"Rispenhirse kann dieses Problem reduzieren", sagt der Naturland-Berater Werner Vogt Kaute. "Denn sie weist sehr viel höhere Methioningehalte auf als übliche Getreide und das bei einem insgesamt vergleichsweise geringen Rohproteingehalt." In einem BÖLN-geförderten Projekt, das von Vogt-Kaute betreut wurde, konnten über drei Anbaujahre und Standorte in Deutschland im Schnitt der untersuchten Sorten Methioningehalte von durchschnittlich 3,46 Gramm pro Kilogramm Frischmasse ermittelt werden. Zum Vergleich: Getreidearten wie Weizen oder Gerste bringen es auf 1,7 bis 1,8 und selbst Körnerleguminosen wie Erbsen und Ackerbohnen nur auf 2,0 bis 2,1.
Ein weiterer Vorteil ist: "Rispenhirse ist eine Getreideart, die im heimischen Anbau gut zu kultivieren ist", so Vogt-Kaute. Durch den Einsatz von Rispenhirse könne damit der Anteil regional erzeugter Getreide in der Futterration wieder erhöht und der Anteil an zugekauften, meist importierten Ölkuchen gesenkt werden – um rund acht Prozent, wie ein Rationsbeispiel aus dem Projekt OK Net ecofeed zeigt. Die Reduzierung des Ölkuchenanteils durch die rohproteinarme Rispenhirse wiederum habe zur Folge, dass der Rohproteingehalt der Ration insgesamt etwas gesenkt werden könne – bei OK Net ecofeed um 1,5 Prozent. Das komme der Gesundheit der Tiere zugute und senke zudem den Stickstoffgehalt des Kots.
Einziger Schwachpunkt der Rispenhirse, so Vogt-Kaute, sei ihr niedriger Gehalt an Lysin. Lysin lasse sich aber sehr gut durch lysinreiche Körnerleguminosen wie Erbsen, Ackerbohnen oder Sojabohnen in die Ration bekommen.
Legeleistung kann durch Hirsefütterung leicht gesteigert werden
Auf die Leistung der Tiere hat die Fütterung mit Hirse einen positiven Effekt, wie erste Tastversuch des Projekts zeigten. Im Winter 2020/2021 wurden Hühner einer Versuchsgruppe mit einem Hirseanteil von 20 Prozent an der Ration gefüttert. Die Kontrollgruppe bekam keine Hirse, die Ration war aber so zusammengestellt, dass die Inhaltsstoffe der Rationen möglichst gleich waren (siehe Tabelle). Während die Kontrollgruppe ohne Hirse in beiden Versuchsdurchgängen an Legeleistung verlor, konnte die Legeleistung der Rispenhirsegruppe um einige Prozent gesteigert werden. Zudem waren die Eier der Hirsegruppe im Durchschnitt etwas schwerer.