Kartoffel

Ökologischer Kartoffelanbau

Im Jahr 2023 wurden auf 12.400 Hektar in Deutschland Bio-Kartoffeln angebaut. Das sind 4,7 Prozent der gesamten deutschen Kartoffelanbaufläche. Die Gesamterntemenge an Bio-Speisekartoffeln lag bei rund 249.000 Tonnen. Wegen der besonders umweltschonenden Produktionsbedingungen werden im Ökolandbau niedrigere Durchschnittserträge erzielt als in der konventionellen Landwirtschaft. Das Ertragsniveau liegt im Schnitt bei 20 Tonnen pro Hektar und beträgt damit rund 50 bis 60 Prozent des Niveaus im konventionellen Anbau. Die höheren Erzeugerpreise gleichen diesen Minderertrag jedoch wieder aus.

Lesen Sie mehr im Öko-Blog Kartoffel: Überblick über den Bio-Kartoffelmarkt in Deutschland

Die Kartoffel ist eine recht anspruchsvolle Kultur im ökologischen Anbau und setzt einiges an Wissen und Können der Erzeugerinnen und Erzeuger voraus. Kernprobleme des Öko-Kartoffelanbaus sind ein ungenügendes Stickstoffangebot im Frühjahr, ein hoher Krankheits- und Schädlingsbefall sowie Spätverunkrautung.

Im Folgenden beschreiben wir die wichtigsten Aspekte des ökologischen Kartoffelanbaus.

Standort

Kartoffeln bevorzugen leichte bis mittelschwere, tiefgründige und gut erwärmbare Böden mit ausgeglichener Wasserführung. Schwere, verdichte und staunasse Böden sollte für den Kartoffelanbau gemieden werden.

Die Kartoffel ist empfindlich gegenüber Trocken- und Nässeperioden, besonders während der Blüte und Knollenbildung. Eine Bewässerungsmöglichkeit ist von Vorteil, insbesondere in Trockenperioden.

Die Bodenart hat einen wesentlichen Einfluss auf die Knollenqualität, einschließlich Form, Farbe und Attraktivität. Auf leichten Böden entstehen tendenziell Knollen mit ansprechender Form, intensiver Farbe und flacheren Augen. Schwere, weniger erwärmbare Böden hingegen fördern die Produktion glattschaliger Knollen und minimieren das Risiko von Schorfbefall.

Fruchtfolge

Kartoffeln haben einen relativ hohen Nährstoffbedarf, insbesondere kurz nach dem Auflaufen. Gute Vorfrüchte sind daher solche, die den Boden im garen Zustand und mit großen Mengen an leicht zersetzbarem organischen Material hinterlassen. Dazu zählen einjähriges Kleegras, Körnerleguminosen, Feldgemüse oder Getreide mit (Leguminosen)-Zwischenfrucht. Der Kartoffelanbau direkt nach mehrjährigem Kleegras und Grünland sollte dagegen wegen der erhöhten Drahtwurmgefahr vermieden werden.

Eine Anbaupause von mindestens vier Jahren sollte eingehalten werden, um fruchtfolgebedingte Krankheiten und Schädlinge (v.a. Kartoffelzystennematode) zu vermeiden. Die Kartoffel selbst ist eine gute Vorfrucht für andere Kulturen, da sie den Boden in einem guten Garezustand hinterlässt. Gute Nachfrüchte sind Winterungen wie Weizen oder Roggen oder Zwischenfrüchte wie Senf oder Ölrettich.

Mehr zum Thema "Kartoffelanbau und Fruchtfolge" gibt es im Podcast Kartoffel-Talk. Was Zwischenfrüchte im ökologischen Kartoffelanbau bringen, welche Arten am besten verwendet werden und was es beim Zwischenfruchtanbau insgesamt zu beachten gilt, erfahren Sie im Video: Zwischenfrüchte im Öko-Kartoffelanbau.

Sortenwahl

In kaum einer Kultur ist die Sortenvielfalt so groß, sind die Merkmale in den einzelnen Sorteneigenschaften so breit gestreut wie bei der Kartoffel. Der Betrieb muss die Sortenwahl an die Bedürfnisse seiner Marktpartner, seiner Kundschaft und seines Standortes anpassen.

