Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch überlegen manche Betriebe, ihre Bestände aufzustocken oder in die Mastschweinehaltung einzusteigen. Für welches Mastschweine-Haltungsverfahren sich ein Landwirt oder eine Landwirtin entscheidet, hängt neben der persönlichen Neigung vor allem von den betrieblichen Gegebenheiten ab, etwa von der Arbeits- und Kapitalausstattung, den Ferkelbezugsmöglichkeiten und den Standortvoraussetzungen. Einige Eckpunkte sollten grundsätzlich beachtet werden, insbesondere bei Neubauten und größeren Beständen:
1. Rein-Raus-Verfahren
Mastställe ab rund 400 Plätzen sollten in Abteile gegliedert sein, die im Rein-Raus-Verfahren belegt werden. Betriebe mit einem kontinuierlichen Ferkelbezug, beispielsweise im Dreiwochenrhythmus, brauchen dann sieben Abteile. Nur so ist gewährleistet, dass in einem Abteil nur gleichaltrige Tiere sind und nach jeder Ausstallung konsequent gereinigt werden kann.
2. Baukastensystem
Sehr große Investitionen, die den Handlungsspielraum des landwirtschaftlichen Unternehmens auf einen sehr langen Zeitraum einengen, sind möglichst zu vermeiden. Vorteilhaft sind deshalb Baukastensysteme, mit denen die erforderlichen Investitionen in finanziell überschaubare Bauabschnitte aufgeteilt werden können.
3. Funktionssicherheit des Haltungsverfahrens
Aus arbeitswirtschaftlichen Erwägungen ist insbesondere die Funktionssicherheit eines Haltungsverfahrens von Bedeutung. Auslauf- und Niedrigtemperaturställe verringern die laufenden Kosten für Heizung und Lüftung und bieten gute Voraussetzungen für die Sauberkeit - bedingen aber in der kalten Jahreszeit höhere Futterkosten.
4. Reinigung und Desinfektion
Außer bei sehr niedrigen Außentemperaturen sollte nach jedem Durchgang das geräumte Abteil nass gereinigt und desinfiziert werden. Danach bleibt das Abteil etwa eine Woche leer. Beim Einstallen sollte die Liegefläche - am besten über eine Warmwasserheizung - auf eine Temperatur von etwa 25 Grad Celsius aufgeheizt sein.
5. Flüssig- oder Festmistverfahren
In der Vergangenheit waren in ökologisch bewirtschafteten Mastschweinebetrieben hauptsächlich Festmistsysteme anzutreffen. Größere Bestände erfordern jedoch relativ lange Mistachsen, über die Krankheitserreger von einer Gruppe zur nächsten übertragen werden können. Aus diesem Grund werden Ausläufe immer häufiger mit Betonspalten ausgelegt und als Flüssigmistsystem bewirtschaftet.
6. Gute Arbeitsplatzbedingungen
Große Bestände erfordern langes Arbeiten in den Ställen. Daher müssen Schadgase und Staub reduziert werden. Der Stall muss während der täglichen Kontrollen und insbesondere bei Tätigkeiten mit Schmutzverwirbelungen an beiden Seiten zu öffnen sein, damit er gut durchlüftet wird und ausreichend Tageslicht einfallen kann.
Die Haltungsverfahren
Bei den nachfolgend beschriebenen, in Öko-Betrieben gängigen Haltungsverfahren für Mastschweine sind jeweils die Gesichtspunkte herausgearbeitet, die im Hinblick auf Tiergesundheit, Kosten, Arbeitswirtschaft und Funktionssicherheit maßgeblich sind.
Tiefstreuställe
Tiefstreuställe bieten sich vor allem für kleine bis mittlere Bestände an, da mit relativ niedrigen Umbaukosten Altgebäude genutzt werden können. Der Strohaufwand ist allerdings mit etwa einem Kilogramm je Tier und Tag beträchtlich. Da die Kotflächen insbesondere in der Endmast regelmäßig nachgestreut werden müssen, ist auch der Handarbeitsaufwand von drei bis vier Stunden je Mastplatz und Jahr relativ hoch.
Da im Tiefstreustall zum einfacheren Entmisten bevorzugt größere Mastgruppen gehalten werden, ist die Tierbeobachtung aufwendiger und es muss mit einer erhöhten Verlustrate gerechnet werden. Zudem ist der Aufwand für das Aussortieren der schlachtreifen Schweine deutlich höher als in anderen Haltungsverfahren, da die Tiere in großen Mastgruppen leichter auseinander wachsen.
Schrägbodenställe
In Schrägbodenbuchten wird Stroh auf der Kontrollgangseite in die Bucht gebracht und wandert durch die Aktivitäten der Schweine auf dem schrägen Boden von der Berg- zur Talseite. Im oberen Buchtenbereich sind vier Prozent Gefälle vorzusehen, etwa ein Meter vor der Mistachse ist das Gefälle auf acht Prozent zu erhöhen. In der Praxis sind Fest- und Flüssigmistvarianten anzutreffen:
In der Festmistvariante befördern die Schweine das Stroh-/Kotgemisch aufgrund des Gefälles in den planbefestigten Mistgang, der etwa 20 Zentimeter tiefer liegt. Um die anfallenden Flüssigkeiten (vergeudetes Wasser, Urin) möglichst rasch abzuführen, ist im Mistgang eine Entwässerungsrinne vorzusehen. Mit dieser Einrichtung lässt sich bei zweimal wöchentlicher Entmistung eine gute Buchtensauberkeit erreichen.
In der Flüssigmistvariante ist der Mistgang um 17 Zentimeter höher gelegt und mit Betonspalten ausgelegt. Das Stroh-/Kotgemenge kann so durch einen Schlitz in den Güllekanal gelangen. Durch den Höhenunterschied und den in Richtung planbefestigten Boden vorgesetzten Spaltenboden können Beinverletzungen nicht immer ausgeschlossen werden. Auch bei geringem Stroheinsatz von 100 Gramm pro Tier und Tag verlangt der Kanal eine Vorrichtung zum Aufrühren der Gülle.
In Schrägbodenställen ist der Strohaufwand - am besten in Form von Kurzstroh mit 100 bis 300 Gramm je Tier und Tag deutlich niedriger als in Tiefstreuställen. Mit der Stroheinstreu vom Kontrollgang aus können die Schweine täglich schnell und effizient kontrolliert werden. Im Schrägbodenstall sind gute Produktionsleistungen bei einem Arbeitsaufwand von zwei bis drei Stunden je Mastplatz und Jahr möglich.