Projekt "BiOLogisch!": Regionale Bio-Wertschöpfungsketten in Oldenburg und Umgebung

Projekt "BiOLogisch!": Regionale Bio-Wertschöpfungsketten in Oldenburg und Umgebung

Das Projekt "BiOLogisch!" zielt darauf ab, tragfähige regionale Bio-Wertschöpfungsketten für Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie in und um Oldenburg aufzubauen. In der Projektlaufzeit sollen dazu stabile und langfristige Partnerschaften mit landwirtschaftlichen Betrieben etabliert werden.

In dem Projekt "BiOLogisch!" soll sowohl den vorhandenen Bio-Betrieben durch die Erschließung neuer Absatzmärkte eine stabile wirtschaftliche Perspektive als auch konventionellen Erzeugerinnen und Erzeugern ein Anreiz zur Umstellung gegeben werden. Gleichzeitig wird die Versorgung mit regionalen Bio-Lebensmitteln verbessert.

In der ersten Projektphase wird eine bio-regionale Pilot-Wertschöpfungskette mit einem Großverbraucher aufgebaut und in der Praxis erprobt, um daran Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen für diese zu entwickeln. Nach dieser Pilotphase wird der Aufbau neuer Partnerschaften mit weiteren Erzeugerinnen und Erzeugern und Abnehmern angestrebt. Vera Stolle-Brüers sorgt als Koordinatorin stetig für den Austausch und die Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren der Wertschöpfungskette.

Neben der Vernetzungsarbeit werden auch verschiedene Schulungen für Küchenleitungen, beispielsweise zum Einsatz von Bio-Produkten in Krankenhäusern und Pflegeheimen, und Fachtagungen für Erzeugende durchgeführt.

Daneben wird die Durchführung von Initialveranstaltungen zur Vernetzung der Akteurinnen und Akteure und zur Ausweitung des Akteurskreises durch die Förderung unterstützt.

Weitere Informationen zum Projekt: www.biologisch-ol.de


Interview mit Vera Stolle-Brüers

Vera Stolle-Brüers

Vera Stolle-Brüers ist geboren und aufgewachsen auf einem Biobetrieb im Landkreis Oldenburg. Nach einer Ausbildung zur (Stauden-)Gärtnerin,  studierte sie Agrarwissenschaften an der Hochschule Osnabrück und der Uni Kassel. Im Projekt "BiOLogisch" begleitet und fördert Frau Stolle-Brüers den Auf- und Ausbau eines Netzwerks aus Bio-Erzeugerinnen und -Erzeuger, Verarbeiterinnen und Verarbeitern und Großverbraucherinnen und -verbraucher in der Stadt Oldenburg und den umliegenden Landkreisen, mit dem Ziel tragfähige, regionale Bio-Wertschöpfungsketten für die Gemeinschaftsverpflegung und die Gastronomie in und um Oldenburg aufzubauen.

Um die Versorgung der Stadtbevölkerung mit regionalen Bio-Lebensmitteln zu verbessern und gleichzeitig neue Absatzmärkte für regionale Erzeugerinnen und Erzeuger zu schaffen, wurde das dreijährige Projekt "BiOLogisch!" ins Leben gerufen. Durch den Aufbau von Netzwerken zwischen Bio-Erzeugerinnen und -Erzeugern, Verarbeiterinnen und Verarbeitern sowie Großverbraucherinnen und Großverbrauchern sollen neue regionale Wertschöpfungsketten entstehen. Wir haben mit der Bio-Wertschöpfungskettenmanagerin Vera Stolle-Brüers über die Ziele und ersten Schritte des dreijährigen Projekts gesprochen.

Oekolandbau.de: Um was geht es bei dem Projekt?

Vera Stolle-Brüers: Der Ökolandbau bietet vielfältige Vorteile für Mensch und Umwelt: Er schont Boden und Wasser, erhält die Artenvielfalt und kann zum Klimaschutz beitragen. Doch in der Region Oldenburg liegen wir derzeit flächenmäßig noch deutlich unter dem Bundesschnitt von 11,4 Prozent (Stand 2023): im Landkreis Oldenburg werden zum Beispiel nur 2,7 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet, obwohl die Nachfrage nach regionalen Bio-Lebensmitteln besteht. Mit dem Projekt "BiOLogisch!" möchten wir die regionale Öko-Landwirtschaft stärken, indem wir die Vermarktung von regionalen Bio-Produkten in die Außer-Haus-Verpflegung fördern. So können Erzeugende neue Absatzmärkte gewinnen und Küchen von frischen und nachhaltigen Bioprodukten profitieren.

Oekolandbau.de: Welche Ziele sollen erreicht werden?