Für den Ökolandbau mit dem etwas geringeren Stickstoffdüngeniveau sind Sorten mit maximal mittlerer Knollenzahl und wenig Untergrößen vorteilhaft. Da die Bestände (v.a. wegen Krautfäule) meist eine geringere Vegetationsdauer erreichen, spielt die Schnelligkeit bei der Entwicklung der Knollen eine wichtige Rolle.

Als eines der wichtigsten Auswahlkriterien ist die Gesundheit der einzelnen Sorten zu beachten. Die Anfälligkeit für Rhizoctonia oder die Neigung zu Hohlherzigkeit auf wüchsigen Standorten müssen in der Sortenwahl Berücksichtigung finden. Insbesondere der Krautfäuleanfälligkeit muss unter ökologischen Bedingungen Beachtung geschenkt werden. Eine Resistenz gibt es hier nicht, aber die Sorten sollten entweder eine relative Toleranz aufweisen oder eine so schnelle Entwicklung haben, dass vor der Infektion mit Krautfäule ein ausreichender Ertrag gebildet werden kann. Auf leichten Böden spielt auch die Sortenneigung zu Schorf und Eisenfleckigkeit eine Rolle.

Als äußere Qualitätsmerkmale sollte eine Sorte eine formschöne Knolle mit geringer Neigung zu Missbildungen und einer glatten Schale mit möglichst flachen Augen bieten. Bei der Einteilung in Kochtypen wird zwischen festkochenden Salatsorten, vorwiegend festkochenden und mehligen Typen zum Kartoffelbrei unterschieden.

Die Lagerfähigkeit einer Sorte muss in der Vermarktungsstrategie berücksichtigt werden. Die Lagerfähigkeit ist abhängig von der Keimfreudigkeit der Sorte (in der Regel sind frühreife Sorten keimfreudiger) und vom physiologischen Alter der Knollen. Heiße Sommer mit hoher Wärmesumme oder hohe Lagertemperaturen lassen die Knollen physiologisch schneller altern. Diese sind in der Folge "unruhiger" im Lager.

Die beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes (PDF-Datei) und die Veröffentlichungen von ökologischen Sortenversuchen helfen bei der Sortenwahl, zum Beispiel Öko-Kartoffel-Sortenversuche 2023, Landwirtschaftskammer NRW.

Mehr zum Thema gibt es in unserem Podcast "Kartoffel-Talk" in der Folge Kartoffelsorten im Bio-Anbau und im "Öko-Blog Kartoffel" zur Kartoffelzüchtung für den Öko-Landbau.

Öko-Sortenversuche

In den Bundesländern werden jährlich verschiedene Sorten unterschiedlicher Kulturarten getestet. Dabei werden (zum Teil) auch Versuche auf Öko-Betrieben durchgeführt. Unter den folgenden Links finden Sie die jeweiligen Webseiten, auf der die Versuchsergebnisse der Bundesländer für verschiedene Kulturen veröffentlicht werden.

Boden- und Pfanzbettvorbereitung

Bei der Bodenvorbereitung ist es entscheidend, stein- und klutenfreie Erntedämme zu schaffen, da Steine und Kluten das Wachstum der Kartoffeln behindern, die Knollen verformen und sie bei der Ernte beschädigen können.

Auf schweren Böden und bei Kleegrasumbruch ist der Einsatz eines Pflugs empfehlenswert, während auf mittelschweren Böden und in trockenen Regionen ein Grubber genutzt werden kann – auch um Wasserverluste zu minimieren. Die Grundbodenbearbeitung sollte nur erfolgen, wenn der Boden ausreichend abgetrocknet ist (beugt Klutenbildung vor), wobei der ideale Zeitpunkt von den Standort- und Bodenverhältnissen abhängt. Auf schweren Böden ist eine Bearbeitung im Spätherbst sinnvoll, da der Boden im Frühjahr schneller abtrocknet. Leichte Böden können hingegen im Frühjahr bearbeitet werden, vorzugsweise nach dem Anbau von Zwischenfrüchten und unter Berücksichtigung einer möglichen Rückverfestigung.

Auf leichten Böden wird die Pflanzbettvorbereitung auf vielen Betrieben mit einer Saatbettkombination (Federzinken mit Stabwalze) durchgeführt. Auf schwereren Böden sind zapfwellengetriebene Geräte wie die Kreiselegge oder Rüttelegge stärker im Einsatz, um ein klutenfreies Pflanzbett zu schaffen. Eine Bearbeitungstiefe von etwa 15 Zentimeter sollte eingehalten werden, um genügend lockeres Bodenmaterial für den Dammaufbau zur Verfügung zu haben.

