Backen mit Urgetreide

Backen mit Urgetreide

Bei der Verarbeitung von alten Getreidearten wie Emmer, Einkorn, Khorasan-Weizen und Dinkel ist das Geschick von Bäckerin und Bäcker gefragt. Doch es lohnt sich Zeit, zu investieren, denn diese Urgetreide gelten als ernährungsphysiologisch wertvoll und bieten bei allen Herausforderungen auch Chancen für die Verarbeitung und den Handel.

Alte Getreidearten wie Dinkel, Einkorn, Emmer, Khorasan-Weizen, Urroggen und Urgerste werden allgemein als Urgetreide bezeichnet. Der Begriff "Urgetreide" ist rechtlich nicht geschützt und daher lebensmittelrechtlich nicht klar definiert. Schon vor 10.000 Jahren wurde Urgetreide in Kleinasien angebaut, in den vergangenen Jahrzehnten jedoch von ertragsreicheren Arten wie Weizen und Roggen verdrängt. Urgetreide erfährt jedoch ein Comeback – dies ist nicht zuletzt den Bio-Landwirtinnen und Bio-Landwirten zu verdanken. So ist Anbau von Einkorn, Emmer und Dinkel vor allem in der ökologischen Landwirtschaft bedeutend.

Starkes Nährstoffprofil und mehr machen Urgetreide attraktiv

Einkorn, Emmer und Dinkel sind ernährungsphysiologisch sehr wertvoll. Die Getreidearten haben einen hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen und bringen neue Geschmacksnoten in Brot und Backwaren. So haben die Urgetreide im Vergleich zu anderen Getreidearten beispielsweise einen deutlich höheren Gehalt an Kalzium, Eisen, Magnesium und Zink. Viele dieser wiederentdeckten Getreidearten bereichern die Zutatenliste von Bio-Broten und ökologischen Backwaren. Alte Getreidesorten sind daher eine Chance für Bäckerinnen und Bäcker, sich vom Angebot im Supermarkt abzuheben.

Für das Comeback der alten Getreide-Sorten gibt es laut Initiative Urgetreide e. V. viele Gründe. Daher möchte der Verein die Vorteile der alten Getreidearten bei Landwirtinnen und Landwirten, Bäckerinnen und Bäckern sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern wieder bekannt machen:

  • Tradition
  • Naturbelassenheit
  • Nachhaltigkeit
  • Nährstoffgehalt
  • Geschmack
  • Exklusivität

Infos über Urgetreide auf einen Blick

Besonderheiten bei der Verarbeitung von Urgetreide

Urgetreide haben Körner, die vom Spelz umgeben sind. Dabei handelt es sich um trockene Schalen, die die Blüten umhüllen. So sitzen die Spelze vom Dinkel so fest, dass der Mähdrescher sie nicht ablösen kann. So wird Dinkel und anderes Spelzgetreide wie Emmer und Einkorn vor der Weiterverarbeitung in Getreidemühlen mittels Gummiwalzenschälern oder Vertikalschleifern in einem gesonderten Arbeitsschritt zunächst entspelzt. Dieser Zwischenschritt ist beim Weizen, einem Nacktgetreide, nicht erforderlich, da direkt das ganze Korn gedroschen wird.

Auch die Verarbeitungseigenschaften der Urgetreidesorten unterscheiden sich zum Teil deutlich vom Weizen. Das erfordert von den Bäckerinnen und Bäckern viel handwerkliches Know-how und Geschick. So besteht bei Dinkel grundsätzlich eine Neigung zu sehr weichen Klebern. Deshalb können die Mehle teilweise zu weichen und nachlassenden Teigen neigen. Hier muss in der Bäckerei gegengesteuert werden. Auch Einkorn und Emmer haben die Tendenz zu klebrigen, laufenden Teigen ohne Gärstabilität. Emmer hat zum Teil sehr hohe Rohproteingehalte. Auch der Gehalt an Klebereiweiß ist höher als im Weichweizen.

Mehle aus Urgetreidearten sind weitaus sensibler, zum Beispiel bei der Knetung. In der Regel müssen Teige aus Urgetreidemehlen langsamer und länger geknetet werden. Ein Überkneten führt dagegen schnell zu klebrigen Teigen.


Film ab: Informationen rund um Einkorn

Anbau, Verarbeitung, Züchtung und Wert für die menschliche Ernährung


Eigenschaften und Inhaltsstoffe der Urgetreidearten

Quelle: AMI nach Demeter.de; Initiative Urgetreide; fei-bonn

Urgetreidesorten bieten Potenzial

Urgetreide wie Einkorn, Emmer und Co. bringen mit ihren spezifischen Backeigenschaften Vielfalt in die Bio-Backstube und sind ein interessantes Marketinginstrument. An der Universität Hohenheim lief dazu der wahrscheinlich weltgrößte Feldversuch mit Urgetreide. Fazit der Forscherinnen und Forscher: "Eine erfolgreiche Reetablierung alter Arten ist möglich, hängt aber unter anderem davon ab, ob eine stabile Wertschöpfungskette geschaffen werden kann".

Prof. Dr. Friedrich Longin von der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim in Stuttgart fasst es wie folgt zusammen:

Urgetreide haben bei Anbau und Verarbeitung ihre Besonderheiten. Man muss wissen, wie sie zu handhaben sind. Doch die Mühe lohnt sich, denn Urgetreide sind erhaltenswerte Kostbarkeiten mit großem Potenzial."

Text: Diana Schaack, AMI


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Letzte Aktualisierung 04.04.2025

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