Faire Bio-Partnerschaften

Fair Trade und Öko-Landbau: gemeinsam für eine bessere Welt

Immer mehr Bio-Produkte wie Kaffee oder Schokolade tragen ein Fairtrade-Siegel. Doch längst nicht alle fair gehandelten Produkte sind auch gleichzeitig Bio. Während der Öko-Landbau auf ressourcenschonende Anbaumethoden setzt, sorgt fairer Handel für gerechtere Arbeitsbedingungen und angemessene Preise für kleinbäuerliche Familien. Gemeinsam schaffen sie eine Zukunft, die sowohl die Umwelt schont als auch soziale Gerechtigkeit fördert.

Was bedeutet Fair Trade?

Fairer Handel verbindet Konsumentinnen und Konsumenten, Unternehmen und Erzeugerinnen und Erzeuger weltweit. Ein fairer Handel sorgt dafür, dass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern einen fairen Preis für ihreProdukte erhalten, der ihre Lebensgrundlage sichert und es ihnen ermöglicht, in ihre Zukunft zu investieren. Ein garantierter Mindestpreis für die Produkte schützt kleinbäuerliche Familien vorschwankenden Weltmarktpreisen und unfairen Handelspraktiken. Ein weiterer wichtiger Fokus des Fairen Handels liegt darauf, menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Beschäftigte auf Plantagen in Ländern des Globalen Südens zu schaffen.

Siegel des Fairen Handels

Das wohl bekannteste Fairtrade-Siegel wird in Deutschland durch den gemeinnützigen Verein TransFair vergeben. Die Zertifizierung hat einen entwicklungspolitischen Hintergrund und orientiert sich an den Kriterien der Fairtrade Labelling Organisations International (FLO). Mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet werden ausschließlich Rohstoffe, die im Globalen Süden produziert werden. In Europa angebaute Rohstoffe können nicht zertifiziert werden. Das Fairtrade-Siegel ist eine unabhängige Zertifizierung, da TransFair e.V. selbst keine Handels- oder Importinteressen verfolgt.

Außerdem findet man in Läden häufig das Logo der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH (GEPA) auf Produkten wie Kaffee oder Tee. Die GEPA vertreibt als Importeurin und Großhändlerin seit 1975 zu 100 Prozent fair gehandelte Produkte. Mit dem "fair+"-Zeichen will die GEPA zudem höhere Ansprüche als die aktuellen internationalen Standards, wie zum Beispiel FLO, setzen. Diese beinhalten unter anderem recyclingfähige und möglichst aluminiumfreie Verpackungen und eine Rückverfolgbarkeit der gesamten Lieferkette.

Der Umsatz mit Fairtrade-Produkten in Deutschland lag laut aktuellem Jahresbericht von Fairtrade Deutschland 2023 bei 2,6 Milliarden Euro und ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der forsa Umfrage zum Ernährungsreport 2024 wider: 70 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Fairtrade beim Lebensmitteleinkauf wichtig ist.

Mann steht auf Kakaoplantage.

18.12.2024Umwelt und Gesellschaft

Faire Bio-Schokolade genießen

90 Tafeln Schokolade verspeisen wir durchschnittlich im Jahr. Nur ein Bruchteil davon sind Bio und fair. Was in und an einer Schokolade "Bio" ist, unterliegt gesetzlichen Regeln. Dagegen sind die Begriffe "fair" und "nachhaltig" nicht klar geregelt. Noch immer gehören Armut und Kinderarbeit zum Alltag der afrikanischen Kakaofarmerinnen und Kakaofarmer. Für den Genuss ohne Reue gibt es aber bereits biofaire Schokolade.

 

mehr lesen
Teeplantage

20.10.2024Bio im Alltag

Was macht schwarzen und grünen Bio-Tee aus?

In der kalten Jahreszeit sind wir besonders heiß auf Tee. Egal ob schwarzer oder grüner Bio-Tee – alle sind immer umweltfreundlich hergestellt und enthalten fast nie Rückstände an chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Wer zusätzlich noch auf das Fairtrade-Siegel achtet, kann Bio-Tee mit bestem Gewissen genießen.

mehr lesen

Fair gehandelte Bio-Produkte

Fairer Handel und Öko-Landbau stehen für eine gerechtere und umweltfreundlichere Weltwirtschaft. Sie garantieren faire Löhne und Arbeitsbedingungen für Produzentinnen und Produzenten. Gleichzeitig fördern sie den Schutz der Natur durch umweltschonende Anbaumethoden. Gemeinsam bieten sie eine nachhaltige Alternative, die sowohl soziale Gerechtigkeit als auch ökologischen Wandel unterstützt – zugunsten von Mensch und Umwelt. Glücklicherweise wachsen diese beiden Ansätze immer weiter zusammen und der Anteil an fair gehandelten Bio-Produkten steigt. Doch das war nicht immer so.

