Ernährungsbildung

Deutscher Ernährungstag: Schulen und Kitas im Fokus

Mit dem Deutschen Ernährungstag am 4. Juni begleitet das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) die Umsetzung der Ernährungsstrategie der Bundesregierung "Gutes Essen für Deutschland". Das diesjährige Motto "Initiativen für gutes Essen für Kinder und Jugendliche" stellt Maßnahmen in den Mittelpunkt, mit denen insbesondere die jungen Generationen an gesunde Ernährungsgewohnheiten herangeführt werden können.

Was versteht man unter Ernährungsbildung?

Ernährungsbildung zielt laut der D-A-CH-Arbeitsgruppe zur Ernährungs- und Verbraucherbildung auf die Fähigkeit, die eigene Ernährung politisch mündig, sozial verantwortlich und demokratisch teilhabend zu gestalten. Sie ist ein lebenslanger Prozess, der durch das soziokulturelle Umfeld – Familie, Kita, Schule, etc. – beeinflusst wird. Zur Ernährungsbildung gehören sowohl ästhetisch-kulturelle als auch kulinarische Bildungselemente: Wie sehen bestimmte Lebensmittel aus? Wo und wie werden sie erzeugt? Wie bereitet man sie zu? Wie schmecken sie?

Ernährungsbildung soll Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei der Entwicklung einer eigenverantwortlichen Ess- und Ernährungsweise unterstützen und begleiten. Neben individuell erwünschten, spielen auch gesellschaftlich sinnvolle Ess- und Ernährungsweisen eine wichtige Rolle, zum Beispiel die Planetary Health Diet, die unsere Gesundheit mit der Gesundheit des Planeten verbindet.

    Bildungsmaterialien des BZfE zur Planetary Health Diet

    Zusätzlich zu formalen Bildungseinheiten sollten auch die Mahlzeiten in Kitas und Schulen als Bildungsaufgabe verstanden werden, denn sie helfen dabei, Kinder und Jugendliche an einen selbstbestimmten, gesunden und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln heranzuführen. Für das Gelingen sind laut Bundeszentrum für Kita- und Schulverpflegung zwei Faktoren wesentlich: ein gesundheitsförderliches und nachhaltigeres Speisenangebot sowie ein pädagogischer und struktureller Rahmen, der Ernährungslernen möglich macht.

    Dazu gehören unter anderem

    • alltagsbegleitende Tätigkeiten, zum Beispiel ein gemeinsamer Lebensmitteleinkauf oder gemeinsames Essen,
    • Bildungseinheiten aus der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und
    • strukturelle sowie pädagogische Rahmensetzungen, zum Beispiel die Qualifizierung der Mitarbeitenden in der Schul- und Kitaverpflegung.

    Warum ist Ernährungsbildung in Kita und Schule wichtig?

    Laut Bundeszentrum Kita- und Schulverpflegung essen die meisten Kinder in ihrer Kindertagespflegestelle zu Mittag. Außerdem kommen bei Betreuungszeiten von durchschnittlich 32 Wochenstunden bei Kindern unter drei Jahren weitere Mahlzeiten wie Frühstück oder Zwischenverpflegung hinzu. Sowohl der Betreuungsumfang als auch die Anzahl der Mahlzeiten können sich entscheidend auf die Entwicklung der Essgewohnheiten der Kinder auswirken.

    Ernährungsbildung kann dabei helfen, dass Kinder und Jugendliche frühzeitig ein Bewusstsein für gesunde Ernährung entwickeln und aktiv zu erleben, wie Lebensmittel entstehen. Prof. Dr. Nanette Ströbele-Benschop, Professorin für Angewandte Ernährungspsychologie am Institut für Ernährungsmedizin an der Universität Hohenheim in Stuttgart, beschäftigt sich mit den verschiedensten Aspekten, die unser Ernährungsverhalten prägen, mit dem Ziel das menschliche Verhalten besser zu verstehen. Partizipation ist laut Prof. Dr. Nanette Ströbele-Benschop ein bedeutender Aspekt, nachhaltige und gesunde Ernährungsgewohnheiten bei Kindern und Jugendlichen zu begünstigen:

    Kinder und Jugendliche brauchen die Möglichkeit, sich aktiv an der Gestaltung von Gewohnheitsveränderungen zu beteiligen, um nicht nur ihre Eigenverantwortung, sondern auch ihre Freude an solchen Aktivitäten zu fördern. Darüber hinaus gilt es, relevante Themen zur Stärkung eines nachhaltigen Bewusstseins auf allen Ebenen in den Alltag der Kinder und Jugendlichen zu integrieren. Als Vorbilder in Schulen, Freizeit, Familien und der Politik sollten wir den Spaß an diesen Themen vorleben, um eine positive Einstellung zu fördern.

    Die Oecotrophologin und Referatsleiterin für Ernährungsbildung am Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) Dr. Yvonne Ilg unterstützt dies:

    Ernährungsbildung lohnt sich immer – ganz besonders in Kita und Schule. Denn die Weichen für eine gute Ernährungskompetenz werden früh gestellt und über Bildungseinrichtungen werden nahezu alle Kinder erreicht. Was wir täglich essen und trinken wirkt sich entscheidend auf unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit aus. Ernährungsbildung in Kitas und Schulen ist daher ein wesentlicher Baustein für mehr gesundheitliche Chancengleichheit.

    Materialien des BZfE für die Ernährungsbildung in der Schule

    Was sind Ernährungsumgebungen?