Pflanzgut

Pflanzgut für den ökologischen Kartoffelanbau muss aus ökologischer Vermehrung stammen. Die Verfügbarkeit von Öko-Saat- und Pflanzgut kann in der Datenbank www.organicxseeds.de überprüft werden. Wenn möglich sollte das Pflanzgut vorgekeimt werden.

Infos zum Vorkeimen und Pflanzen von Frühkartoffeln bietet das Video im Öko-Blog Kartoffel: Frühkartoffel-Erzeugung: Pflanzen und Vorkeimen

Pflanzung

Wichtigstes Kriterium zur Bestimmung des Pflanztermins ist die Bodentemperatur, die bei 8 °C liegen sollte (bei vorgekeimten Kartoffeln bei 6 °C). Außerdem muss der Boden zur Pflanzung ausreichend abgetrocknet sein.

Standardmäßig werden Speisekartoffeln mit einem Reihenabstand von 75 Zentimeter und einem Abstand zwischen 32 und 36 Zentimeter in der Reihe gelegt. Daraus ergibt sich eine Pflanzdichte zwischen 37.000 und 40.000 Knollen pro Hektar.

Mehr zum Thema gibt es im unseren Podcast Kartoffeltalk in der Folge Bodenvorbereitung und Pflanzung.

Pflege und Unkrautregulierung

In der Pflege wird zwischen Abstriegeln und Anhäufeln der Dämme gewechselt. Dem Unkraut kann im frühen Stadium (Fädchenstadium) am besten zu Leibe gerückt werden. Die Netzegge passt sich der Oberfläche optimal an.

Auf leichten Böden werden die Dämme meist mit Scharhäufler - kombiniert mit Dammstriegel oder Dammformgerät - gepflegt und aufgebaut. Auf schwereren Böden wird vorzugsweise die Reihenfräse oder ein Scheibenhäufler für den Dammaufbau verwendet. Die Verletzung von Stolonen muss allerdings vermieden werden.

Mit einem Abflämmgerät lässt sich der Erfolg der Krautabtötung verbessern.


Film ab: Nachhaltige Beregnung von Kartoffeln


Krankheiten und Schädlinge

Die Kraut- und Knollenfäule (Pythopthora infestans) ist eine der bedeutendsten Krankheiten im ökologischen Kartoffelbau. Durch Kartoffelschorf (Streptomyces scabies) wird allein die äußere Qualität beeinträchtigt und kann bei starkem Auftreten zur Ablehnung oder Minderung einer Speisepartie führen. Die Wurzeltöterkrankheit (Rhizoctonia solani) verursacht Auflaufprobleme im Frühjahr und damit Fehlstellen. An den Knollen treten schwarze Pocken, sogenannte Sklerotien, auf.
Die Larven des Kartoffelkäfers können in trockenen, heißen Jahren durch ihren starken Blattfraß zum Teil erhebliche Schäden verursachen. Drahtwürmer (Larven verschiedener  Schnellkäfer) können in trockenen Jahren enormen Schaden durch ihren Lochfraß an den Knollen anrichten. Dies kann bis zur Abnahmeverweigerung ganzer Partien durch den Handel führen.

Weitere Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel finden Sie in unserem Pflanzendoktor.

Ernte und Lagerung

Nach dem kompletten Absterben des Krautes sollte nach Erreichen der Schalenfestigkeit (frühestens nach zwei bis drei Wochen) die Ernte beginnen. Denn die Drahtwurm-, Silberschorf- und Rhizoctonia-Gefahr steigt beim Verbleib der Knollen im Damm.

Die Einlagerung sollte möglichst beschädigungsfrei und schonend erfolgen.

Die Kisten werden dann ins Lager gestellt und belüftet. Die Kartoffeln sollen trocken sein oder durch die Belüftung abtrocknen. Während der Wundheilungsphase, die zwei Wochen bei 15 Grad Celsius dauert, werden aufgetretene Verletzungen verkorkt. Danach wird in der Regel bei Speisekartoffeln auf die optimale Lagertemperatur runtergekühlt (je nach Sorte unterschiedlich).

Mehr Informationen finden Sie in unserem Öko Blog Kartoffel:


Letzte Aktualisierung 20.12.2024

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