Wie Fairtrade Deutschland in ihrem Statement "Fairtrade und Bio" schreibt, spielten ökologische Kriterien zu Beginn ihrer Bestrebungen für einen fairen Handel nur eine untergeordnete Rolle. Heute misst Fairtrade dem Öko-Landbau jedoch eine größere Bedeutung zu, da soziale und ökologische Aspekte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nicht ohne einander zu denken sind. Ein Drittel der Fairtrade-Kriterien im Standard für kleinbäuerliche Produzentenorganisationen sind mittlerweile Umweltkriterien.

Laut Fairtrade Jahresbericht 2023/2024 trugen im letzten Jahr 59 Prozent der Fairtrade-Produkte auch das EU-Bio-Logo. Beim Fairtrade-Kaffee sind es sogar 72 Prozent, bei Fairtrade-Tee 94 Prozent und bei Fairtrade-Schokolade immerhin 35 Prozent. GEPA-Produkte tragen zu 75 Prozent auch das EU-Bio-Logo und sind teils sogar Naturland zertifiziert. Das strategische Ziel von GEPA fair+ sind 100 Prozent Bio.

Auch Bio-Anbauverbände denken Bio und fair immer stärker zusammen und haben teilweise mit Naturland fair und Biokreis regional & fair eigene Zertifizierungssysteme entwickelt. Das Bio-Unternehmen Rapunzel Naturkost hat bereits Anfang der 1990er Jahre erkannt, dass fair gehandelte Produkte nicht zwangsläufig Bio sind und daher das Fairhandelsprogramm Hand in Hand ins Leben gerufen.

Gruppenbild von HAND IN HAND-Partnern. Quelle: Rapunzel

23.10.2024Umwelt und Gesellschaft

Fairhandelsprogramm von Rapunzel

Bereits seit 1992 bietet Rapunzel Naturkost seiner Kundschaft fair gehandelte Bio-Produkte mit dem eigens entwickelten und extern zertifizierten Fairtrade-Programm "Hand in Hand" an. Diese damals noch besondere Kombination von Bio und Fair ist bis heute keine Selbstverständlichkeit, denn fair gehandelte Produkte müssen nicht zwangsläufig auch bio-zertifiziert sein. Über die Unterschiede zu anderen Fairhandelsinitiativen und aktuelle Herausforderungen sprach Oekolandbau.de mit Barbara Altmann, Leiterin Nachhaltiges Lieferketten-Management bei Rapunzel Naturkost.

mehr lesen

Faire Bio-Partnerschaften durch Initiativen des Handels

Faire Handelspraktiken sind auch in Deutschland und Europa wichtig. Die hiesigen Handels- und Verarbeitungsunternehmen sollten sich dementsprechend für faire Bio-Partnerschaften mit Erzeugerinnen und Erzeugern im Globalen Süden engagieren. Die Integration von kleinbäuerlichen Gruppen aus Drittländern der EU in die EU-Öko-Verordnung ist einerseits eine Chance für mehr Transparenz in der Lieferkette, andererseits stellt sie sowohl Erzeugerinnen und Erzeuger als auch Handels- und Verarbeitungsunternehmen vor Herausforderungen.

Auch die Transparenz hinsichtlich der Arbeits- und Umweltbedingungen bei Zulieferern aus aller Welt entlang der Lieferkette war lange verbesserungswürdig. Um das zu ändern, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 2023 das nationale Lieferkettengesetz auf den Weg gebracht. Seit 1. Januar 2024 sind Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten dazu verpflichtet, die Einhaltung sozialer Mindeststandards entlang ihrer Lieferketten zu kontrollieren.

Nicht zuletzt stellen unfaire Handelspraktiken zwischen Bio-Landwirtinnen und -Landwirten sowie kleinen Handelsunternehmen auf der einen Seite und großen Unternehmen auf der anderen Seite auch in Deutschland und der EU ein großes Problem dar: Späte Zahlungen und rückwirkende Vertragsänderungen sind nur zwei Beispiele. Die Allianz FÖM will vor allem durch Beschwerdemöglichkeiten Abhilfe schaffen.

Fairtrade und entwaldungsfrei

Die Europäische Union (EU) hat eine neue Verordnung für den europäischen Markt auf den Weg gebracht: Die "EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte", kurz EUDR (Englisch: regulation on deforestation-free products). Rinder, Kakao, Kaffee, Ölpalme, Kautschuk, Soja und Holz sind diejenigen Rohstoffe, für die global am meisten Wald vernichtet wird. Daher müssen Marktakteurinnen und -akteure künftig für diese relevanten Rohstoffe nachweisen, dass sie "entwaldungsfrei und legal" produziert wurden.

Fairtrade Deutschland hat auf die neue Verordnung bereits mit grundlegenden Änderungen seines Regelwerks reagiert, die der EUDR entsprechen. Zudem wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein HREDD-Fond ("Human Rights and Environmental Due Diligence"-Fond) bewilligt, der Fair Trade-Unternehmen wie Fairtrade Deutschland und die GEPA sowie ausgewählte Kaffeepartnerinnen und -partner bei der Einhaltung der Maßnahmen fördern soll.


Letzte Aktualisierung 25.10.2024

Nach oben
Nach oben