    Ernährungsbildung wird in Schule und Kita um die Ernährungsumgebung ergänzt. Hier geht es darum, ob und wie leicht bestimmte Lebensmittel – oder zum Beispiel Trinkwasser – Kindern und Jugendlichen zugänglich sind. Wie Vera Stöbel, Projektmanagerin für die Stadt Essen im Projekt "SchoolFood4Change" betont, wollen Kinder und Jugendliche ihre Ernährungsumgebungen gerne mitgestalten. Im Interview mit Vera Stöbel und Alice Baumgärtner haben wir die konkreten Wünsche gesammelt und stellen zudem die Whole School Food Approach vor, die es Schulen erlaubt, Ernährung an allen relevanten Stellen mitzudenken und alle wichtigen Akteurinnen und Akteure miteinzubeziehen.

    Um bestimmte Verhaltensänderungen im Essverhalten zu bewirken, können Schulen und Kitas sogenannte "Nudges" einsetzen: kleine Denkanstöße oder Maßnahmen wie die Platzierung eines gesunden Gerichts in einer Kantine. Wie die Verbraucherzentrale Hessen schreibt, setzen Nudging-Maßnahmen in der Kindertagesbetreuung sehr niedrigschwellig an, da die kleinen Tischgäste noch keine bewussten Ess-Entscheidungen treffen. Im Artikel sind einige "Stupser" als Praxistipps für Kitas aufgeführt, unter anderen:

    • Eine Auswahl an Gemüsesorten bieten,
    • Lebensmittel wiederholt anbieten,
    • hand- und mundgerechte Gemüsesticks bereitstellen und
    • kindgerechte Namen für Gerichte wählen.

    Welche "Nudges" es noch gibt und wie effektiv Nudging im Rahmen der Transformation des Ernährungssystems sein kann, erzählt auch Prof. Dr. Nina Langen von der TU Berlin im Interview.

    Materialien des BZfE für die Ernährungsbildung in der Kita

    Weitere Materialien und Infos für die Ernährungsbildung in der Kita:

    Ernährungsbildung vom Beet bis zum Teller

    "Früh übt sich" ist auch beim Thema Ernährung ein weiser Ratschlag. Nicht nur sollte mit der Ernährungsbildung im besten Fall schon in jungen Jahren begonnen werden, Ernährungsbildung beginnt schon im Beet oder auf dem Acker! Gesunde und nachhaltige Lebenswelten entstehen dort, wo Kinder und Jugendliche aktiv mitgestalten dürfen – beim Anbau, beim Kochen und beim gemeinsamen Genießen.

    Immer mehr Einrichtungen setzen deshalb auf praktische Ernährungsbildung: Kinder und Jugendliche bauen hier selbst Gemüse, Kräuter und Obst an und erleben so, wie aus kleinen Samen gesunde Lebensmittel wachsen. Diese Erfahrungen fördern Wertschätzung, Neugier und Verantwortungsbewusstsein – und machen Lust auf mehr Gemüse auf dem Teller. Es geht um mehr als eine ausgewogene Ernährung, es geht um Lebensqualität und die Zukunftsfähigkeit unseres Planeten – ganz im Sinne der Planetary Health Diet.

    Viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, weniger Fleisch und Zucker, die Planetary Health Diet bietet eine wertvolle Orientierung für eine Ernährung, die uns fit hält und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen unserer Erde schont.

    Projekte in Kitas und Schulen, bei denen Kinder selbst Gemüse anbauen und neue Rezepte ausprobieren, zeigen, wie der planetare Speiseplan in den Alltag integriert werden kann:

    Kinder und Erwachsene bepflanzen Hochbeete. Quelle: Ackerhelden

    04.06.2025Bio im Alltag

    Ackerhelden machen Schule

    Mit knackfrischem Gemüse direkt aus dem Beet überzeugt das Projekt "Ackerhelden" seit 2013 Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen nicht nur vom leckeren Geschmack frischen Gemüses, sondern auch vom Spaß am Gärtnern. Oekolandbau.de sprach mit Tobias Paulert, Mitgründer der Ackerhelden, über ihr Engagement, junge Menschen für nachhaltige Ernährung und den eigenen Gemüseanbau zu begeistern.

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    Ernährungsbildung und Ökolandbau

    Im Rahmen der Planetary Health Diet ist auch der Ökolandbau entscheidend: Indem der Ökolandbau die Biodiversität auf und neben dem Acker fördert und Wasser, Boden sowie Klima schützt, werden die Planetaren Grenzen respektiert. In der Ernährungsbildung kann dies laut Dr. Yvonne Ilg auch bereits Kindern und Jugendlichen vermittelt werden:

    Im Unterricht, bei Exkursionen, im Kita- oder Schulgarten und nicht zuletzt in der Mensa oder im Pausenraum können Kinder und Jugendliche erfahren, was ökologische Landwirtschaft bedeutet und wie Bio-Lebensmittel schmecken. Das Erleben mit allen Sinnen eröffnet ganz andere Zugänge als reine Theorie. Wenn Schülerinnen und Schüler im Unterricht oder Kita-Kinder spielerisch lernen, welche Vorteile ökologische Landwirtschaft in Hinblick auf Umwelt oder Tierwohl hat, dann dürfen sie auch erwarten, dass sie in der Mittagspause die Möglichkeit erhalten, Speisen mit Bio-Lebensmitteln zu wählen.

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    Letzte Aktualisierung 04.06.2025

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