WSNuKa: Fleisch von Nutzkälbern aus der Bio-Milchviehhaltung

Projekt "WSNuKa": Fleisch von Nutzkälbern aus der Bio-Milchviehhaltung

Im Projekt "WSNuKa" sollen wirtschaftlich tragfähige Lösungen entwickelt werden, mit denen Nutzkälber aus der ökologischen Milchviehhaltung einen festen Platz in Bio-Wertschöpfungsketten erhalten. Neben der Etablierung von Vermarktungswegen, stehen der Wissenstransfer und die Vernetzung von Akteurinnen sowie Akteuren entlang der Wertschöpfungskette im Fokus.

Aktuell verlassen die meisten auf ökologischen Betrieben geborenen Nutzkälber aus der Milchviehhaltung ihre Herkunftsbetriebe und landen in der konventionellen Kälbermast, teilweise auch im Ausland.

Das Projekt "WSNuKa – unsere Biokälber" (Werschöpfung Nutzkalb) möchte Lösungen dafür aufzeigen und an der Umsetzung mitwirken, wie es gelingen kann, wirtschaftlich tragfähige Wertschöpfungsketten für Bio-Kälber aufzubauen. Damit Bio-Kälber auch als Bio-Kälber aufwachsen und ihr hochwertiges Bio-Fleisch aus Deutschland vermarktet werden kann.


Interview mit May-Britt Wilkens und Lisa Minkmar

May-Britt Wilkens und Lisa Minkmar verantworten gemeinsam das Projekt "WSNuKa" und sind bei der Ökologischen Tierzucht gGmbH tätig.

May-Britt Wilkens ist die Wertschöpfungskettenmanagerin im Projekt "WSNuKa" und bringt als Gründerin vom Online-Shop "besserfleisch" wertvolle Praxiserfahrung mit. Sie kennt sich bestens mit dem Verkauf von Biorindfleisch und dem Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungsketten aus – und engagiert sich mit Herzblut für faire Strukturen rund um Bruderkälber und Zweinutzungstiere.

Lisa Minkmar ist gelernte Großhandelskauffrau sowie studierte Juristin. Sie ist die Expertin für die Brudertiere Kalb und Hahn, sowie die Ansprechpartnerin für die ÖTZ-Mitarbeitenden und verantwortet das interne Projektcontrolling.

Oekolandbau.de: Welche Ziele sollen erreicht werden?

Ganz konkret wollen wir 150 Bio-Kälber pro Jahr in neu entwickelten oder bestehenden Bio-Wertschöpfungsketten unterbringen. Diese Bio-Wertschöpfungsketten müssen nun ins Leben gerufen werden.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?

Unsere Koordinationsstelle ist aufgeteilt auf zwei Personen: May-Britt Wilkens (20 Stunden) und Lisa Minkmar (12 Stunden) und bei der Ökologischen Tierzucht gGmbH angesiedelt.

Unsere Projektaufgabe ist es vor allem, die verschiedenen Akteure der potenziellen Wertschöpfungsketten zu identifizieren, zu finden und zu motivieren, sich mit uns und allen anderen Akteuren an den Tisch zu setzen und die Köpfe zusammenzustecken. Aber auch bereits gestartete Initiativen und Vermarktungsprojekte wollen wir integrieren und gemeinsam schauen, wie sie noch besser werden können. Wir müssen also die Einzelinteressen koordinieren, gemeinsame Arbeitspakete schnüren und die Bearbeitung begleiten. Wir als ÖTZ und Koordinationsstelle sind selbst nicht Teil der Wertschöpfungskette, unsere Aufgabe ist die beratende Begleitung aller Akteure auf dem Weg zur funktionierenden Wertschöpfungskette.

Das bedeutet Vernetzungsarbeit und Veranstaltungsorganisation, aber auch Recherche und Öffentlichkeitsarbeit.

Um unser Wissen aus der Projektarbeit für viele Akteure zugänglich zu machen, gestalten wir die Webseite UnsereBioKaelber.de, die primär dem Wissenstransfer und der Vernetzung dienen wird. Im späteren Verlauf des Projekts werden wir aus dem ermittelten Beratungsbedarf spezifische Angebote und themenspezifische Workshops erstellen.

Oekolandbau.de: Welche Partner sind mit im Boot? Was tragen diese zum Projekt bei?

Gestartet haben wir das Projekt mit Bioland Niedersachsen/Bremen, Demeter im Norden, der Brudertier Initiative Deutschland (BID), besserfleisch, der Elbtaler Hofschlachterei, Demeterhof HimP und dem Biolandbetrieb Meedehof.

  • Bioland und Demeter unterstützen uns mit breitem Fachwissen, einem großen Netzwerk und Erfahrung mit eigenen Kälberprojekten in der Vergangenheit.
  • Die BID bringt ihre Erfahrungen mit der in einigen Punkten vergleichbaren Bruderhahnfleischvermarktung ein und stellt umfangreiche Vorarbeiten zur Entwicklung und Zertifizierung eines möglichen Siegels zur Vermarktung von Fleisch- und Milchprodukten mit dem Mehrwert „Kälberaufzucht“ zur Verfügung.   
  • Unser Vermarktungspartner besserfleisch bringt Kenntnisse in Produktentwicklung und Vermarktungsstrukturen mit.
  • Unsere beiden Praxisbetriebe Hof HimP und Meedehof (beide mit eigener Kälberaufzucht) stehen uns mit Rat und Tat zur Seite, und sind jederzeit bereit, die ersten neuen Wertschöpfungsketten im ersten Schritt umzusetzen.  
  • Die Elbtaler Hofschlachterei musste leider inzwischen den Betrieb einstellen und ist leider nicht mehr dabei.

Unser Ziel ist es, nicht nur mit den „vorhandenen“ Partnern zusammenzuarbeiten, sondern aus unserem Kreis heraus ein starkes Netzwerk mit vielen verschiedenen Akteuren zu bilden. Denn das Thema ist so komplex und vielschichtig, dass es keine „One-fits-All“-Lösung geben wird, daher brauchen wir viele unterschiedliche Partner für eine ganze Reihe an Lösungsmöglichkeiten.

Oekolandbau.de: Was waren die ersten und sind die nächsten Schritte?

Im ersten Schritt identifizieren wir mittels einer Umfrage mögliche Wertschöpfungsketten und potenzielle AkteurInnen. Im zweiten Schritt fängt die groß angelegte Vernetzungsarbeit an: Welche Wertschöpfungsketten sind denkbar? Welche müssen von Grund auf neu gedacht werden und welche brauchen nur einen kleinen Schubs? Hier wird es dann spannend!

Unseren ersten Messeauftritt haben wir mit den Ökofeldtagen schon für erste Umfrageergebnisse nutzen können und auf der Landwirtschafts- und Verbrauchermesse Norla in Rendsburg (04.-07.09.2025) werden wir ebenfalls vertreten sein, um mit Landwirt:innen und Verbraucher:innen ins Gespräch zu kommen.

Gleichzeitig planen wir auch schon unsere Initialveranstaltung im November 2025 als große eigene Veranstaltung - mit wichtigen AkteurInnen der Branche, Fachaustausch und Vernetzungsmöglichkeiten.

Projektinfos

Weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie im Projektsteckbrief.

Das Projekt wird über die Förderrichtlinie RIWERT gefördert. Die Richtlinie ist eine Maßnahme des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, initiiert und finanziert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.


Letzte Aktualisierung 27.10.2025

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