Vera Stolle-Brüers: Wir möchten die Bio-Landwirtschaft in der Region fördern, indem wir ein starkes Netzwerk aufbauen, das direkte Partnerschaften zwischen regionalen Erzeugerinnen und Erzeugern, Verarbeiterinnen und Verarbeitern, Händlerinnen und Händlern sowie Küchen ermöglicht. Aktuell wird ein hoher Anteil der Bio-Produkte aus anderen Regionen oder Ländern importiert, auch wenn ein Teil der Produkte hier erzeugt werden könnte. Der regionale Anbau bringt viele Vorteile mit sich: Diese reichen von einer hohen Qualität und Frische der Lebensmittel bis zu gesparten CO2-Emissionen durch kürzere Transportwege. Für die Bevölkerung von Oldenburg und dem Umland möchten wir die Ernährung nachhaltiger gestalten und gleichzeitig unsere Region "erschmeckbar" machen.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?

Vera Stolle-Brüers: Ich leiste Vernetzungsarbeit, zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Wertschöpfungskette und ermittle Hemmnisse und Chancen für mehr Bio in der AHV. Für Herausforderungen versuche ich mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden. Aktuell suchen zum Beispiel mehrere Küchen nach geschälten Bio-Kartoffeln und es gibt Landwirtinnen und Landwirte, die gern Bio-Kartoffeln liefern würden. Was noch fehlt, ist ein biozertifiziertes Verarbeitungsunternehmen zum Schälen der Kartoffeln. Daher spreche ich gerade mit verschiedenen Verarbeitungsbetrieben, um eine Lösung zu finden. Neben der Vernetzungsarbeit organisiere ich Fach-Workshops zu verschiedenen Themen sowie Infoveranstaltungen, um Verbraucherinnen und Verbraucher für nachhaltige Ernährung zu sensibilisieren und über die ökologische Landwirtschaft zu informieren.

Oekolandbau.de: Welche Partner sind mit im Boot? Was tragen diese zum Projekt bei?

Vera Stolle-Brüers: Ein wichtiger Kooperationspartner ist der Ernährungsrat Oldenburg, der seit November 2017 tätig ist. Als zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss aus Ehrenamtlichen aus den Bereichen Landwirtschaft, Gemeinschaftsverpflegung, Handel und Zivilgesellschaft verfügt er über eine gute Vernetzung mit zentralen Akteurinnen und Akteuren der politischen und der Ernährungslandschaft im Raum Oldenburg. Ein wichtiger Kooperationspartner aus der Verarbeitung ist die Bio-Backstube vom Barkenhof. Hergen Barkemeyer stellt seit über 25 Jahren Bioland-Backwaren her und ist damit ein wichtiger Bio-Pionier in der Region, der die Gegebenheiten der Region sehr gut kennt und auf ein großes Netzwerk zurückgreifen kann.

Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist die Hofgemeinschaft Grummersort, die mit Landwirtschaft, Gärtnerei, Käserei, Bäckerei, Solawi und vielfältigen Bildungsangeboten einen besonders vielseitigen demeter-Betrieb in der Oldenburger Region darstellt. Als Bio-Pionier, der seit Ende der 1970er biologische Lebensmittel erzeugt, kann die Hofgemeinschaft Grummersort mit breitem Fachwissen zur Bio-Erzeugung, -Verarbeitung und -Vermarktung unterstützen.

Oekolandbau.de: Was sind die ersten Schritte?

Vera Stolle-Brüers: Zuerst wurden die vorhandenen Strukturen analysiert und die Bedarfe sowohl auf Erzeugungs- als auch auf Küchenseite ermittelt. In der ersten Initialveranstaltungim Dezember 2024 wurden Potenziale und Herausforderungen ermittelt. Potenziale gibt es beispielsweise im Anbau von regionalem Bio-Gemüse, da Küchen daran ein starkes Interesse haben. Hemmnisse bestehen in fehlenden Schäl- und Verarbeitungsbetrieben und fehlender Logistik. Wichtige Schritte sind die Gespräche über eine mögliche Bio-Zertifizierung mit Verarbeitungsbetrieben. Auf Erzeugungsseite besteht hohes Interesse an der Rindfleischvermarktung in die Gemeinschaftsverpflegung. Auch an dieser Stelle fehlt es an biozertifizierten Verarbeitungsbetrieben, aktuell laufen Gespräche mit verschiedenen Verarbeitungsunternehmen, um tragfähige Partnerschaften aufzubauen.

Da der Einsatz von Bio-Lebensmitteln in Küchen oft Mehrkosten mit sich bringt, ist eine Beratung für Küchen zum möglichst kostenneutralen Einsatz für Küchen Teil des Projekts. Der Einsatz von mehr Hülsenfrüchten und die Verringerung des Fleischanteils pro Portion sind wichtige Hebel, um die Mehrkosten von Bio-Produkten gering zu halten. Parallel läuft die Entwicklung von Pilot-Wertschöpfungsketten – erfreulicherweise konnte bereits eine Kooperation zwischen einem Bio-Gemüsebauern und einer Schulküche aufgebaut werden.

Projektinfos

Weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie im Projektsteckbrief.

Das Projekt wird über die Förderrichtlinie RIWERT gefördert. Die Richtlinie ist eine Maßnahme des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, initiiert und finanziert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.


Letzte Aktualisierung 17.07.2025

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