Roggen ist mit knapp 75.000 Hektar Anbaufläche (2019) nach Weizen die wichtigste Getreidekultur im ökologischen Landbau. Er spielt auch in den Fruchtfolgen des ökologischen Anbaus eine wichtige Rolle, insbesondere auf schwächeren Standorten.
Das Absatzpotenzial am Ökomarkt ist jedoch aufgrund der Konsumgewohnheiten klar begrenzt. Die Verwertung erfolgt praktisch ausschließlich als Backroggen. Voraussetzung ist, dass die Qualitätsansprüche erfüllt werden (Fallzahl: >120; Verkleisterungstemperatur > 63 Grad; Schrot-Amylogramm > 270; Hektolitergewicht >70 kg/hl; wichtig: frei von Mutterkorn). Der Futterwert und der Anteil in Futterrationen sind für Rinder und Schweine (bis zu 50 Prozent in der Ration) höher als oft angenommen wird. Die Vermarktung als Futterroggen ist jedoch wegen deutlich geringerer Erlöse nur begrenzt möglich.
Standort
Roggen ist eine der genügsamsten Getreidearten. Er ist überwiegend selbstverträglich und kommt bei geringerem Ertragsniveau auch mit schwachen, sandigen, kalten oder höher gelegenen Standorten und schlechter Kalkversorgung (bis pH-Wert fünf) klar. Bei schweren Böden und kalten, nassen Frühjahren kann es zu Problemen kommen. Roggen verträgt aufgrund eines ausgeprägten Wurzelwerkes und einer früheren Abreife Sommertrockenheit besser als Weizen.
Fruchtfolge
Durch den langen Wuchs und seine Genügsamkeit steht der Roggen in der Regel als abtragendes Glied in der Fruchtfolge. Er kommt auch mit höherem Unkrautdruck gut zurecht. Das Einbringen eines Kleegemenges als Untersaat ist im Roggen möglich.
Saat
Eine zeitige Aussaat führt zu einer ausreichenden Bestockung im Herbst, so dass Roggen wie erwünscht mit zwei, drei oder vier kräftigen Trieben gut entwickelt in den Winter gehen kann. Eine spätere Aussaat hat tendenziell weniger Herbstverunkrautung zur Folge, erhöht aber auch das Risiko von Ertragsverlusten durch eine unzureichende Vorwinterentwicklung. Ortsübliche Aussaattermine liegen je nach Standort in der Zeit vom 15. September bis 15. Oktober. Bei früher Saat kann eventuell abhängig vom Standort noch im Herbst gestriegelt werden.
DieSaatmenge liegt je nach Standort und Tausendkorngewicht (circa. 28 bis 40 Gramm) bei 90 bis 180 Kilogramm je Hektar. Bei Hybridsorten kann die Aussaatmenge um etwa 20 Prozent reduziert werden. Allgemein ist bei ungünstigen Aussaatbedingungen und späterer Saat eine Aussaatmengenerhöhung um zehn Prozent sinnvoll.
Saattermine und Saatmengen für RoggenStandort | Saattermin | Saatmenge (Körner pro m2) |
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leichte Standorte | 15. Sep bis 05. Okt | 250 - 300 |
mittlere Böden über 400 m Höhe | 20. Sep bis 10. Okt 15. Sep bis 05. Okt | 270 - 320 300 - 350 |
gute Böden | 20. Sep bis 15. Okt | 270 - 320 |
Die Verwendung von Saatgut mit hoher Keimfähigkeit ist vor allem bei erschwerten Bedingungen (Kalttest) unbedingt zu beachten. Zertifiziertes Ökosaatgut verfügt über eine entsprechende Keimfähigkeit und muss bei Hybridroggen verwendet werden. Nachbau ist grundsätzlich möglich, hat aber Mindererträge zur Folge. Bei Populationssorten kann nachgebaut werden. Es empfiehlt sich aber auch hier die Verwendung zertifizierten Saatguts, da es bei Roggen als Fremdbefruchter durch Nachbarfelder und Feldraine zu unerwünschter Bestäubung kommen kann und sich damit die Leistungsfähigkeit der Sorte möglicherweise reduziert.
Saattiefe, Reihenabstand, Walzen:Roggen sollte flach, das heißt ein bis drei Zentimeter tief, in ein gut abgesetztes, rückverfestigtes Saatbett ausgesät werden. Bewährte Reihenabstände liegen bei neun bis zwölf Zentimetern. Damit wird die optimale Standraumverteilung erreicht. Wichtig ist auch ein Anwalzen im Frühjahr, wenn im Winter die Böden gefroren sind.