insekten keinen Halt und rutschen in den Kessel der Blüte. Im Laufe der Nacht lassen die weiter oben am Kolben sitzenden männlichen Blüten ihren Pollen auf die im Kessel eingesperrten Abortfliegen rieseln.
Am nächsten Morgen welkt die Blüte und die Tiere entkommen ihrem nächtlichen Gefängnis. Mit frischem Pollen beladen sind sie bereit für den nächsten, täuschend verlockenden Aronstab-Besuch, wo sie die weiblichen Blüten mit dem Pollen der zuvor besuchten Blüte bestäuben. Einen Nutzen haben die Tiere davon nicht: Der Aronstab ist eine Täuschblume. Wie effektiv dieser Trick ist, zeigen Untersuchungen, in denen bis zu 3.000 Fliegen in einer einzigen Blüte gezählt wurden.
Doch die Show des Gefleckten Aronstabs ist noch nicht zu Ende: Nachdem im Herbst alle Blätter abgestorben sind, bleibt nur noch der Fruchtstand übrig. Hier wachsen dicht gedrängt die inzwischen leuchtend roten Beeren. Diese sind, wie auch der Rest der Pflanze, stark giftig!
Wer also noch einen eher schattigen und nährstoffreichen Platz im Garten hat, kann ihn mit dem Gefleckten Aronstab wahrlich beleben.
© Stiftung für Mensch und Umwelt, Markus Schmidt