Mehr Bio für öffentliche Küchen in der Bio-Gemeinde Much
53804 Much
Ziel des Projekts war es, das Marktpotential einer speziellen Kennzeichnung für Rindfleisch aus artgerechter Haltung zu untersuchen. Dabei wurden Kommunikationsmaterialien zur extensiven, konventionellen und Öko-Mutterkuhhaltung entwickelt. Sie wurden anschließend in einer Verbraucherbefragung getestet. Darauf aufbauend sollte die Akzeptanz bei Verbraucherinnen und Verbrauchern und deren Zahlungsbereitschaft für so erzeugtes Fleisch ermittelt werden. Hierzu wurden 676 Verbraucherinnen und Verbraucher in Kaufexperimente in drei deutschen Städten befragt.
Aus dem Praxisprojekt lassen sich folgende Empfehlungen für eine besondere Kennzeichnung von Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung ableiten:
Verbraucherinnen und Verbraucher legen beim Fleischkauf großen Wert auf Frische, Geschmack und eine artgerechte Haltung der Tiere. Sie sind bereit, für Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung einen hohen Preis zu bezahlen.
Imagefilm | Dokumentarfilm | Informationsbroschüre | |
---|---|---|---|
Produkteigenschaft | |||
Ökologische Produktion | 3,62 | 5,54 | 6,44 |
Konventionelle Produktion | n. sign. | n. sign. | n. sign. |
Mutterkuhhaltung | 4,99 | 9,97 | 7,06 |
Weidehaltung | 2,67 | 3,08 | 1,75 |
n.sign.= nicht signifikanter Koeffizient und deshalb keine Berechnung der Zahlungsbereitschaft |
Fragen des Tierschutzes werden für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland beim Fleischkauf immer wichtiger. Extensive Mutterkuhhaltung, bei der Kälber über mehrere Monate gemeinsam mit ihrer Mutter weiden, dürfte bei Verbraucherinnen und Verbrauchern als eine besonders artgerechte Haltung wahrgenommen werden. Bisher wurde Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung im Handel nicht besonders gekennzeichnet, so dass sich keine, der Verbrauchernachfrage entsprechende, Produkt- und Preisdifferenzierung am Markt einstellen konnte. Der Versuch prüfte außerdem die Zahlungsbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher für das Fleisch. Die 676 Befragten trafen dabei in einer simulierten Situation eine Kaufentscheidung. Die Ergebnisse lieferten Rückschlüsse auf Kaufverhalten und bestimmte Vorlieben für Produkteigenschaften.
Im Rahmen des Versuchs wurde ein Kommunikationskonzept entwickelt. Es diente dazu, die Verbraucherinnen und Verbraucher über den Mehrwert der Mutterkuhhaltung aufzuklären. Die Befragungsergebnisse aus dem Kaufexperiment gaben Hinweise zur Zahlungsbereitschaft der Kundschaft für das Rindfleisch.
Die Befragung zeigte, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Rindfleisch eher selten kauften. Beim Kauf waren ihnen die Eigenschaften Frische, guter Geschmack und artgerechte Tierhaltung wichtig. Ein niedriger Preis spielte für die Verbraucherinnen und Verbraucher keine große Rolle. Allerdings schätzen viele Verbraucherinnen und Verbraucher Bio-Rindfleisch teurer ein, als es tatsächlich ist. Basierend auf diesen Ergebnissen sind Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus bereit, für besondere Produkteigenschaften, wie extensive Mutterkuhhaltung, einen hohen Preis zu bezahlen.
Informationen zu Produktqualität und Haltung wirken auf Verbraucherinnen und Verbraucher sehr positiv. Im Versuch kamen die Kommunikationsmaterialien Imagefilm, Dokumentarfilm (mit vielen Fakten) und Broschüre zum Einsatz. Manche Befragten erhielten keine Materialien. Nicht alle Kommunikationsmaterialien erzielten die gleichen Ergebnisse. Dokumentarfilm und Informationsbroschüre eigneten sich im Versuch am besten, um die Haltung der Rinder zu kommunizieren. Die Kennzeichnung des Rindfleisches mit „extensive Mutterkuhhaltung“ stellte sich bei den Befragten am erfolgreichsten heraus.
Um die Mutterkuhhaltung auf Grünland zu fördern, ist ein deutschlandweites Zertifizierungsprogramm nötig. Dabei müssten Aspekte wie Logistik, Transport und die Vermittlung von Absetzern und Kälbern betrachtet werden. Auch die Organisation zentraler Schlachtstätten und die Vermittlung von Abnehmern muss dabei berücksichtigt werden.
Universität Kassel
Steinstraße 19
37213 Witzenhausen
Dr. Antje Risius, geb. Korn (aktuell: Uni Göttingen)
E-Mail: a.risius@uni-goettingen.de
Telefon: +49 (0) 551 39- 262 48
06/2012 – 10/2014