Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?
Vera Stolle-Brüers: Ich leiste Vernetzungsarbeit, zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Wertschöpfungskette und ermittle Hemmnisse und Chancen für mehr Bio in der AHV. Für Herausforderungen versuche ich mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden. Aktuell suchen zum Beispiel mehrere Küchen nach geschälten Bio-Kartoffeln und es gibt Landwirtinnen und Landwirte, die gern Bio-Kartoffeln liefern würden. Was noch fehlt, ist ein biozertifiziertes Verarbeitungsunternehmen zum Schälen der Kartoffeln. Daher spreche ich gerade mit verschiedenen Verarbeitungsbetrieben, um eine Lösung zu finden. Neben der Vernetzungsarbeit organisiere ich Fach-Workshops zu verschiedenen Themen sowie Infoveranstaltungen, um Verbraucherinnen und Verbraucher für nachhaltige Ernährung zu sensibilisieren und über die ökologische Landwirtschaft zu informieren.
Oekolandbau.de: Welche Partner sind mit im Boot? Was tragen diese zum Projekt bei?
Vera Stolle-Brüers: Ein wichtiger Kooperationspartner ist der Ernährungsrat Oldenburg, der seit November 2017 tätig ist. Als zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss aus Ehrenamtlichen aus den Bereichen Landwirtschaft, Gemeinschaftsverpflegung, Handel und Zivilgesellschaft verfügt er über eine gute Vernetzung mit zentralen Akteurinnen und Akteuren der politischen und der Ernährungslandschaft im Raum Oldenburg. Ein wichtiger Kooperationspartner aus der Verarbeitung ist die Bio-Backstube vom Barkenhof. Hergen Barkemeyer stellt seit über 25 Jahren Bioland-Backwaren her und ist damit ein wichtiger Bio-Pionier in der Region, der die Gegebenheiten der Region sehr gut kennt und auf ein großes Netzwerk zurückgreifen kann.
Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist die Hofgemeinschaft Grummersort, die mit Landwirtschaft, Gärtnerei, Käserei, Bäckerei, Solawi und vielfältigen Bildungsangeboten einen besonders vielseitigen demeter-Betrieb in der Oldenburger Region darstellt. Als Bio-Pionier, der seit Ende der 1970er biologische Lebensmittel erzeugt, kann die Hofgemeinschaft Grummersort mit breitem Fachwissen zur Bio-Erzeugung, -Verarbeitung und -Vermarktung unterstützen.
Oekolandbau.de: Was sind die ersten Schritte?
Vera Stolle-Brüers: Zuerst wurden die vorhandenen Strukturen analysiert und die Bedarfe sowohl auf Erzeugungs- als auch auf Küchenseite ermittelt. In der ersten Initialveranstaltungim Dezember 2024 wurden Potenziale und Herausforderungen ermittelt. Potenziale gibt es beispielsweise im Anbau von regionalem Bio-Gemüse, da Küchen daran ein starkes Interesse haben. Hemmnisse bestehen in fehlenden Schäl- und Verarbeitungsbetrieben und fehlender Logistik. Wichtige Schritte sind die Gespräche über eine mögliche Bio-Zertifizierung mit Verarbeitungsbetrieben. Auf Erzeugungsseite besteht hohes Interesse an der Rindfleischvermarktung in die Gemeinschaftsverpflegung. Auch an dieser Stelle fehlt es an biozertifizierten Verarbeitungsbetrieben, aktuell laufen Gespräche mit verschiedenen Verarbeitungsunternehmen, um tragfähige Partnerschaften aufzubauen.
Da der Einsatz von Bio-Lebensmitteln in Küchen oft Mehrkosten mit sich bringt, ist eine Beratung für Küchen zum möglichst kostenneutralen Einsatz für Küchen Teil des Projekts. Der Einsatz von mehr Hülsenfrüchten und die Verringerung des Fleischanteils pro Portion sind wichtige Hebel, um die Mehrkosten von Bio-Produkten gering zu halten. Parallel läuft die Entwicklung von Pilot-Wertschöpfungsketten – erfreulicherweise konnte bereits eine Kooperation zwischen einem Bio-Gemüsebauern und einer Schulküche aufgebaut werden.